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0941 - Das unheile London

0941 - Das unheile London

Titel: 0941 - Das unheile London
Autoren: Adrian Doyle
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da tatsächlich.
    »Aber…«
    »Du hast etwas anderes gesehen, ich weiß. Ich sah über deine Schulter und las es auch… Sam, was hat das alles zu bedeuten? Wer ist dieser… Zamorra, der in einem Schloss leben soll, in Frankreich…?«
    Sam rang um eine Antwort. Aber er brachte nur ein Schulterzucken zuwege. Und Worte, die ihm über die Lippen kamen, als würde er immer noch einen fremden Text ablesen - oder sie souffliert bekommen.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich werde, ich muss es herausfinden. Schnell. Was da stand - vorher stand - ich spüre es - ist nichts als die reine Wahrheit. London steht vor einer Katastrophe nie gekannten Ausmaßes. Wenn er nicht helfen kann - der Mann, der mir genannt wurde -, verschwindet alles, was da kreucht und fleucht, wo heute noch Menschen leben, arbeiten, sich lieben - sie werden nicht einfach nur sterben, sie werden…« Er würgte, griff sich an den Hals, konnte nicht weitersprechen. Es war, als durchlebe er die schrecklichste Vision, die je ein Mensch hatte schauen müssen. Und als er sich endlich etwas beruhigt hatte, war seine Gesichtshaut fast durchscheinend vor Blässe. Maya sah das Netz von Äderchen, das sein Fleisch durchzog. Und in diesem Moment hatte sie selbst eine Vision. Sie glaubte, aus der Vogelperspektive auf eine Karte hinabzublicken. Auf den Plan einer Stadt, deren Anfänge bis in die Zeit Jesu zurückreichten. Und während sie in Sams Gesicht blickte, veränderte sich dieser Plan unablässig. Mal war es eine Metropole, auf deren Grundriss sie starrte, mal ein Dorf, eine winzige Siedlung mit kaum mehr als ein paar Hütten.
    »Sam…«
    »Ich weiß«, antwortete er heiser. »Ich sehe es auch. Ich sehe es in mir. - Allmächtiger im Himmel, wie es brennt - als würden sich Pforten nach überall hin öffnen! Maya… Wir - hilf mir , ich bitte dich! Hilf mir, diesen Mann zu finden, diesen… Zamorra!«
    3.
    Das Telefon schellte.
    Es war der Fleischer.
    William, längst eine ebensolche Institution auf Château de Montagne, wie es sein Vorgänger Raffael Bois gewesen war, erlaubte sich, die linke Augenbraue zu heben. Er hatte keine aktuelle Bestellung aufgegeben, die eventuelle Rückfragen erforderte. Was also wollte Monsieur Perpignan?
    Monsieur kam schnell zur Sache. Er war Fleischer, kein Politiker.
    »Es hat jemand angerufen. Eine Frau aus London. Sie wollte die Nummer des Schlossherrn. Ich habe sie ihr nicht gegeben. Aber sie hat mir ihre hinterlassen und mich inständig gebeten, Monsieur le professeur etwas auszurichten: Es gehe - ich zitiere nur - um ›Leben und Tod‹, und ein gewisser Arsenius soll etwas damit zu tun haben.«
    William rümpfte die Nase, notierte sich aber die Nummer und bedankte sich bei Perpignan.
    Es war früh am Morgen. Der Schlossherr geruhte, noch zu schlummern.
    Doch etwa zwei Stunden später - in dieser Zeit hatten die Poststelle, der Friseur und der Gemischtladenhändler angerufen und dem Butler die immer gleiche Londoner Telefonnummer für Professor Zamorra hinterlassen - zog William die Vorhänge im Schlafzimmer seines Dienstherrn zurück und servierte ihm wie üblich den Morgenkaffee und mehrere Tageszeitungen ans Bett. Ganz oben auf dem Zeitungsstapel lagen mehrere Zettel.
    Zamorra wunderte sich, nahm einen Schluck Kaffee, betrachtete die Notizen und sah William, der nur darauf wartete, seine Erklärung loszuwerden, fragend an.
    Der Butler fasste sich kurz.
    Als der Name Arsenius fiel, zuckte Zamorra zum ersten und einzigen Mal leicht zusammen. Der Name im Zusammenhang mit der britischen Hauptstadt rief ihm tatsächlich etwas in Erinnerung, von dem er gehofft hatte, nie wieder damit konfrontiert zu werden.
    Aber das Leben war kein Wunschkonzert und William unterbrach seinen Gedankengang. Er zog noch einen Zettel aus der Außentasche seiner Livree, faltete ihn gemessen auseinander und reichte ihn Zamorra.
    »Vorhin hat dann noch jemand angerufen, ebenfalls aus London. Er hatte offenbar Ihre Nummer. Hier ist seine - und sein Name.«
    Zamorra nahm den Zettel entgegen. »Hogarth. Paul Hogarth.« Er verzog das Gesicht, was sich aber nicht auf die Person des Anrufers bezog, sondern auf den Tag, der, wie er es William gegenüber ausdrückte, »ja gut anfing«.
    London - Arsenius - Hogarth.
    Das war eine Begriffskette, die nur eines bedeuten konnte: akute Gefahr.
    Bevor er mit der ersten Anruferin telefonierte, nahm er Verbindung zu Detective Inspector Hogarth von Scotland Yard auf.
    »Die was ?«, entfuhr es Zamorra nach wenigen
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