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0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

Titel: 0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt
Autoren: Jason Dark
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ihn nur von dort, aber dann habe ich ihn im Spiegel gesehen. Er zeichnete sich dort ab. Es war die gleiche Gestalt wie in meinem Buch. Ich habe alles gesehen. Er lebte, und…«
    »Woher hattest du das Buch, Alice?«
    »Vom Flohmarkt. Da waren einige Seiten herausgerissen. Ich weiß nicht mal, wer es geschrieben hat. Ich hielt es für eine Märchenbuch, und ich liebe ja Märchen. Ich mag sie unwahrscheinlich. Ich erlebe sie sogar mit.«
    »Wie das?«
    »In meinen Träumen.«
    »Dann träumst du von ihnen?«
    »Nein, und ja. Ich träume nicht nur. Ich erlebe sie richtig. Ich bin ein Stück dieser Märchen. Einmal habe ich mich im Bett liegen sehen, aber ich schwebte auch über mir. Ich bin in die Märchenträume eingedrungen.«
    »Hast du da denn den Puppendoktor gesehen?«
    »Nie.«
    »Sondern?«
    »All die anderen Figuren.«
    »Aha. Kannst du dir erklären, wie diese Träume zustande gekommen sind?«
    »Nein, Sir. Ich hatte sie auch nicht immer. Erst seit einer gewissen Zeit.«
    »Seit wann?«
    Sie überlegte und starrte dabei ins Leere. »Wollen Sie das genau wissen?«
    »Wenn es möglich ist.«
    »Nun ja, ich glaube - ja, jetzt weiß ich es. Die Träume sind erst dann so schlimm geworden, als der Spiegel in meinem Zimmer stand. Wir haben ihn auch vom Trödelmarkt. Er ist sehr alt, aus dem letzten Jahrhundert, und der Spiegel ist einfach toll und auch geheimnisvoll. Ich habe die Träume erst, seit er in meinem Zimmer steht.«
    »Weiter.«
    »Ich habe darüber nicht mehr nachgedacht, Sir.«
    »Aber du bist dir sicher, daß der Spiegel deine Träume intensiviert hat?«
    »Intensi…«
    »Daß sie dann stärker gekommen sind.«
    »Ja, so ist es gewesen. Ich habe schon immer geträumt. Ich habe auch meine Märchen und meine Puppen geliebt. Aber jetzt habe ich richtige Angst vor ihnen.«
    »Das kann ich verstehen, Kind.«
    »Die Träume sind dann grausamer geworden. Ich habe auch das Böse gesehen, aber es war nie so dicht bei mir, sondern lauerte im Hintergrund. Es war ein Schatten, der in unsere Welt eindringen wollte, doch das Gute hat ihn abgewehrt. Noch waren sie nicht so stark, aber sie wurden stärker, und dann kam der Doktor.«
    »Kanntest du ihn schon vorher?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Als Diana Perl dich in ihr Atelier brachte…«
    »Nein, da war er noch völlig normal. Ich habe ihn da nur aus dem Buch gekannt.«
    »Gut. Dann ist er später in dem Spiegel erschienen. Der Spiegel ist also der Anfang.«
    »Er wird auch das Ende sein«, orakelte Suko. »Wir sollten ihn, wenn möglich, zerstören.«
    Der Meinung war ich auch.
    »Schaffen Sie ihn weg«, flüsterte Grace Wonderby. »Schaffen Sie das Ding um Himmels willen weg! Ich kann und will ihn nicht mehr sehen. Wenn ich das alles nur vorher gewußt hätte.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Aber wer ist diese Diana Perl, Mr. Sinclair?«
    »Eine Künstlerin, die mit Schaufensterpuppen arbeitet. Sie hat nur indirekt mit diesen Dingen hier zu tun, aber es gibt einen Zusammenhang. Durch sie sind mein Kollege und ich erst auf den Namen Doc Doll gestoßen, und wir wurden natürlich aufmerksam, als Mrs. Conolly anrief und diesen Begriff erwähnte.«
    »Ja, das kann ich jetzt nachvollziehen. Aber diese Diana Perl ist jetzt aus dem Rennen, denke ich.«
    »Sie liegt in einem Krankenhaus. Wichtig für uns ist, daß wir den Puppendoktor finden.«
    »Er wird in den Spiegel eingetaucht sein«, sagte Sheila.
    »Bestimmt.«
    »Was ist, John, wenn wir jetzt nach oben gehen und das Ding einfach zerschlagen? Das müßt doch die Lösung sein. Dann wäre sein Rückweg abgeschnitten.«
    »Das denke ich auch. Wir werden den Spiegel zertrümmern.«
    Sheila hatte der Klang meiner Stimme nicht gefallen. »Du hast nicht begeistert geklungen, John.«
    »Richtig.«
    »Was störte dich?«
    »Möglicherweise die Schläue des Puppendoktors. Ich könnte mir vorstellen, daß er sich auf derartige Dinge eingerichtet hat. Was uns nicht davon abhalten sollte, es zu tun.«
    Grace Wonderby stand auf. »Ich werde einen Hammer holen«, erklärte sie. In ihrer Stimme schwang Furcht mit, was auch Suko gehört hatte.
    »Warten Sie, Mrs. Wonderby, ich werde Sie begleiten.«
    »Danke.«
    Die beiden verließen das Zimmer. Sheila schaute zuerst auf ihren Verband, dann blickte sie mir in die Augen. »Eigentlich ist dieser Puppendoktor eine lächerliche Gestalt, wenn du ihn siehst. Dunkel gekleidet, auf dem Kopf einen verbeulten Zylinder, Schuhe, die zu groß wirken, ein zerknittertes Gesicht. Wenn ich einen
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