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0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel
Autoren: Oliver Fröhlich
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Trauer, doch Krychnak konnte spüren, wie es in Rhett kochte.
    Zwischen zwei zehn Meter hohen Felsnadeln kam Aktanur hervor. Aus ihm war ein boshafter alter Mann geworden, seit er zweitausend Jahre lang in Isilria festgesessen und sich von Krychnak verlassen gefühlt hatte. Er war zänkisch, gewalttätig und schlichtweg wahnsinnig. Kurzum: Er war genau so, wie sich Krychnak sein Werkzeug wünschte. Nein, er war besser!
    »Hast du mich aus meinem Königreich entführt, damit ich zwischen all diesen Felsen verkümmere?« Mit einer knotigen Hand riss sich Aktanur ein Büschel Haare aus. »Ist es so?« Der schwarzmagische Energiefunken einer Felsnadel traf ihn und mit einem weibischen Kieksen sprang er zur Seite.
    Da er ein Mensch war, konnte Aktanur nicht von den magischen Kraftschüben profitieren, das wusste Krychnak. Sie schadeten ihm aber auch nicht.
    »Aktanur, du benimmst dich wie ein Kind!«
    Der Alte presste die Hände auf die Ohren und plärrte: »Ich heiße Norc Rimrar! Norc Rimrar! Norc Rimrar! Norc Rimrar! Wann merkst du dir das endlich? Warum nennst du mich nicht so?«
    Norc Rimrar war der Name, den ihm die Bevölkerung von Isilria gegeben hatte. »Weil Isilria für dich Vergangenheit ist. Und nun bist du wieder mein Aktanur!«
    »Ich will aber Norc Rimrar sein!« Offenbar hatte es nichts genützt, sich die Ohren zuzuhalten. Erneut begann er, an seinen Haaren zu zupfen.
    »Außerdem habe ich dich nicht entführt, sondern gerettet! Es war dieser Zamorra, der deine Herrschaft über Isilria zerstört hat. [1] Aber ich weiß, wie du dich an ihm rächen kannst. Du wirst hier nicht verkümmern.«
    »Rache? Oh ja, Rache an dem, der mir meine Welt gestohlen hat! Was müssen wir tun?«
    Krychnak verriet es ihm. Bei jedem Wort nickte Aktanur wie ein lernbegieriger Schüler.
    »Die Kraft des Dornenfelds hat mir genug Macht gegeben, dass ich Kontakt mit dem Erbfolger aufnehmen kann.«
    »Und wann fangen wir an?«
    »Wie wäre es mit jetzt gleich?«
    Aktanurs heiseres, hinterhältiges Lachen zeigte Krychnak, dass sein Vorschlag auf Zustimmung stieß.
    ***
    »Hast du das gehört?« Rhett setzte sich in seinem Stuhl auf.
    »Was denn?« Dylan McMour lümmelte auf der anderen Seite des Raums in einem tiefen Sessel. Auch er richtete sich auf und lauschte.
    »Hat Anka nicht gerade meinen Namen geflüstert?«
    Dylan sank wieder in sich zusammen. »Nein, hat sie nicht. Genauso wenig wie sie vor einer Viertelstunde die Finger bewegt hat. Das entspringt nur deinem Wunschdenken!«
    Die beiden saßen in Ankas Zimmer. Rhetts Mutter, Lady Patricia, war vor ein paar Tagen zu einer Freundin nach London geflogen. Eigentlich hätte der Erbfolger sie begleiten sollen, aber er hatte lieber an Ankas Krankenbett bleiben wollen. Er zog eine freudlose Grimasse. Bis gestern wäre der Begriff Krankenbett noch geschönt gewesen. Totenbett hätte es da besser getroffen. Bei ihrem Abenteuer in Isilria vor einigen Wochen hatte sie schwerste Verletzungen davongetragen. Nein, auch das traf es nicht. Sie war regelrecht zerfleischt worden. Aktanur hatte ihr die Kehle aufgeschlitzt, dann waren fürchterliche Monster über sie hergefallen, hatten ihr den Arm abgerissen und das Herz aus dem Leib gefetzt. Betäubt vor Schmerz hatte Rhett das Mädchen während des gesamten Rückwegs getragen. Vor dem Château hatte er dann festgestellt, dass ihre Wunden heilten. Sie war tot gewesen, hatte kein Herz mehr besessen, das hätte schlagen können, und dennoch hatten sich ihre Verletzungen geschlossen. Erst die oberflächlichen, später auch die tiefen, tödlichen.
    Am Hals war inzwischen nicht einmal mehr eine Narbe zu sehen, selbst der Arm war nachgewachsen. Und das Herz. Seit gestern schlug es wieder. Ankas Atmung hatte eingesetzt und ihre Haut hatte ihre kränkliche Blässe abgelegt und eine gesunde Färbung angenommen.
    Rhett hatte innerlich gejubelt. Er hätte die ganze Welt umarmen können. Seine Hoffnungen waren in die Höhe geschnellt. Vergessen war die Tatsache, dass sie kurz vor ihrem Tod versucht hatte, Rhett zu erwürgen. Dass er noch lebte, hatte er einem Retter zu verdanken, den er nur aus den Augenwinkeln erblickt hatte. Er hatte Anka von ihm weggerissen, doch als Rhett sich nach ihm umgesehen hatte, war er bereits auf mysteriöse Weise verschwunden gewesen. Außerdem hatte sie gelogen, als sie behauptet hatte, sie kenne Krychnak nicht. Das hatte sie ihm nur Sekunden vor ihrem Tod gestanden.
    Das alles zählte nun nicht mehr. Wichtig war nur noch,
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