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0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

Titel: 0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt
Autoren: Jason Dark
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die in das Land des Zauberers von Oz verschlagen wurde. Bleib mal auf dem Teppich.«
    »Bin ich, Mum, bin ich wirklich. Dieser alte Spiegel ist der Weg, er ist das Tor. Ich glaube, daß der Puppendoktor wieder in den Spiegel hineingegangen ist.«
    »Sollen wir nachschauen?«
    »Können wir, aber wir werden ihn kaum sehen. Als wir das Zimmer betraten, haben wir ihn auch nicht gesehen.«
    »Da hast du allerdings recht. Laß uns trotzdem nachsehen.« Grace ging einige Schritte zur Seite und baute sich inzwischen vor dem Spiegel auf.
    Neben ihr stand Alice, doch beide sahen nichts. Nur die leere Fläche. Sie entdeckten keine Spur von einem Puppendoktor, keinen Umriß, gar nichts.
    »Nun?«
    »Da ist nichts, Mum.«
    »Eben. Kannst du mich jetzt verstehen, daß ich deinen Worten kaum glauben konnte?«
    »Sicher, Mummy, ich…« Ein Schrei ließ Grace zusammenfahren. Alice duckte sich, als hätte sie jemand geschlagen. »Da, Mummy, da, schau. Das ist der Beweis. Er steht neben dem Spiegel!« Alice zeigte mit dem Finger auf ihn.
    Grace Wonderby sah hin, und plötzlich bekam sie weiche Knie. Ihre Tochter hatte recht gehabt. Was dort neben dem Spiegel stand, war ein fremder Gegenstand, der nicht in das Zimmer gehörte.
    Es war eine dunkle Arzttasche!
    ***
    »Glaubst du mir jetzt, Mum?«
    Zwischen der Entdeckung und der Frage waren einige Sekunden, vergangen. Grace wußte, daß ihre Tochter eine Antwort erwartete, nur war sie nicht in der Lage, sie zu geben. Sie starrte immer nur die Tasche an und schüttelte dabei den Kopf.
    »Da ist sie, Mummy.« Alices Hand schob sich in die ihrer Mutter, als suchte sie dort Schutz. »Das genau ist die Tasche, die der Puppendoktor hier vergessen oder bewußt zurückgelassen hat. Du mußt es mir einfach glauben, bitte.«
    »Ja…« murmelte Grace nur. »Ich weiß es ja auch nicht. Das ist mir alles so komisch.«
    »Es stimmt, Mummy.«
    Grace mußte sich räuspern. Sie wischte über ihr linkes Auge, als befände sich dort ein Schleier. »Ich komme damit nicht zurecht, wenn ich ehrlich sein will. Diese Tasche da habe ich noch nie hier im Haus gesehen, Alice.«
    »Sie gehört auch nicht hierher.«
    Graces Blick war skeptisch, als sie ihre Tochter ansah. »Und du bist dir sicher, daß sie nicht von einer deiner Freundinnen stammt, die die Tasche hier vergessen haben könnte?«
    »So komische Dinger haben meine Freundinnen nicht. Er hat sie mitgebracht.«
    Grace wußte nicht, wohin sie schauen sollte. Entweder auf den Spiegel oder auf die Tasche. Sie war völlig verwirrt und suchte nach einer für sie akzeptablen Lösung, doch sie mußte sich eingestehen, daß sie so nicht weiterkam. Die Tasche und ihr Vorhandensein stellten ein Rätsel.
    »Hast du sie schon einmal angefaßt?« fragte Grace.
    »Nein.«
    »Dann werde ich es tun.«
    Alice erschrak. »Aber sei vorsichtig, Mum.«
    »Warum? Ist sie giftig?«
    »Ich weiß es selbst nicht.«
    Obwohl sich Grace Wonderby nicht sonderlich wohl fühlte und der Druck im Magen zunahm, wollte sie vor ihrer Tochter keine Schwäche zeigen.
    Sie war schließlich die erwachsene Person und auch für die Erziehung des Kindes verantwortlich, also näherte sie sich der Tasche und ging vor ihr in die Knie Das Kind schaute zu. Es hatte wieder seinen linken Handballen gegen die Zähne gepreßt. Es zitterte und schien große Angst zu haben, obwohl es keinen Grund dafür zu geben schien.
    Grace öffnete die wieder verschlossene Tasche, klappte sie auseinander, schaute hinein und reagierte nicht.
    »Siehst du was, Mummy?«
    »Nein.«
    Alice war nicht überzeugt. »Gar nichts?«
    Unwillig drehte sich Grace in ihrer gebückten Haltung um. »Wenn ich es dir doch sage…«
    »Ja, ja.« Alice nickte. »Er hat ja auch die beiden Messer und die Säge herausgenommen.«
    Grace erhob sich wieder. Die Tasche ließ sie offen. »Ich weiß es nicht, Alice, ich weiß nicht mehr, was ich überhaupt noch glauben soll. Ich denke, daß du dich da in etwas hineingeritten hast, das doch mehr deiner übersteigerten Phantasie entsprungen ist. Schau dir doch deine Bücher an. So toll es ist, sich darin zu vertiefen, aber es kommt immer auf den Inhalt an. Nicht alle Märchen, Sagen und Legenden sind dazu geeignet, etwas in dir zu fördern. Sie sind - na ja, wie soll ich sagen? Es gibt Menschen, die das Lesen von Märchen als eine Therapie für andere ansehen, falls du verstehst, was ich meine. Aber in deinem Fall scheint mir das nicht so gut zu sein, Kind. Du hast dich da einfach zu sehr
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