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0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

Titel: 0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt
Autoren: Jason Dark
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zu.
    Der Puppendoktor ging unruhig durch den Raum. Er hielt seine drei Waffen fest. Er bewegte sie durch die Luft, so daß sie hin und wieder aufblitzten wie kleine Spiegel in der Sonne. Dann stach er auf eine Puppe ein, die am Fenster saß. Das Messer schnitt in den Körper, blieb darin stecken, und die böse Gestalt zerrte die Puppe noch am Messer hängend von ihrem Platz. Als er seinen Arm schüttelte, rutschte das kleine Wesen zu Boden und blieb liegen.
    Alice unterdrückte ihre Wut. Sie hatte sich bereits auf die Tür zubewegt und zog sie leise auf. Alice horchte in das Haus hinein, um herauszufinden, ob sich ihre Mutter schon unten im Flur befand. Zu hören war nichts. Alice atmete auf und schlüpfte aus dem Zimmer. Kaum hatte sie die Tür hinter sich zugezogen, da vernahm sie die ersten Tritte.
    Grace Wonderby hatte das Haus betreten, sie sprach mit sich selbst, dann rief sie den Namen ihrer Tochter.
    »Ich bin hier, Mum!« Alice hatte die Treppe bereits erreicht. Leichtfüßig eilte sie die Stufen hinab, weil sie nicht wollte, daß ihre Mutter zu ihr hochkam.
    Grace hatte sich umgedreht. Sie hatte sich gerade das Stirnband abgenommen und schüttelte sich die Haare aus. »Puh, war das wieder ein Streß. Nicht so sehr das Spiel, dazu bin ich kaum gekommen. Aber Mrs. Clinton hatte Neuigkeiten, die ihre Familie betrafen. Du glaubst gar nicht, was sich deren Tochter geleistet hat. Stell dir mal vor, sie…« Grace stoppte mitten im Satz. Sie schaute ihrer Tochter entgegen, die fast das Ende der Treppe erreicht hatte, und schüttelte den Kopf.
    Auf der letzten Stufe blieb Alice stehen. »Hast du was, Mum?«
    »Ich?« Grace lachte. »Nein, ich habe nichts, ich habe gar nichts, aber du hast etwas.«
    »Wieso denn?«
    »Du hast geweint.«
    Alice versuchte ein Lächeln, was ihr perfekt mißlang. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Das sehe ich dir an, Kind. Hör mal, ich bin deine Mutter. Ich kenne dich lange genug. Du hast geweint.«
    »Aber…«
    »Keine Ausflüchte. Was ist geschehen, Alice? Und erzähl mir nicht, daß du einfach nur aus Spaß deine Tränen produziert hast. Da ist doch irgendwas gewesen.«
    Das Mädchen sah ein, daß es keinen Sinn mehr hatte, der Mutter etwas vorzumachen. Alice nickte und gab zu, geweint zu haben.
    »Hat dich denn jemand geärgert, meine Kleine?« Grace wollte ihre Tochter trösten, aber Alice wich zurück, als die Mutter sie in die Arme nehmen wollte.
    »Nein, nein, mich hat niemand geärgert. Ich habe nur gelesen, und die Geschichte ist so traurig gewesen.«
    »War es die von dem Puppendoktor?«
    Mit dieser Frage hatte Alice nicht gerechnet. Sie erschrak, was auch Grace nicht verborgen blieb. Aber sie redete schnell weiter. »Nein, es hatte mit dieser Geschichte nichts zu tun. Wie bist du denn überhaupt darauf gekommen?«
    »Bevor ich ging, haben wir uns über ihn unterhalten. Kannst du dich nicht daran erinnern? Du hast dich ziemlich seltsam verhalten, aber das bin ich von dir gewohnt.« Prüfend schaute Grace ihre Tochter an. »Auch jetzt bin ich mir bei dir nicht so sicher, ob du mir überhaupt die Wahrheit gesagt hast. Irgendwas ist mit dir. Du warst schon vor meinem Weggehen etwas komisch.«
    »Das bildest du dir ein, Mummy.«
    »Bestimmt nicht.« Grace ging auf die Treppe zu und nahm auch die ersten beiden Stufen. Dann mußte sie sehen, wie ihre Tochter die Arme ausbreitete. Eine abwehrende Geste.
    »Wo willst du denn hin?«
    »In dein Zimmer, Kind.«
    »Warum?«
    »Darf ich das nicht?«
    Alice versuchte zu lachen, kriegte aber ein rotes Gesicht. »Klar, das darfst du, Mum, aber ich wollte gerade etwas mit dir bereden, unten in der Küche, meine ich. Da habe ich auch was essen wollen und…«
    »Alice« Grace Wonderby sprach den Namen aus, als könnte man ihr nichts mehr vormachen. »Ich sage dir, Alice, ich mag zwar keine perfekte Mutter sein, dazu bin ich zu wenig häuslich, aber ich kenne dich gut genug, um zu wissen, wann du Probleme hast. Und im Augenblick hast du Probleme, das sehe ich dir an. Du hast Probleme, über die du nicht mit mir reden willst. So und nicht anders stellte es sich mir dar. Du hast geweint, dein Gesicht ist noch immer aufgequollen, und das muß einen Grund gehabt haben.«
    »Die Geschichte, die ich…«
    »Hör doch mit der Geschichte auf, Kind! Das stimmt alles nicht. Es muß einen anderen Grund geben.« Mit sanfter Gewalt drückte Grace ihre Tochter zur Seite, die gegen das Geländer an der rechten Seite kippte und nicht wußte, was sie
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