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0925 - Boten der Finsternis

Titel: 0925 - Boten der Finsternis
Autoren: Unbekannt
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Raumhafen.
    Als eine Kontrollampe vor ihm aufleuchtete, streckte er den rechten Handlungsarm aus und schaltete den Hyperkom ein.
    „Hier ONOS!" kam eine Stimme laut und klar aus den Lautsprechern der Hyperfunkanlage, denn Hyperfunkverkehr wurde durch einen gewöhnlichen planetarischen Staubsturm nicht gestört. „Olmer Fruhn spricht.
    Wir befinden uns im Anflug auf Varsok und bitten um Landeerlaubnis."
    „Was?" fragte Yapra Zellot. „Fliegt ihr mit geschlossenen Augen an? Bei uns herrscht ein Orkan, daß die Häuser schwanken - und der Staub und der Sand fegen so dicht durch die Luft daß die Sicht keinen Fingerbreit beträgt. Ihr könnt nicht landen. Geht in eine Wartekreisbahn. Verstanden?"
    „Verstanden, Zellot", erwiderte OImer Fruhn. „Aber dem Schiff kann doch der stärkste Orkan nichts anhaben. Warum sollten wir uns in eine Kreisbahn hängen und tagelang warten, bis wir Boyt Margors Geschenk abliefern können?"
    „Was für ein Geschenk?" fragte Zellot.
    „Ein Bildnis", antwortete Olmer Fruhn. „Eine wunderschöne Statue, die jeden Haluter verzaubern muß, der sie nur einmal ansieht."
    Yapra Zellot lachte brüllend, dann unterbrach er die Verbindung.
    „Fruhn hat wieder einmal eine alte Gipsfigur aufgetrieben und bildet sich ein, sie wäre Kunst!" rief er Arkur Chumet in einer Lachpause zu.
     
    *
     
    Tengri Lethos stand in der raucherfüllten Memozentrale, hielt’ sich an der Rückenlehne eines Schalensessels fest und beobachtete die aus den Kontrollwänden hevorschießenden Blitze. Ab und zu schüttelte sich das Ewigkeitsschiff, dann mußte der Hüter des Lichts sich mit aller Kraft festklammern, um nicht umgeworfen zu werden.
    Er fürchtete vorerst nicht um sein Leben, aber er fürchtete, daß sein Ewigkeitsschiff zwischen den Dimensionen scheitern könnte, wenn der Interdimensionsantrieb nicht durchhielt.
    Der Flug durch die Zone der Nester aus galaxiengroßen Schwarzen Löchern hatte mehr und größere Schwierigkeiten gebracht, als Tengri Lethos sich vorgestellt und das Semor-Gehirn des Schiffes errechnet hatte.
    Eine dieser nestartigen Ballungen war plötzlich in sich zusammengestürzt, als das Ewigkeitsschiff zwischen ihr und der Nachbarballung hindurchflog.
    Die Ballung war praktisch in Sekundenschnelle zu einem Hypersuper-Black-Hole geworden und hatte die umliegende Raum-Zeit-Struktur in einem Radius von Millionen Lichtjahren so stark verformt, daß sie sich schlagartig zum Mittelpunkt des neuen Schwarzen Loches krümmte. Mehrere Galaxien waren in dem gigantischen Strudel verschwunden.
    Nur die Tatsache, daß das Ewigkeitsschiff für kurze Zeit und auf engstem Raum mehr Energie entfalten konnte als alle Sonnen einer ganzen Galaxis zusammen, hatte es dem Semor-Gehirn ermöglicht, das Schiff aus der Gefahrenzone zu katapultieren.
    Aber sein Durchmesser war dabei von dreißig auf elf Kilometer geschrumpft, zahlreiche Aggregate waren verschmort - und die meisten der übrigen Aggregate arbeiteten unregelmäßig. Das Semor-Gehirn hatte alles ohne irreparable Schäden überstanden, aber es richtete vorerst seine ganze Konzentration auf die Eindämmung eines Atombrands im unteren Kugelzellensektor. Deshalb funktionierte die Koordinierung der Antriebsaggregate nicht und wurden keine Reparaturen ausgeführt.
    Tengri Lethos wußte, daß Sein oder Nichtsein davon abhing, ob es dem Semor-Gehirn gelang, die Bekämpfung des Atombrands mit den notwendigen Mitteln so zu steuern, daß er erstickte. Dazu war in erster Linie die Umprogrammierung der umliegenden Materie erforderlich. Aus bekannten Elementen und ihren Verbindungen mußten neue Elemente und deren Verbindungen erzeugt werden. Das war ein hochkomplizierter und energieaufwendiger Prozeß - und rund zwanzig Prozent der dazu notwendigen Maschinen waren in der Anfangsphase des Atombrands verglüht.
    Für den Hüter des Lichts gab es vorläufig nichts zu tun. Soiange sich das Ewigkeitsschiff zwischen den Dimensionen befand, war es nicht einmal sinnvoll, mit dem Rettungsgerät auszusteigen. Aber daran dachte Lethos nicht einmal. Ohne sein Schiff war er ein Niemand, konnte er seine Aufgaben als Hüter des Lichts nicht mehr erfüllen.
    Er hatte es erstmals gemerkt, als er auf eine Bitte des Kollektivwesens ES eine Mission durchgeführt hatte, um den Terranern zu helfen, und als dabei sein Ewigkeitsschiff im Innern eines fremden Planeten in ein anderes Universum verschlagen worden war - ohne ihn.
    Damals war er nur noch ein Schatten seiner selbst gewesen,
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