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0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel
Autoren: Oliver Fröhlich
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putzen.
    Nein, nicht eine schwarze Katze, sondern die schwarze Katze. Das Vieh, dessen Rolle er beim Buch der dreizehn Siegel schon nicht durchschaut hatte. Soweit er sich erinnern konnte, war es später nur noch einmal aufgetaucht, nämlich als Rhett bei einem Wutanfall versehentlich einen Dämon aus Tinte erschaffen hatte. Und nun saß es wieder vor ihm und leckte sich die Vorderpfoten, als würde das alle Rätsel dieser Welt lösen.
    »Dich gibt es noch?«
    Gute Frage, Zamorra! , schalt er sich selbst. Die Katze maunzte ein bestätigendes Miauen.
    »Aber ich dachte, du bist tot.« Wow! Wenn er erst einmal richtig in Fahrt war, brachte er einen intelligenten Satz nach dem anderen!
    Wieder ein Miauen. Was auch immer es ihm sagen sollte.
    Mit einem Seitenblick schielte der Professor auf das Buch mit den magisch verklebten Seiten. Bedeutete das Auftauchen der Katze etwa, dass es doch einen Zusammenhang zu den dreizehn Siegeln gab?
    Oh, nein! Egal, wer dafür verantwortlich war, dass dieses Ding ihn erreicht hatte. Dieser Jemand sollte sich schnellstmöglich abschminken, dass Zamorra das Siegel öffnete. Niemals würde er das tun. Niemals! »Und wenn ich mit dem Flammenwerfer drüber gehen muss!«
    Die Katze erachtete ihre Pfoten offenbar als hinreichend sauber, denn sie stand auf und stolzierte mit erhobenem Schwanz an Zamorra vorbei. Hin zur Tür - und durch sie hindurch.
    »Schön, dass du das noch kannst«, murmelte er. »Und was kommt als Nächstes?«
    Er starrte auf das Buch und schlug mit einer heftigen Bewegung den Deckel zu. Sein Blick fiel wieder auf die stilisierte dreistrahlige Sonne. War das vielleicht das Siegel, mit dem sich der Seitenblock öffnen ließ? Aber es war viel zu groß, um als Abdruck auf seinem Augenlid…
    Was um Himmels willen denkst du da? Du wirst dem vierzehnten Siegel widerstehen! Du musst ihm widerstehen! Klar?
    Klar!
    In diesem Augenblick kam die Katze durch die geschlossene Tür zurück.
    »Miau!«, verkündete sie. Nicht mehr so leise wie vorhin und beinahe schon vorwurfsvoll. Sie drehte sich um und verschwand erneut.
    Da endlich verstand Zamorra! Er sollte ihr folgen.
    »Na schön.« Er verließ das Turmzimmer und trat hinaus auf den Gang. Außer der Katze war niemand zu sehen. »Wohin gehen wir jetzt?«
    Die Katze maunzte und tänzelte die Treppen hinunter. Zwei Stockwerke bis in die Eingangshalle des Châteaus. Und von dort aus weiter in den Keller zu der Kolonie Regenbogenblumen, jenen mannsgroßen Pflanzen, deren Blütenkelche je nach Beleuchtung und Betrachtungswinkel in den verschiedensten Farben schimmerten. Über ihnen strahlte eine freischwebende Minisonne, eines der Mysterien von Château Montagne. Wer zwischen die Blumen trat und eine exakte Vorstellung eines Zielortes oder einer Zielperson hatte, reiste innerhalb eines Wimpernschlags an den gewünschten Ort. Voraussetzung dafür war natürlich, dass sich auch dort eine Blütenkolonie befand, sonst fand kein Transport statt.
    Am Rand des Feldes stoppte die Katze und strich stattdessen Zamorra laut schnurrend um die Beine. Der Professor nahm die Katze auf den Arm und schaute ihr in die Augen. Das Tier jedoch blickte an Zamorra vorbei und strahlte plötzlich ein Desinteresse aus, das zu ihrem vorherigen Verhalten gar nicht passen wollte.
    Katzen und Frauen! Eigenwilligere Wesen gab es wohl kaum.
    »Ich hoffe, du hast eine Vorstellung davon, wo du hin willst. Ich habe nämlich keine!«
    Dann machte er einen Schritt zwischen die Blumen.
    Eine gute Sekunde, nachdem sich Zamorra und die Katze auf die Reise begeben hatten, kam erneut Bewegung in die Blütenkelche und die Peters-Zwillinge traten zwischen ihnen hervor.
    ***
    Krychnak stöhnte genüsslich auf, als ihn ein schwarzmagisch geladener Energiefunke traf. Er nahm ihn in sich auf und speicherte die Magie. Die gelbliche Haut, die sich über seine Augenhöhlen spannte, pulsierte und pochte stärker als sonst. Die bis zum Kinn gespaltene Unterlippe zitterte vor Wonne. Ein weiterer Schritt hin zu seiner alten Stärke war gemacht. Ein winziger Schritt nur, aber immerhin!
    Er liebte diesen Ort in den Schwefelklüften, sofern man bei einem Dämon überhaupt von Liebe sprechen konnte. Schon vor über zweitausend Jahren, bevor der verräterische Agamar ihn getötet und seine Fähigkeiten absorbiert hatte, war dieses Feld aus nadelspitzen Felsdornen sein bevorzugter Ort gewesen. Fast so etwas wie ein Zuhause. Die Schwefelklüfte waren seit jeher instabil in ihrer Struktur. Manche
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