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0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel
Autoren: Oliver Fröhlich
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der Brust und versuchte schließlich, sich auf die Hinterbeine zu stellen. Es sah beinahe so aus, als wolle sie Männchen machen. Allerdings scheiterte sie daran.
    »Das hätte ich dir gleich sagen können! Du bist nämlich kein Hund.«
    Der Professor wandte sich den Felsstreben zu, weil er die im Augenblick für interessanter hielt als die Kapriolen seiner pelzigen Gefährtin. Sie bildeten grob die Eckpunkte eines Quadrats mit einer Seitenlänge von etwa anderthalb Metern. Im Inneren dieses Quadrats stand ein einfacher Holztisch. Darauf sah Zamorra ein Kästchen. Ebenfalls aus Holz, doch aus wesentlich edlerem. Mahagoni oder etwas in dieser Art. Es zeigte eine Reihe kunstvoll geschnitzter Schnörkel und Verzierungen.
    Mehr gab es in der Höhle nicht zu entdecken. Kein Ausgang, keine weitere Ausbuchtungen, keine Felsbrocken auf dem glatten Boden. Die Luft roch kühl und frisch - und Zamorra fragte sich im nächsten Moment, wie überhaupt Luft an diesen abgeschlossenen Ort kam. Die Antwort lag auf der Hand: Die Höhle war nicht natürlich entstanden, sondern magisch erschaffen worden. Von wem und warum?
    Jetzt sah Zamorra doch noch einmal zur Katze hinab. Die war damit beschäftigt, sich zu dehnen und zu strecken. Er wusste, dass der Gedanke lächerlich war, aber irgendwie wirkte sie dabei sehr verzweifelt.
    »Hast du mich wegen des Kästchens hergebracht?«
    Die Katze reagierte nicht. Natürlich nicht, sie konnte ja wohl schlecht eine Antwort geben. Die war aber auch nicht nötig. Aus welchem anderen Grund hätte sie ihn in diese Höhle führen sollen?
    Der Meister des Übersinnlichen machte einen Schritt auf den Tisch zu. Sollte er der Katze den Gefallen tun und das Kästchen aufklappen? Wieder kamen Erinnerungen an das Buch der dreizehn Siegel auf. Dort hatte er seine Neugier und seinen Forscherdrang bitter bezahlen müssen. Andrerseits wäre er in der Dämonenbekämpfung in den letzten Jahrzehnten nicht so erfolgreich gewesen, wenn er immer erst nach den Folgen seines Tuns gefragt hätte. In dieser Profession war es häufig wichtiger, erst zu handeln und sich anschließend Gedanken darüber zu machen.
    Trotzdem wäre es ihm wohler gewesen, hätte er Merlins Stern bei sich gehabt. Das Amulett hätte ihm verraten können, ob schwarze Magie auf dem Kästchen ruhte. Aber alles hätte und wäre nützte nichts. Die Silberscheibe war bei Asmodis und Zamorra musste ohne sie auskommen. Punkt.
    Er sah zurück zu den Regenbogenblumen. Der einzige Ausgang aus dieser Höhle. Der Weg ins Château.
    Was sollte er tun? Nach Hause gehen oder das Kästchen öffnen? Das Kästchen öffnen oder nach Hause gehen? Ach, was sollte es! Jetzt war er schon einmal hier, jetzt würde er auch nachsehen, was es in diesem blöden Ding zu entdecken gab!
    Zamorra ging weiter auf den Tisch zu, da hörte die Katze plötzlich auf, sich zu strecken und huschte ihm zwischen den Beinen hindurch. Sie strich um seine Knöchel und stellte sich ihm bei jedem Schritt in den Weg. Fast hätte man meinen können, sie wolle ihn davon abhalten, sich dem Kästchen zu nähern.
    Was sollte das denn nun? Erst brachte das Vieh ihn her und dann versuchte es ihn daran zu hindern, den Tisch zu erreichen? Hatte sie ihn vielleicht doch aus einem anderen Grund hergebracht? Aber es gab in dieser bescheuerten Höhle nichts anderes!
    Zamorra stieg über das Tier hinweg, einmal trat er ihr sogar versehentlich auf den Schwanz, was einen schrillen Schrei nach sich zog. Aber schließlich erreichte er den Tisch doch. Das wäre ja auch noch schöner gewesen!
    »Dann wollen wir mal sehen!«
    Das Kästchen war etwa so groß wie eine Schmuckschatulle oder ein Humidor für edle Zigarren. Ein nussiger Geruch lag in der Luft. Vielleicht hatte Zamorra sich mit Mahagoni doch geirrt.
    Er streckte die Hände nach dem Behälter aus, zögerte noch einen Augenblick, ignorierte ein jämmerliches Miauen der Katze und öffnete den Deckel. Das heißt, er wollte den Deckel öffnen. Denn kaum berührten seine Finger das Holz, erhielt er einen heftigen Schlag gegen die Brust, der ihn quer durch die Höhle schleuderte. Er überschlug sich zwei-, dreimal, rutschte noch etwas weiter und kam schließlich zur Ruhe.
    Die Katze marschierte auf ihn zu und schnupperte mit lautem Brummen in Zamorras Ohr.
    Der Dämonenjäger drückte das Tier zur Seite. »Lass mich bloß in Ruhe, du unnützes Scheißvieh! Das war das letzte Mal, dass ich mich von dir zu etwas habe hinreißen lassen. Künftig werde ich dich nicht
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