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0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel
Autoren: Oliver Fröhlich
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einer Art Kundendienst überlassen hatte, ihm die Silberscheibe erst einmal zurückgegeben hatte, würde auch Nicole zurückkehren. Das musste einfach so sein!
    Einerseits sehnte er den Augenblick herbei, in dem er das magische Kleinod wieder vor der Brust hängen hatte. Andererseits fürchtete er ihn, denn was sollte er tun, wenn Nicole dennoch nicht zurückkam? Er schmetterte den Gedanken ab. Darüber würde er nachgrübeln, wenn es so weit war. Falls es so weit kam!
    Er schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, was er hier trieb. Mit einem schweren Seufzen fuhr er die Computer herunter. Die EDV-Anlage hatte einst Olaf Hawk installiert und später noch einmal erheblich verbessert. Seit ewigen Zeiten hatte Zamorra nichts mehr von dem Computerspezialisten gehört oder ihn ausfindig machen können. Wie er wusste, war Hawk eine Inkarnation Merlins, und er nahm an, dass sich mit dem Tod des alten Magiers auch dessen Abspaltungen aufgelöst hatten.
    Ein Geräusch holte ihn aus den Gedanken. Es klang, als risse Stoff entzwei.
    Zamorra zuckte auf seinem Stuhl herum. Über dem rechten Arm des hufeisenförmigen Schreibtischs schwebte ein… Ja, was war das? Ein Luftwirbel? Blasse Schlieren, rot, gelb, blau, rasten in großem Tempo über dem Tisch um ein gemeinsames Zentrum. Das Phänomen sah aus wie ein Hurrikan von oben. Nur viel, viel kleiner.
    In einem Reflex tastete Zamorras Hand nach Merlins Stern . Doch das Amulett hing natürlich nicht vor seiner Brust. Also zog er den Dhyarra aus der Tasche.
    Noch zögerte er, ihn einzusetzen. Vielmehr bestimmte die Neugier sein Handeln. War der Farbenstrudel gefährlich? Unwahrscheinlich, schließlich umfasste mit der M-Abwehr eine Art Schutzschirm das Château, der ihn vor schwarzmagischen Angriffen bewahrte. Selbst Asmodis, der der Hölle schon vor vielen Jahren den Rücken gekehrt hatte, konnte nur unter Schwierigkeiten in den Bereich der M-Abwehr teleportieren.
    Der Meister des Übersinnlichen schob sich mit dem Bürostuhl zurück, um größere Distanz zwischen sich und den Wirbel zu bringen. Die Farben rotierten immer schneller und wie bei einem Hurrikan riss im Zentrum ein Loch auf. Das Auge des Sturms.
    Mit einem kurzen rülpsenden Geräusch würgte der Strudel einen Gegenstand aus. Zuerst konnte Zamorra nicht erkennen, was da aus dem Strudelauge auf seinen Schreibtisch plumpste. Noch bevor das Aufprallgeräusch erklang, zerplatzte der Wirbel in Tausende von bunten Sternen. Instinktiv duckte sich Zamorra weg, doch die blassen Funken stellten keine Gefahr dar.
    Endlich konnte Zamorra einen Blick auf den Gegenstand dieser merkwürdigen Lieferung werfen. Auf dem Tisch lag ein Buch. Es hatte die Kaffeetasse nur um wenige Zentimeter verfehlt.
    Der Dämonenjäger rutschte näher heran, blieb aber vorsichtig. So ganz traute er der Sache noch nicht.
    Die Buchdeckel bestanden aus einem Material, das wie Leder aussah, aber wohl keines war. Zumindest kannte Zamorra kein Leder, durch das in regelmäßigen Wellen Kontraktionen liefen. Auf diesem seltsam lebendig wirkenden Material prangte eine stilisierte blaue Sonne mit drei Strahlen. Wegen der Zuckungen schien das Symbol zu pulsieren wie eine Tätowierung auf dem Bizeps eines Bodybuilders.
    Zamorra streckte die Finger nach dem fünf Zentimeter dicken Wälzer aus. Sollte er es riskieren? Ohne den Schutz des Amuletts, nur mit der begründeten Hoffnung, dass die M-Abwehr nichts Schwarzmagisches hätte passieren lassen? Er glaubte förmlich, Nicoles Stimme zu hören: »Sei vorsichtig, Cherie.«
    Ach was, scheiß auf die Vorsicht! Die Hand zuckte nach vorne, berührte den Buchdeckel - und nichts geschah. Na also!
    Er spürte das Zucken des vermeintlichen Leders unter den Fingerspitzen, doch es fühlte sich nicht unangenehm oder gefährlich an. Dann schlug er das Buch auf.
    Ihm stockte der Atem!
    Die erste Seite war leer, zumindest was Buchstaben, Symbole oder Bilder betrafen. Stattdessen kroch ein diffuser Nebel durch das Papier - oder aus welchem Material die Seite bestehen mochte - und ließ nur ein gleichseitiges Dreieck im Zentrum frei. Das war es aber nicht, was Zamorra so erschreckt hatte.
    Was ihm die Luft raubte, war die Tatsache, dass sämtliche andere Blätter zu einem einzigen Block zusammengeschweißt waren!
    ***
    Erinnerungen überfielen ihn und sie erfüllten ihn mit Entsetzen. Vor über fünf Jahren hatte er in seiner Bibliothek ein altes Buch entdeckt. Dreizehn Siegel hatten die Seiten der einzelnen Kapitel zu solchen
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