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0908 - Das Golem-Trio

0908 - Das Golem-Trio

Titel: 0908 - Das Golem-Trio
Autoren: Jason Dark
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Besitzern der Grundstücke ihre Hände zur Begrüßung reichen.
    Der Himmel präsentierte sich beinahe wolkenlos. Nur ein paar weiße, langgezogene Fäden hingen in der Luft wie vergessener Rauch, der sich auch nicht auflösen wollte.
    Ein Tag zum Entspannen.
    Das konnte Turner plötzlich nicht mehr.
    Auf einmal und ohne Vorwarnung spürte er die innere Unruhe, die ihn überfallen hatte. Über die gesamte Umgebung schien sich ein Schatten gelegt zu haben.
    Wieso?
    Turner runzelte die Stirn. Er schaute nach rechts, auf die andere Straßenseite. Dort befand sich das Loch im Erdboden, und daneben türmte sich der Erdhaufen empor.
    Weiter vorn, wo die Straße in eine breitere mündete, fuhr scheinbar lautlos ein Wagen vorbei. Es war ein großer BMW, dessen Karosserie wie ein Jet schimmerte.
    Turner begriff seine innere Furcht nicht. Er hatte mal gehört oder gelesen, daß es so etwas gab. Aber doch nicht bei ihm! Weshalb jedoch verspürte er jetzt diesen Druck?
    Er beugte sich vor, um der Scheibe näher zu sein. Ja, er konnte etwas erkennen. Es hatte sich tatsächlich etwas verändert, denn die Luft war nicht mehr so klar. Etwas durchschwebte sie wie ein feiner Hauch oder Nebel, ein dünnes Tuch.
    Was war das?
    Lag es an ihm?
    Er wischte über seine Augen, schaute wieder hin, aber der feine Streifen war geblieben. Und er sah auch, daß er nicht überall gleich dicht war, sondern sich an einer Stelle konzentrierte. Genau dort, wo sich der Erdaushub auftürmte.
    Und da sah er auch den Schleier…
    Es war ein Tuch, hauchdünn. Es wurde vom Wind davongetragen, der das Material wie Staub von dem Erdhügel löste und es durch die Luft trug.
    Eine Fahne?
    Wenn ja, woher kam sie dann? Turner merkte, wie sich sein Inneres zusammenzog. Etwas drückte mit Gewalt gegen seine Magenwände. Ihm wurde kalt und warm zugleich.
    Er stieg aus.
    Langsam drückte er die Tür zu. War es kälter geworden, oder bildete er sich das ein?
    Die Kälte war da. Sie hatte den Himmel verlassen und näherte sich allmählich der Erde. Der kühle Atem strich über die Straße hinweg, und als Turner einen Schritt vorging, weil er sich der Baustelle nähern wollte, da verharrte er mitten in der Bewegung. Was er sah, konnte er einfach nicht begreifen.
    Der Lehmhaufen bewegte sich! Klumpen rutschten hinunter, zerbröselten und wurden wie Sand vom Wind erfaßt. Sie fingen an zu kreisen und berührten sich dabei gegenseitig. Der einsame Beobachter glaubte sogar, ein leises Kratzen oder Schaben zu hören.
    Turner begriff den Vorgang nicht. Die Szene war ihm einfach unheimlich.
    Auf seinem Rücken spürte er das Anwachsen der Kälte. Auch die Stille kam ihm anders vor als noch beim Ausheben der Grube.
    Etwas war passiert. Aber was?
    Eine Erklärung wußte James Turner nicht. Er glaubte auch nicht an Spuk und Hexerei, doch wenn er anderen dieses Phänomen hier hätte erklären müssen, dann wären ihm keine anderen Begriffe dafür eingefallen.
    Lehm und Sand bewegten sich stärker. Auch größere Klumpen und Stein wurden von der unbekannten Kraft erfaßt. Doch das waren nur die Vorboten einer unbeschreiblichen und auch für Turner unfaßbaren Veränderung.
    Er selbst kam sich vor wie jemand, der bewußt ausgesucht worden war, um diesem Spiel zuzusehen. Seine Augen hatten sich geweitet, er mußte schlucken. Er kratzte sich auf dem Kopf, schüttelte ihn auch, weil er es nicht fassen konnte. Erst recht war er nicht in der Lage, den Vorgang zu stoppen. Auch deshalb nicht, weil er sich nicht bewegen konnte. Geheimnisvolle Kräfte bannten ihn.
    So blieb er regungslos stehen.
    Schaute, beobachtete. Gedanken rasten durch seinen Kopf, obwohl er das Gefühl hatte, sein Gehirn wäre leer…
    Der gesamte Lehmhaufen geriet in Bewegung. Nicht sichtbare Hände mußten aus dem Boden gekommen sein, um in der Masse herumzuwühlen.
    Und von innen her fing die Erde an zu tanzen. Sie drehte und bewegte sich, als hätte sie zunächst einmal tief Luft geholt. Eine Spirale entstand über dem kleinen Hügel. Noch bestand sie aus dünnem Stäub, und sie wuchs weiter.
    Was Turner zu sehen bekam, das wollte ihm nicht in den Sinn. Aus der Erde, dem Lehm, formte sich eine Gestalt.
    Ein Mensch!?
    Das gab es nicht, das wollte er nicht glauben! Das war wider die Natur, es war einfach verrückt, der Wahnsinn, der keine Methode hatte, weil er nicht zu begreifen war.
    Oder hatte er Methode?
    Der Mensch nahm an Umfang zu. Beine, Arme, Hals und Kopf, alles bildete sich deutlicher heraus.
    James Turner
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