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0914 - Stygias Angriff

0914 - Stygias Angriff

Titel: 0914 - Stygias Angriff
Autoren: Susanne Picard
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getrennt zu sein. Heute hatte es - wie hieß er doch gleich, Bezon? Oder Beznor? Naja, so ähnlich eben - getroffen, der war von Stygia ermordet worden. Aber wer garantierte schon, dass es das nächste Mal nicht doch Grtak sein würde!
    Er schnaufte und blieb, wo er war. Fortnar sollte sich nur wieder trollen, er würde ihm nicht auf den Bindeleim gehen, so weit kam es noch. Das Rascheln der Schriftrolle (zehntes Jahrhundert vermutlich, dem Ton nach zu urteilen) würde diesmal nicht ziehen.
    Nein, diesmal nicht.
    »Grtak…«
    Das Rascheln klang verlockend. Ja, zehntes Jahrhundert. »Lass mich in Ruhe!« Ziemlich dick. Ziemlich eng mit schwarzer Tinte beschrieben, denn das Knistern klang dumpf.
    »Grtak, du musst uns sagen, was die abscheulichste aller schönen Erzdämoninnen von uns wollte.« Feines Ziegenlederpergament, von einem noch ungeborenen Zicklein.
    Mit einem Aufschrei kam Grtak aus seinem Bau geschossen und wollte Fortnar die Rolle aus der Hand reißen. »Her damit. Eine Rolle aus der ersten Hälfte des zehnten Jahrhunderts!« Doch Fortnar brachte die Rolle schnell in Sicherheit.
    »Du hast recht, Grtak«, meinte er hochnäsig. »Es handelt sich um die Krönungsurkunde von Kaiser Otto dem Ersten. Du kriegst sie, wenn du uns alles erzählst. Wo ist Beznor?«
    »Gib sie mir!« Grtak knurrte grollend und sprang hoch, um Fortnar die Rolle aus der Hand zu reißen. Vergeblich. Wieder ließ er aus tiefster Kehle ein Knurren ertönen. »Die Scheußliche wollte wissen, wer zu Zamorras Familie gehört.«
    Durch die Archivare ging ein erschrecktes Quieken. »Zur Familie dieses elenden Weißmagiers? Und? Hast du es ihr gesagt?«
    »Das gehört nicht zu meiner Kernkompetenz!«, schrie Grtak erbost, weil Fortnar ihm immer noch nicht die Rolle geben wollte.
    Fortnar zog die Lefzen hoch. »Nicht deine Kernkompetenz! Es gehört zum Wissen, das man als guter Archivar haben sollte, wer das ist und wer in diesem Zusammenhang gefürchtet werden sollte! Jeder hier kann die wichtigsten Weißmagier neben dem Verbannten, dem Bruder des Verräters Asmodis, nennen!«
    »Wir waren viel zu erschrocken, um etwas sagen zu können!«, ließ sich jetzt dumpf eine Stimme aus einem anderen Bücherstapel hören.
    »Du bist später auch noch dran, Sovel!«, schrie Fortnar. »Ihr habt uns mit eurem Schweigen vor der Ekligen in allerhöchste Gefahr gebracht - und nicht nur uns, viel schlimmer, unsere Schutzbefohlenen! Was, wenn es der Grässlichen einfällt, diese Katakomben hier zu vernichten? Was, wenn sie die Bücher angreift?«
    »Was hätten wir ihr sagen sollen, deiner Meinung nach?«
    »Hört auf, euch zu streiten«, erklang auf einmal eine vornehme, leise Stimme.
    Die Archivare fuhren alle herum. Grtak nutzte die Gelegenheit und riss dem abgelenkten Fortnar das kostbare Pergament aus der Hand. Mit leuchtenden Augen strich er sanft mit seinen Krallen über die Urkunde. Die Buchstaben glühten kurz orange auf und waren damit konserviert. Hier in den Katakomben der höllischen Archivare würde dieser Schriftrolle nichts mehr passieren. Grtak huschte, seinen Schatz vorsichtig an sich gedrückt, in seinen Bau.
    »Nun, will mir nicht jemand sagen, was hier los ist?«
    Die Wölfischen fingen sich und verbeugten sich hastig vor der relativ kleinen Gestalt, die in einem schwarzseidenen, langen Gewand im chinesischen Stil vor ihnen stand. Schon bevor Fu Long zum Fürsten der Finsternis geworden war, hatte er sich dank einiger wirklich wertvoller Schriftrollen der absoluten Loyalität der höllischen Archivare versichert.
    »Meister der Finsternis!«, wagte Fortnar, der Mutigste unter ihnen, das Wort zu ergreifen, als er merkte, dass kein anderer dem Vampir zu antworten wagte. »Stygia, die Ministerpräsidentin des Kaisers LUZIFER, bat uns zu sich und wollte wissen, wer zu den engsten Vertrauten des verdammenswerten Weißmagiers Zamorra gehört.«
    »Und ich bin sicher, ihr habt es sie wissen lassen. Ihr wisst so gut wie ich, dass der Drache, der im Schloss des Professors lebt, krank ist.«
    Die Wölfischen schwiegen wieder. Grtak lauschte in seiner Behausung auf die Stille, die sich bedrohlich in den Reihen der Bücher breitmachte. Wie den anderen war es auch ihm unheimlich, dass der Fürst der Finsternis immer über alle Entwicklungen der Hölle und auch der Erde - soweit es die magischen Menschen darauf betraf -, Bescheid wusste. Das hatte er gerade wieder unter Beweis gestellt. Die teuflischen Archivare und besonders Fortnar, dessen
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