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0925 - Blutzoll

0925 - Blutzoll

Titel: 0925 - Blutzoll
Autoren: Jason Dark
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konnte er sich nicht vorstellen, daß sie es auch waren. Sie waren feinstofflich und gaben keinen Widerstand ab. Sie hatten sich der Welt angepaßt.
    Welcher Welt denn?
    Der Inspektor dachte nach. Seine Erinnerung funktionierte. Zusammen mit seiner Partnerin Shao war er nach dem Essen in den Hinterhof gegangen, wo sich der Anbau befand.
    Einer mit leeren Zimmern.
    Zumindest mit einem leeren Zimmer. Suko und Shao waren hineingegangen, sie hatten kurz nach dem Eintreten wie aus dem Nichts die Szene gesehen, die wie ein plötzlich auftretendes Hologramm vor ihnen gestanden hatte. Beide waren verwundert und auch neugierig gewesen, und Suko hatte herausfinden wollen, was es mit diesem Bild auf sich hatte.
    Er war darauf zugegangen.
    Er war von ihm verschluckt worden, und er hatte dabei seine Realität hinter sich gelassen.
    Jetzt war er selbst ein Teil dieser Welt, ohne zu wissen, wie er sie wieder verlassen konnte.
    Von Können war überhaupt keine Rede mehr, denn Suko stellte plötzlich fest, daß er sich nicht mehr bewegen konnte. Schlagartig war dies geschehen, ohne Warnung, ohne Übergang. Auf einmal blieb er auf dem Fleck stehen, und als er versuchte, einen Fuß vorzusetzen und einen Arm anzuheben, war ihm dies unmöglich.
    Diese Welt oder Dimension hatte gewonnen und sich einen neuen Gefangenen geholt. Und sie hatte ihn starr gemacht. Er war nicht mehr als ein Stück Holz, als ein Stein, der bewegt werden mußte, der es aus eigener Kraft nicht mehr schaffte.
    Suko hatte viel erlebt. Er kannte auch Situationen wie diese. Er wußte über eine Starre Bescheid. Er kannte die alten Legenden um die schlangenhäuptige Medusa, aber hier war es anders. Hier stand er zwar starr, aber er versteinerte nicht.
    Es gab keinen Druck von innen. Die Schwere blieb aus, sein Blut floß auch weiterhin, nur war es ihm nicht mehr möglich, sich zu bewegen. Er kam sich plötzlich klein und degradiert vor, und er verspürte zugleich ein anderes Gefühl.
    Es war möglich, daß er einer Täuschung unterlag, aber das mußte nicht sein, denn von irgendwoher, als Richtung nicht bestimmbar, fühlte sich Suko beobachtet.
    Jemand sah auf ihn nieder.
    Ein Mensch, zwei Augen.
    Ungewöhnliche Augen, aber für den Inspektor nicht unbekannt, denn er hatte sie schon oft erlebt. Er kannte sie. Sie schauten ihn immer wieder an und er erwiderte den Blick.
    Ein Name kam ihm in den Sinn - John Sinclair!
    Sein Freund John. Den Menschen verband er mit seinen Gefühlen. Er glaubte, daß es John war, der ihn aus einer anderen Welt anschaute und ihm auf einem bestimmten Weg eine Nachricht übermittelte. Er wollte mit ihm Kontakt aufnehmen, vielleicht hatte er eine positive Botschaft für ihn, doch Suko verstand sie nicht.
    Zu groß waren die Distanzen.
    Es trennten sie Welten!
    Urplötzlich war es vorbei.
    Keine Blicke, keine Gedanken. Nichts wurde übertragen. Suko fühlte sich so schrecklich allein.
    Der Kontakt war gerissen!
    ***
    Shao hatte Mühe, ihre Panik zu unterdrücken. Auf diesem alten Speicher baute sich etwas auf, aber sie war leider nicht in der Lage, dies nachzuvollziehen, geschweige denn, es sich erklären zu können. Alles war so fürchterlich anders geworden. Die normale Welt war für sie in den Hintergrund getreten, und ebenso wie Suko fühlte auch sie sich hineingedrängt in eine andere.
    Aber die Welt war nicht leer. Sie baute sich inmitten des Speichers auf, und sie bestand aus zahlreichen Bildern, die sich an allen Stellen dieses Raumes gruppierten und zu einem gewaltigen und schrecklichen Bühnenbild wurden.
    Die Chinesin schaute sich um. Wobei es kein normales Umschauen war, weil es ihr nicht gelang, den Kopf zu drehen und die Starre damit zu überwinden.
    Sie nahm nur auf, was sich in ihrem Blickfeld befand, und es war makaber und grauenhaft genug.
    Jede Szene, die zu diesem spektakulären Bühnenbild gehörte, zeigte ein anderes Motiv. Im Prinzip aber waren sie gleich. Es wurde gestorben, und zwar auf unterschiedlichste Art und Weise.
    Am linken äußeren Rand entdeckte Shao eine Frau, die ihren Kopf so auf ein Gleis gelegt hatte, daß er abgetrennt werden mußte. Und der Zug war auch schon da. Er überrollte sie, und genau in diesem Augenblick des Todes, war die Szene erstarrt. Blut spritzte nach allen Seiten und war als kleine Punkte, die in der Luft standen, deutlich zu erkennen.
    Daneben saß ein Mann in einem Sessel. Er hatte sich den Lauf eines Revolvers in den Mund geschoben, und das schwere Kaliber der Kugel hatte ihm den
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