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0941 - Echsenauge

0941 - Echsenauge

Titel: 0941 - Echsenauge
Autoren: Jason Dark
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ein Zeichen, daß es mir wieder besserging.
    »Jetzt habe ich dich!« hatte sie mir gesagt, und ich wartete mit einer Antwort.
    »Warum sagst du nichts?«
    »Mein Kopf, der Nacken.« Ich stöhnte und hoffte, daß ich sie einlullen konnte.
    Ein leises Lachen traf mein Ohr. »Hör auf! Du hast mich verfolgt, du bist im Haus gewesen, und ich habe dich auch vor der Scheibe gesehen, als ich mit meinen Freunden spielte. Wer bist du genau? Was hast du von mir gewollt?«
    »Dich«, gab ich flüsternd zurück. »Ich wollte dich. Du bist eine Frau, die ich…«
    »Hör auf!«
    »Glaube mir, ich wollte dich.«
    Sie wartete einen Moment. Ihre Krallenhand sah ich nicht. Sie verschwand im diffusen Dunkel, weil sie die Finger auf den Boden und damit in den Schatten gestemmt hatte. Ihre normalen Augen bewegten sich nicht. Sie schauten mich starr an, auch dann noch, als sie den Kopf schüttelte. »Nein, so ist das nicht. Ich glaube dir zwar, daß du mich wolltest, aber nicht so wie Kurt Latow. Du mußt gespürt haben, daß ich besser war als andere. Ja, das mußt du sehr genau gemerkt haben, mein Lieber.«
    »Nein, ich…«
    »Doch, doch!« sie beugte sich vor. Ihre normale Hand griff in meinen Hemdausschnitt und umklammerte den Stoff. Sie schüttelte mich leicht, was meinem malträtierten Kopf nicht guttat. »Wer bist du? Warum hast du mich verfolgt? Wie bist du an meine Adresse gekommen?«
    »Es war nicht schwer.«
    »Bist du mir nachgelaufen?«
    »Was sonst?«
    Da sie mich losließ, schien sie es zu akzeptieren, aber ihre Stirn legte sich dennoch in Falten, wobei sich auch die Augen verengten. »Ich kann dir nicht glauben, und ich möchte es auch nicht. Ich werde dich meinen Freunden zum Fraß vorwerfen, sie werden dich bei lebendigem Leibe verschlingen. Zuvor will ich aber wissen, mit wem ich es zu tun habe.« Plötzlich hob Deliah den rechten Arm an.
    Alles ging sehr schnell, trotzdem bekam ich mit, daß er an der unteren Seite viel dunkler war als oben, wo seine Haut die normale Farbe zeigte.
    Ich dachte noch an die Kralle, und einen Lidschlag später spürte ich sie bereits.
    Sie umklammerte meinen Hals. Die Krallen drückten in das Fleisch.
    »Wenn du dich bewegst«, flüsterte sie und blies mir dabei ihren warmen Atem ins Gesicht, »steche ich zu, zerfetze dir den Hals.«
    »Das glaube ich dir sogar.«
    »Dann ist es gut.«
    Ihre andere Hand ging auf Wanderschaft. Es war klar, daß sie als erstes meine Beretta fand, die sie auch mit einem geschickten Griff hervorzog, sie dabei anschaute und nickte. »Bewaffnet bist du auch. Gangster sind bewaffnet und Polizisten.« Sie senkte die Mündung und zielte dabei auf meine Stirn. »Zu welcher Sorte gehörst du?«
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    Sie überlegte einen Moment. Es war mir verdammt unangenehm, in die Mündung der eigenen Waffe schauen zu müssen. Deliah brauchte nur den Zeigefinger zu krümmen und ich wurde von der eigenen Silberkugel getötet. Deliah nickte zweimal sehr langsam. »Ja, ich kann es mir schon denken. Ein Gangster hätte kaum Interesse an mir gezeigt. Du bist bestimmt von der anderen Seite.«
    »Stimmt.«
    »Ein Bulle.« Sie lachte kratzig und schien sich zu amüsieren. »Ich hatte einige Male mit euch zu tun, und ich war nie besonders erfreut deswegen gewesen, das kannst du dir sicherlich denken. Aber das ist vorbei.«
    »Und was ist jetzt mit dir?« fragte ich. »Wer bist du denn? Ich weiß kaum etwas.«
    »Das ist auch nicht schlimm.«
    »Erfüllt man einem Sterbenden nicht den letzten Wunsch. Es ist zwar kein Gesetz, aber…«
    »Was willst du hören?«
    »Alles. Ich will mehr über dich und über deinen Gott wissen, den Echsengott.« Sie gab mir Gelegenheit, normal zu reden, denn der Druck an meiner Kehle hatte etwas nachgelassen.
    »Ja, ich diene ihm.«
    »Und du bist ein Teil von ihm - oder?«
    »Er liebt mich.«
    »Hat er einen Namen?«
    Sie lachte scharf auf. »Nein, warum auch! Er ist der Echsengott, er ist uralt. Es hat ihn schon gegeben, als an Menschen noch nicht zu denken war. Er ist ein Faktor der Macht, denn er konnte nicht vernichtet werden, das wissen wir beide.«
    »Wie hast du ihn getroffen?«
    »Durch einen Zauber. Ich war in den Tiefen des Regenwaldes, in dem er überlebt hat. Damals, vor langer Zeit, hat er sich dorthin zurückgezogen, und es gab einen alten Mann, der sein Versteck kannte. Er hat mich hingeführt, ich habe ihn gesehen. Es war riesig, aber er war auch gestaltlos und bestand aus einer Masse grünen Schleims, die
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