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0905 - Puppenterror

0905 - Puppenterror

Titel: 0905 - Puppenterror
Autoren: Jason Dark
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wunderte. »Meine Güte, wie blöde müssen Männer sein, um das glauben?« Sie drehte sich und wies auf die Puppen, die zu Kunstwerken bemalt werden sollten. »Schauen Sie hin, Sie beide. Gehen Sie zu ihnen. Fassen Sie die Puppen an. Egal, wo Sie wollen. Fassen Sie überall hin, und sie werden erleben, daß sie sich anders anfühlen als Menschen. Da ist keine Haut zu spüren, das sind Puppen aus Kunststoff - und innen sogar hohl. Und Sie trudeln hier ein und erzählen mir, daß Sie eine derartige Puppe angegriffen hat!«
    Ich wollte es ihr nicht noch einmal bestätigen, weil es mir gereicht hatte. »Es fehlt ihnen also keine Puppe?«
    »Nein, es ist keine geflohen.«
    »Gut, wenn Sie das sagen.«
    Diana Perl stemmte wieder die Hände in die Hüften. »Es ist so, verflucht noch mal! Sie haben sich da irgendwas eingebildet. Lassen Sie sich mal untersuchen.«
    Ich ließ mich nicht beirren. »Sind das hier alle Puppen, die Sie besitzen?«
    »Warum wollen Sie das wissen?« Die Perl reckte ihr Kinn vor.
    »Nein, es sind nicht alle«, sagte ihr Partner und trat neben sie. »Es gibt noch ein Lager.«
    »In diesem Haus nehme ich an.«
    »So ist es.«
    »Dürfen wir mal einen Blick hineinwerfen?« fragte Suko.
    Das Künstlerpaar schaute sich an. In Diana Perls Blick lag unübersehbar der Ärger. Diese Antwort hatte ihr nicht gepaßt. »Warum wollen Sie das?«
    »Weil wir uns für Puppen interessieren«, sagte Suko. »Oder haben Sie etwas zu verbergen?«
    »Nein.«
    »Dann wäre es sehr freundlich an ihnen, wenn wir uns die Puppen einmal anschauen könnten.«
    »Es sind aber keine lebenden darunter«, erklärte sie voller Spott.
    Suko hob die Schultern. »Weiß man das?«
    »Geh mit ihnen, Darius!« sagte die Perl.
    »Und du?«
    »Ich bleibe hier. Es ist mir zu blöd, den beiden Bullen zu folgen. Die sind doch nicht ganz stramm.«
    Was Chan dazu meinte, hörten wir nicht. Er hob nur die Schultern und ging vor. In seiner Hosentasche suchte er nach einem Schlüssel, den er auch fand.
    Im Flur blieben wir vor der Quertür stehen. Zwei Lampen an der Decke streuten weiches Licht in die Umgebung, aber der Raum hinter der Tür war kalt und dunkel.
    »Das ist das Lager«, sagte Chan.
    Ein seltsamer Geruch empfing uns. Es stank nach Farbe, Chemikalien und Schmutz. Der Fußboden zeigte einen grauen Belag aus dünnen Teppichfliesen.
    »Gibt es hier kein Licht?« fragte ich.
    »Doch, rechts.«
    »Schalten Sie es bitte ein.«
    »Wie Sie wollen.«
    Das Wort Licht war übertrieben, denn die Lampe an der Decke hätte die Bezeichnung Funzel verdient. In ihrem schwachen Schein entdeckten wir die Puppen, aber auch Leitern, Farbtöpfe und alte Klamotten, die aussahen, als wären sie auf einem Flohmarkt besser aufgehoben. Der Plunder hing auf einem fahrbaren Ständer, dessen Querstange silbrig schimmerte.
    »Zufrieden?« fragte Chan.
    »Das wird sich noch herausstellen«, sagte Suko.
    »Brauchen Sie mich noch?«
    »Nein, Sie können gehen.«
    »Dann bis gleich.« Seine Stimme klang so, als hätte er sich für alle Ewigkeiten verabschiedet.
    Suko zwinkerte mir zu. »Das riecht nach Falle.«
    »Meinst du?«
    »Ich spüre es.«
    »Hat Chan denn die Tür abgeschlossen?«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Und die Puppen?«
    »Bis jetzt habe ich keine lebende entdeckt.«
    »Okay, dann schauen wir uns mal um…«
    ***
    Der Lagerraum war doch größer, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Die Lampen unter der Decke waren flache Schalen, auf denen der Staub klebte und das sowieso nicht starke Licht noch schwächer machte. Gespenstisch wirkte es, weil die Puppen Schatten warfen.
    Jede Menge Puppen standen da an den Wänden. Dieses Künstlerpaar hatte wirklich alles aufgekauft, was abgegeben wurde. Sie standen da wie Wachsleichen. Sie glotzten uns an. Das Lächeln von Toten lag auf ihren Gesichtern. Männer, Frauen, auch Kinderpuppen, alles versammelte sich hier.
    Nicht alle Köpfe waren glatt. Einige dieser ausgestellten Dinger trugen auch Perücken. Mit dunklen, hellen, lockigen oder glatten Haaren. Manche Perücken waren verrutscht, saßen so schief, daß die Puppen einen lächerlichen Ausdruck machten.
    Suko und ich waren nebeneinander hergegangen und blieben gemeinsam vor den Puppen stehen.
    »Wie viele sind es? Was schätzt du?«
    Suko hob die Schultern. »Bestimmt mehr als hundert!«
    »Kann sein.«
    Sie standen überall. Nicht alle gerade, einige von ihnen auch schräg, als wollten sie jeden Augenblick zu Boden fallen, aber sie hielten sich in
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