Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0942 - Der Margor-Schwall

Titel: 0942 - Der Margor-Schwall
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
für alle Fälle ein Atemgerät, einen Scheinwerfer, ein Universal-Arm-bandgerät und zwei Waffen mit sich: einen Handstrahler und einen Para-lysator.
    Als sie in die Grotte kam, sah sie, wie die Zwotterfrauen bereits damit beschäftigt waren, am Ausgang porös und leicht wirkendes Schiefergestein übereinanderzuschichten und mit einer mörtelartigen Masse zu verbinden. „Wieso wollen sie den Shift einmauern?" erkundigte sie sich bei Eteara. „Zur Tarnung", antwortete die Zwotterfrau. „Sicher ist sicher."
    Jenny kehrte noch einmal in den Shift zurück und aktivierte einen Peilsender, damit sie den Flugpanzer aus geringer Entfernung jederzeit würde orten können. Erst danach verließ sie mit Eteara die Grotte.
    Dort stieß eine von Ahrzabas Probanden zu ihnen, die sie zur Erkundung der Lage ausgeschickt hatten.
    Sie hieß Aiteli und war hochgradig schwanger. Jenny drosselte das Licht ihres Scheinwerfers, als Aiteli unter dem grellen Lichtstrahl die hornigen Lider schloß. „Was hast du herausgefunden, Aiteli?" fragte Jenny. „Es hat sich in der Kolonie einiges geändert", antwortete die Zwotterfrau zögernd. „Die meisten Frauen der Kolonie wissen über die Psychode und unsere Vorfahren, die Läan-der, nicht Bescheid.
    Aber ich habe eine Eingeweihte getroffen, die uns zu Weittel bringen will. Das ist die Anführerin der Anima-Kolonie, und sie scheint sehr streng zu sein." Sie lief auf ihren kurzen Beinen voran, mit beiden Händen ihren prallen Leib schützend. „Beeilt euch", rief sie ihnen im Laufen über die Schulter zu. „Ich spüre, wie das Leben in mir ans Licht der Welt drängt. Ich habe nicht mehr viel Zeit."
    Eteara schloß mit trippelnden Schritten zu ihr auf, und Jenny hatte Mühe, den beiden zu folgen.
    Sie drangen in enge Felsspalten ein, durchquerten Gewölbe, aus denen gedämpftes Stöhnen und Wimmern drang. Als Jenny einmal den Strahl ihres Scheinwerfers in ein solches Gewölbe richtete, sah sie dort eine Reihe zugemauerter Felsnischen, in denen nur kleine Scharten freigelassen waren. Kam das Stöhnen aus diesen Kerkern?
    Endlich bogen Eteara und Aiteli in eines der Gewölbe ein. Dort waren zwei Zwotterfrauen gerade dabei, eine Höhle zuzumauern. Eine dritte kam gestikulierend auf sie zu und rief in schlechtem Interkosmo: „Licht aus! Und verdunkeln!"
    Jenny drehte die Leuchtkraft wieder zurück, bis die Zwotterfrau vor ihnen sich beruhigte. „Das ist Shauda", stellte Aiteli sie vor. „Sie wird euch zu Weittel bringen."
    „Und was wird aus dir, Aiteli?" fragte Jenny die Zwotterfrau, die sich der halb zugemauerten Höhle zuwandte. Aber Aiteli gab keine Antwort. Sie drehte sich nicht einmal um, winkte im Davoneilen mit den Armen nur ab. Die Zwotterfrau verschwand in der Höhle, und die beiden „Maurer"-Frauen gesellten sich zu ihr. „Kannst du es dir nicht denken, Jenny?" sagte Eteara und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Keine Worte!" befahl Shauda. „Weittel wird antworten."
    Aber Jenny hatte verstanden. Sie dachte schaudernd daran, daß Virna Marloy hier irgendwo Boyt Margor zur Welt gebracht hatte. Für eine Gäanerin, die mit den seltsamen Sitten der Zwotter nicht vertraut war, mußte es ein schreckliches Erlebnis gewesen sein, in der Finsternis und Abgeschiedenheit einer zugemauerten Höhle zu entbinden.
    Was mußte diese arme Frau durchgemacht haben! Aber verglichen mit dem, was ihr Boyt Margor nach seiner Heimkehr auf Gäa angetan hatte, mochte das Erlebnis in diesem Höhlenlabyrinth harmlos gewesen sein. Für Zwotterfrauen war es die natürlichste Sache von der Welt, sich ins Innere dieses Berges zu verkriechen und erst wieder ins Freie zurückzukehren, wenn sie sich erneut zurück in Männer verwandelt hatten. Es war eine uralte Tradition, daß Zwotter sich nur während der Mann-Phase in der Öffentlichkeit zeigten, in der ihre Sinne abgestumpft waren.
    Jenny gewann immer mehr den Eindruck, daß die wenigsten Zwotterfrauen der heutigen Generation wußten, worin dieses Verhalten wurzelte. Einst hatten sich die Zwotterfrauen in die Höhlen ihrer Ahnen zurückgezogen, um hier mit den Psychoden, dem geistigen Vermächtnis der Läander, zu experimentieren - in der Hoffnung, wie jene den Zustand des körperlosen Seins zu erreichen und ihnen in die paraplasmatische Sphäre des Staubmantels zu folgen.
    Aber Jahrhunderttausende waren eine lange Zeit, und der geistige Verfall während der Mann-Phase hatte die Zwotter in ihrem Bemühen, ihren Vorfahren in die Körperlosigkeit zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher