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0912 - Die Truppe der Berserker

Titel: 0912 - Die Truppe der Berserker
Autoren: Unbekannt
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Alle Tempester-Tender gehorchten einem starken inneren Trieb. Es war, um es mit Doc Pontaks Worten zu sagen, als seien sie entsprechend konditioniert worden.
    Baya wartete auf eine günstige Gelegenheit, um unbemerkt Deck 9 aufsuchen zu können. Sie nützte dafür die Wachablösung und schlich in den Wohnsektor der Tempester-Tender. Dem Dienstplan entnahm sie, daß Doc Pontaks Visite bereits zwei Stunden zurücklag und die nächste Routineuntersuchung erst in einer Stunde stattfinden sollte. Das bedeutete, daß nicht alle Tempester-Tender unter Drogenwirkung standen und zumindest der eine oder andere ansprechbar war. Bei ihrem’ letzten Besuch hatte sie bereits Bekanntschaft mit einem Tempester geschlossen. Er hatte ihr aber nur verraten können, daß sein Name Jako war, bevor Doc Pontak eingetroffen war.
    Diesmal hatte sie einen günstigeren Zeitpunkt gewählt.
    Im Wohnsektor der Tempester-Tender gab es verschieden große Unterkünfte. In der Regel wurden die Tempester zu sechst untergebracht. Aber besonders Aggressive steckte man in Einzelzellen und zusätzlich in Fesselfelder.
    Sie hatte einmal ein Gespräch zwischen Doc Pontak und einem seiner Gehilfen belauscht. Der Artz hatte gesagt, daß die Tempester einem bestimmten Zyklus unterworfen waren. Auf eine Aggressionsphase folgte eine Phase der Regeneration, in der die Tempester zweifellos Kräfte sammelten. In dieser Phase waren sie friedlich. Dann konnte man sich mit ihnen vernünftig unterhalten, und sie verhielten sich wie ganz normale Menschen.
    Aber irgendwann wurde ihr Aggressionstrieb wieder übermächtig. Es wurde dann immer schlimmer mit ihnen, und wenn diese kritische Phase ihrem Höhepunkt zustrebte, versagten selbst die Temperantia, die Doc Pontak verabreichte. Diese Fälle konnten nur noch durch Fesselfelder am Amoklaufen gehindert werden.
    Baya erkannte an den roten Warnlampen über den Türen, daß bereits sieben Einzelzellen belegt waren. Sie las die Narrenschilder und stellte erleichtert fest, daß Jako nicht in eine Einzelzelle gesteckt worden war.
    Sie empfand diese Behandlung als unmenschlich, und die auf diese Weise gebändigten Tempester taten ihr leid. Aber sie wußte auch, daß sie in Freiheit vermutlich die gesamte Inneneinrichtung der Großklause demoliert hätten, bevor sie wieder ruhiger geworden wären.
    Sie erreichte eine Tür und öffnete sie. Mit einem Blick stellte sie fest, daß nur vier der sechs Betten belegt waren. Und in einem lag Jako. Er war als einziger bei Bewußtsein.
    Baya schlüpfte in den Schlafsaal und schloß hinter sich die Tür.
     
    *
     
    „Guten Tag, Jako", begrüßte sie den Tempester. „Erinnerst du dich an mich?"
    Der Tempester wandte müde den Kopf. Seine Gesichtsmuskeln waren schlaff, die Lider waren halb über den Augen geschlossen.
    „Ah, ja", sagte Jako mit ausdrucksloser Stimme. „Du bist die schreckhafte Halbjährige. Aber an deinen Namen erinnere ich mich nicht mehr."
    „Ich bin Baya, und gar nicht schreckhaft", sagte Baya. „Ich fürchte mich nicht vor dir."
    „Bist du nicht davongelaufen?"
    „Nicht vor dir, sondern vor Doc Pontak", antwortete Baya. „Ich habe mich nicht einmal vor Goro gefürchtet, und der war viel wilder als du."
    „Du kennst Goro?"
    „Er war hier. Ich habe mich mit ihm angefreundet. Aber dann schickte Boyt ihn nach Jota-Tempesto zurück, um deinem Volk seine Botschaft zu verkünden."
    „Ich weiß - Boyt ist der Totemträger", sagte Jako. „Der Totemträger verkündet die Gebote der Tanzenden Jungfrau. Ich bin seinem Ruf gefolgt. Aber wo ist die Tanzende Jungfrau? Ich bin hier, um ihr zu dienen."
    Baya biß sich auf die Lippen. Sie wußte, daß Jako mit dem Totem Boyts Amulett meinte, und sie hätte gerne erfahren, was für eine Bewandtnis es damit hatte. Doch sie mußte sehr vorsichtig sein, um nicht seine Aggressionen zu wecken.
    „Goro hat mich eine Halbjährige genannt, Jako", sagte Baya. „Und wie alt bist du?"
    „Eineinhalb", antwortete Jako. „Der Hohepriester sagte, daß wir schnellebiger als andere Menschen sind."
    Baya wußte nicht sofort, wen Jako mit „Hohepriester" meinte. Aber dann fiel ihr ein, daß Boyt seinen früheren Cheftender von Klause 7, Guntram Peres, als Söldnerwerber nach Jota-Tempesto geschickt hatte.
    „Was hat der Hohepriester noch über euch herausgefunden?" fragte Baya.
    ‘ „Was soll er denn herausfinden wollen?" wunderte sich Jako. „Als Hoherpriester der Tanzenden Jungfrau ist er allwissend. Er weiß auch, wo sie verblieben
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