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0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

Titel: 0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt
Autoren: Jason Dark
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du mir nichts zu sagen?« Die Frau wunderte sich, wie ruhig sie trotz dieser unheimlichen Vorgänge blieb.
    Alice senkte den Kopf. »Ich war es nicht.«
    »Ach ja?«
    »Das stimmt, Mum. Ich bin es nicht gewesen. Ich habe meine Puppen nicht zerstört.«
    Ruhig bleiben, du mußt ganz ruhig bleiben! Grace Wonderby zwang sich dazu. Du darfst jetzt keinen Fehler machen. Du mußt vor allen Dingen cool sein, keine Schwäche zeigen und dich auf keinen Fall fertigmachen lassen. Du darfst auch nicht durchdrehen und vor deiner Tochter keine Schwäche zeigen. Herrje, wenn doch Danny hier wäre. Aber der turnt mal wieder im Ausland herum. Grace vermißte ihren Mann in dieser Situation schmerzlich.
    Grace wiederholte die Antwort noch einmal als Frage. »Du bist es also nicht gewesen?«
    »Richtig.«
    »Dann war es ein anderer.«
    »Ja.«
    »Wer?« Grace schaute ihre Tochter prüfend an. Sie war gespannt, welche Antwort Alice geben würde, was sie sich in ihrer Phantasie wieder ausgemalt hatte.
    »Es war der aus dem Buch!«
    »Bitte?« Grace glaubte, sich verhört zu haben. »Wie kannst du so etwas sagen? Wer aus dem Buch?«
    »Na ja, von dem ich dir erzählt habe. Es war dieser Puppendoktor.«
    Grace wußte nicht, ob sie sich verhört hatte. Sie stand nur da, wollte etwas sagen oder etwas tun, aber ihr fiel nichts ein. Gleichzeitig dachte sie daran, daß ihre Tochter sie belogen hatte. Okay, Alice hatte viel Phantasie, aber zu behaupten, der Mörder wäre eine Gestalt oder eine Person aus dem Buch gewesen, das schlug dem Faß den berühmten Boden aus. Ihre Stimme wurde lauter.
    »Bitte, Alice, du kannst mir ja alles erzählen, aber halte mich nicht für so dumm, daß ich dir das glaube. Nein, das ist nicht drin.«
    »Aber es stimmt!« Die Stimme des Mädchens klang fest und trotzdem weinerlich.
    »Der Puppendoktor hat sie zerfetzt!«
    »Ja.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Weg!«
    Grace lachte, obwohl ihr nicht danach zumute war. »Weg, sagst du? Einfach weg. Würdest du an meiner Stelle denn so etwas glauben, was man dir da erzählt?«
    »Nein.«
    »Siehst du.«
    »Aber es ist so gewesen, Mum. Dieser Puppendoktor hat mich besucht. Er sah so aus wie im Buch. Ich habe dir das vor deinem Tennis in der Küche sagen wollen, aber du hast mir nicht richtig zugehört. Ich hatte auch etwas Angst davor, hier allein zu bleiben, und dann ist es passiert. Er kam und hatte drei Waffen. Eine Säge und zwei Messer. Er hat vier Puppen getötet. Hättest du nicht geschellt, wären es sicherlich noch mehr geworden. Er hat auch davon gesprochen, daß die Puppen, erst krank gemacht werden müssen, bevor er sie heilen kann. Deshalb und nur deshalb hat er das getan.«
    Grace stöhnte auf. Sie fühlte sich auf den Arm genommen, aber es war zugleich schlimm und nicht zu begreifen. Da hatte sich etwas im Hirn ihrer Tochter festgesetzt, mit dem sie und auch Grace nicht zurechtkamen. So etwas konnte es nicht geben.
    Sie senkte den Kopf, um Alice anzuschauen. Grace glaubte zu wissen, wann das Mädchen log, und als sich die Blicke der beiden jetzt trafen, wuchsen in Grace die Zweifel.
    Nein, Alice hatte nicht gelogen. Sie hielt dem Blick stand, das hätte sie sonst nicht gekonnt. Da hatte sie schon ihre Erfahrungswerte. Auf der anderen Seite durfte es gewisse Dinge nicht geben, die es auch nicht geben konnte. Eine Gestalt aus dem Buch, die Puppen zerfetzt und sich selbst als Puppendoktor bezeichnete, so etwas überstieg selbst die Grenze eines phantasiebegabten Menschen.
    »Du glaubst mir nicht, Mum, wie?«
    »Es fällt mir schwer.«
    »Aber es ist so passiert. Ich habe ihn ja auch unten im Fernseher gesehen. Danach bin ich nach oben gerannt, dann habe ich ihn hier getroffen, wo er meine Puppen verletzte.«
    »Einfach so?«
    »Ja.«
    Grace atmete tief ein. »Gut«, sagte sie. »Gesetzt den Fall, es ist alles so geschehen, wie du es gesagt hast, dann frage ich mich natürlich, wo dieser Puppendoktor jetzt steckt.«
    »Als ich das Zimmer verließ, war er noch da, glaube ich.«
    »So? Glaubst du das? Da wir beide ihn hier nicht gesehen haben, könnte er doch das Zimmer verlassen haben und sich irgendwo hier im Haus versteckt halten. Oder nicht?«
    Alice schnaubte und wischte sich über die Augen. »Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Er ist bestimmt wieder in seine Welt zurückgekehrt.«
    »Aha, wo liegt denn die?«
    »Im Märchen sagt man immer, daß sie hinter dem Regenbogen liegt.«
    Grace winkte ab. »Hör auf, Kind. Du bist hier nicht Judy Garland,
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