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0941 - Echsenauge

0941 - Echsenauge

Titel: 0941 - Echsenauge
Autoren: Jason Dark
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hier.«
    »Klar, und du hast es schon öfter gesehen.«
    »Sicher.«
    »Wissen deine Eltern davon?« Johnny grinste verschmitzt. »Denen brauche ich ja nicht alles zu erzählen.«
    »Kommt darauf an.«
    »Da, John, schau! Sie ist wie ein weiblicher Tarzan. Sie klettert jetzt auf das Krokodil.«
    Es war nicht zu fassen, aber diese Person benutzte die Echse als Reittier. Sie war tatsächlich auf den Rücken geklettert, blieb für einen Moment darauf sitzen, beugte sich dann nach vorn und streichelte das Riesenmaul.
    Ich kriegte schon einen Schreck, als das Krokodil sein Maul öffnete. Wir konnten in die breite Öffnung hineinsehen und entdeckten einen tiefen, leicht rosigen Schlund, der von scharfen Zähnen umrahmt war.
    Die junge Frau tauchte zuerst die rechte, dann die linke Hand in das Maul hinein, und nichts passierte. Die Echse biß nicht zu, sie ließ sich im Maul streicheln und schwamm träge weiter, begleitet von den anderen beiden Krokodilen.
    Für mich war das nicht zu fassen. Auch nicht die nächste Reaktion der Frau, die sich noch auf dem Rücken der Echse sitzend zur Seite wälzte und in das grünliche Wasser eintauchte, wo sie für einen Moment verschwand.
    Als sie wieder auftauchte, befand sie sich bereits dicht am Ufer und kletterte ins Freie. Ihr Körper glänzte, und er war mit grünen Schleimfäden bedeckt. Sie zerrte sich das Oberteil zurecht und auch das Höschen.
    Uns schickte sie eine Lächeln zu, als sie auf die Glasscheibe zukam. Sie ging mit schwingenden Hüften. Eine geballte Portion Sex. Den Mund hielt sie halb geöffnet. Auf mich machte sie den Eindruck einer Frau, die sich durch das Bad mit den Echsen Lust auf ein erotisches Abenteuer geholt hatte.
    Schaute sie nur mich an oder auch andere?
    Nein, nur mich, und sie kam dabei sehr dicht auf mich zu. Nur mehr die Scheibe trennte uns noch.
    Sie legte ihre Hände dagegen, ich blickte direkt in ihre Augen und glaubte, in den Pupillen eine grünbraune Farbe zu sehen, wie sie auch bei den Krokodilen vorherrschte.
    Ihre Lippen bewegten sich. Sie sprach zu mir. Nur konnte ich nichts verstehen. Dann stemmte sich die Frau von innen ab, nutzte den Schwung aus, drehte sich und ging wieder weg. Sie tauchte ein in den Dschungel aus Farnen und biegsamen Zweigen und war verschwunden.
    Ich stand noch immer unter dem Eindruck des Erlebten. Johnny sah das unbekümmerter und meinte:
    »Das war die Fütterung, John.«
    »Ich habe es gesehen.«
    »Toll nicht?«
    Johnny erhielt keine Antwort. Ich warf einen letzten Blick auf die exotische Landschaft, in der die drei Krokodile räumlich weit voneinander getrennt auf den Uferstreifen lagen und so träge wirkten, als könnten sie kein Wässerchen trüben.
    »Laß uns gehen«, sagte ich.
    »Gut.«
    Fünf Minuten später standen wir draußen in der trüben Luft. Die Sonne kämpfte vergeblich gegen den Dunst an. Die Eisbude in der Nähe hatte geschlossen, der Kiosk ebenfalls, und ich schaute dem von Zweigen und Ästen herabfallendem Laub zu, das träge zu Boden segelte.
    »Jetzt wirst du mich bestimmt was fragen, John.«
    »Richtig.«
    »Tu es.«
    »Warum hast du mich hergeführt?«
    Er war ehrlich und sagte: »Darauf habe ich gewartet. Ich bin deshalb mit dir hergekommen, weil ich so ein komisches Gefühl habe.«
    »Welches denn?«
    »Glaubst du wirklich, John, daß da alles mit rechten Dingen zugegangen ist…?«
    ***
    Die Frage hätte mir auch Bill, Johnnys Vater, stellen können, aber Johnny war eben ein Kind seiner Eltern und hatte in seinem relativ jungen Leben schon einiges durchgemacht. Nadine Berger, die Wölfin mit der menschlichen Seele, hatte längere Zeit bei den Conollys gewohnt und war zu Johnnys Schutzengel geworden. Er kannte sich mit Tieren aus, und er wußte, wie er sie einzuschätzen hatte.
    »Mit rechten Dingen«, wiederholte ich, »und weiter?«
    »Nichts weiter.«
    »Doch.«
    Er lachte. »Ich habe mit Dad nicht darüber gesprochen, mit Mum sowieso nicht, aber wie ist es möglich, daß eine Frau die Krokodile füttert? Sie wäre doch normalerweise angegriffen worden, aber das war nicht der Fall. Sie hat überlebt. Sie hat mit ihnen gespielt wie mit Hunden. Das ist doch unwahrscheinlich.«
    »Du sagst es.«
    »Oder ist es selbst ein halbes Krokodil?« Er lachte über die Frage, wurde aber schnell wieder ernst.
    »Irgendwie habe ich das Gefühl, daß sie die Tiere hypnotisiert. Kann Mandra Korab das nicht auch?«
    »Im begrenzten Maße.«
    »Da haben wir es.«
    »Was denkst du noch?«
    Johnny
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