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0941 - Echsenauge

0941 - Echsenauge

Titel: 0941 - Echsenauge
Autoren: Jason Dark
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sich davor, denn dieses Stück Urlandschaft wurde von Krokodilen und Alligatoren sowie Schlangen bewohnt, die nicht eben die Freunde des Menschen waren.
    Beherrscht wurde die Landschaft hinter der Scheibe nicht nur von tropischen Gewächsen, sondern auch von einem ziemlich großen, mit grünlich schimmernden Wasser gefüllten Teich. In ihm schwammen die Riesenechsen.
    Das Licht war gedämpft. An manchen Stellen streifte es das Grün der Gewächse wie scharfe, helle Schwertklingen. Andere Teile lagen in einer bedrohlichen Düsternis.
    Ein Krokodil hatte es sich am Ufer bequem gemacht. Seine Schnauze lag platt auf dem Boden. Die etwas vorstehenden Augen waren geschlossen, doch hin und wieder blinzelte es, als wollte es den Gaffern mitteilen, daß sie ja draußen blieben.
    »Sieht doch harmlos aus«, sagte ich. »Was ist daran Besonderes?«
    »Wirst du gleich sehen!«
    »Warum?«
    »Die Fütterung.«
    »Ah, das alles ist der Höhepunkt.« Ich räusperte mich. »Mal ehrlich, Johnny, ist das wirklich so interessant für dich, dabei zuzuschauen, wie diese Echsen ihre Beute zerreißen?«
    »Kann interessant sein, aber das Wichtigste kommt noch, John. Es ist unwahrscheinlich. Ich sehe es jetzt zum drittenmal. Und das kommt mir noch immer unheimlich vor.«
    »Die Echsen?«
    »Nein, die nicht.« Er erklärte auch nicht, was er damit meinte, und ich fragte nicht weiter. Dafür drehte ich mich um, aber bisher waren wir die einzigen Zuschauer in diesem großen Raum.
    Die Hitze machte mir schon zu schaffen. Auf der Stirn zeichneten sich bereits erste Schweißperlen ab, und ich empfand kein Vergnügen, hier noch länger zu stehen. Aber es war Johnnys Tag, und da wollte ich nicht meckern, obwohl mir dieser Trip immer rätselhafter erschien.
    Nun hat mich mein Beruf mißtrauisch gemacht. Ich dachte auch darüber nach, ob etwas anderes dahinterstecken konnte als nur ein harmloser Zoobesuch. Unsinn, sagte ich mir dann. Ich wollte nicht unbedingt anfangen, Gespenster zu sehen.
    »Bald ist die Zeit um«, flüsterte mir Johnny zu. Er tippte mit der Spitze des rechten Zeigefingers gegen die Scheibe und deutete in eine bestimmte Richtung. »Von dort wird sie kommen.«
    »Wer?«
    »Die Frau.«
    Ich begriff nicht. »Und weiter?«
    »Du wirst es sehen, John.«
    Die Frau kam, sie war unterwegs, aber wir sahen sie nicht, es war nur an der Reaktion der Tiere festzustellen, denn das am Ufer liegende Krokodil öffnete jetzt im Zeitlupentempo die Augen, interessierte sich plötzlich nicht mehr für die Besucher hinter der Scheibe, sondern wandte sich mit trägen Bewegungen um.
    Gleichzeitig geriet das Wasser in Bewegung, weil aus der düsteren Tiefe etwas in die Höhe stieg, aber noch von einer Wolke aus Schlamm und grünen Pflanzenresten verdeckt wurde. Schließlich sahen wir die Rücken zweier weiterer Krokodile, die sich träge durch das Wasser bewegten.
    »Gleich wirst du sie sehen, John!«
    »Wen denn?«
    »Da«, sagte Johnny, »da!«
    Ich starrte durch die Scheibe, konnte zunächst nichts erkennen, dann aber weiteten sich meine Augen, denn durch das dichte Farngestrüpp hatte sich tatsächlich die Gestalt einer Frau geschoben…
    ***
    War sie verrückt? War sie wahnsinnig? War sie etwa lebensmüde? Nein, bestimmt nicht, denn sie bewegte sich mit einer Sicherheit, als täte sie dies nicht zum erstenmal.
    Aber sie war nackt oder?
    Ich schaute noch genauer hin. Es fiel mir leichter, weil sich die Entfernung zwischen uns verringert hatte, und ich konnte sehen, daß ich mich geirrt hatte.
    Sie trug so etwas wie einen Bikini, der allerdings fleischfarben war, so daß er kaum auffiel. Nur ein wenig heller als ihre Haut.
    Angst hatte sie nicht. Auf ihrem Gesicht lag sogar ein Lächeln, als sie den angepflanzten Regenwald verlassen hatte und sich am Rand des Teichs entlangbewegte.
    Ich konnte jetzt sehen, daß sie etwas trug oder auch hinter sich herschleifte. Es war ein Netz aus Draht, und das wiederum war mit Dingen gefüllt, die man als Fleisch oder Beute für die Echsen bezeichnen konnte.
    Die Krokodile waren unruhig geworden. Auch das letzte hatte sich jetzt in das Wasser geschoben, wo es, zusammen mit den beiden anderen, seine Kreise schwamm.
    So groß mir der Teich auch vorgekommen war, für drei Echsen war er zu eng. Und keine mochte es, wenn sie einer anderen ins Gehege kam. Da war der Ärger vorprogrammiert. Sie schlugen mit den Schwänzen um sich und behakten sich dabei gegenseitig.
    Ich schaute mit gerunzelter Stirn zu. Was sich da
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