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0905 - Puppenterror

0905 - Puppenterror

Titel: 0905 - Puppenterror
Autoren: Jason Dark
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freundlich, aber keine Puppe schaute böse.
    Und es ist auch keine krank, dachte Alice. Ich brauche keinen Puppendoktor.
    Sie wollte, daß er verschwand, aber danach sah er nicht aus. Er fühlte sich anscheinend wohl, denn er nahm die Wanderung durch das Zimmer auf, blickte jeder Puppe ins Gesicht, peilte auch in die Ecken, sah sich das Regal an und schwang dabei seine Arzttasche auf und nieder wie ein Wandersmann.
    Alice rührte sich nicht. Sie traute sich auch nicht mehr, ihren ihr unheimlich gewordenen Besucher anzusprechen, der allerdings von allein das Wort übernahm.
    »Du hast es wirklich nett hier. Ich bin sehr überrascht - gratuliere.«
    »Ich mag Puppen!« erklärte sie beinahe trotzig.
    »Das ist auch gut.«
    »Was willst du?«
    Er ging gar nicht auf die Frage ein. »Auch ich mag Puppen - hin und wieder«, schränkte er ein. »Ich mag sie eigentlich nur, wenn sie krank sind, das weißt du sicherlich aus dem Buch. Als Puppendoktor muß man eben kranke Puppen lieben, denn mit gesunden kann man beim besten Willen nichts anfangen. Aber was erzähle ich dir da? Himmel, das brauche ich dir nicht zu sagen.« Er verstummte, blickte sich aber weiterhin um und runzelte die Stirn.
    Erst jetzt kam Alice dazu, sich Gedanken über die Stimme des Besuchers zu machen. Sie hatte sich so ungewöhnlich angehört. Zwar hatte er wie ein Mensch gesprochen, auch die Stimme hatte menschlich geklungen, nur war sie so rauh gewesen, als wäre er erkältet oder würde etwas in seinem Hals stecken.
    Das war keine gute Stimme, nicht so wie die ihres Vaters, wenn er mit ihr sprach. Sie war einfach schlimm, bösartig. Alice kam der Verdacht, daß der Puppendoktor etwas Bestimmtes von ihr und ihren Puppen wollte. Seine letzten Worte hatten so seltsam geklungen und auch gefährlich, wenn sie darüber nachdachte.
    Doc Doll stellte die Tasche ab. Als er den Bügel losließ, plumpste sie auf den Boden und blieb dort stehen. Die Gestalt selbst stemmte die Hände in die Seiten, bewegte wieder den Kopf, um sich im Raum noch einmal umzuschauen.
    Was suchte er?
    Alice wollte ihn schon fragen, als sie sein Nicken ablenkte. Er räusperte sich dabei, er ging nach vorn und tippte mit dem ausgestreckten Zeigefinger gegen einen Puppenkopf.
    »Nicht krank«, sagte er.
    »Das weiß ich.«
    »Das ist nicht gut, kleine Alice. Wo ich hinkomme, will ich kranke Puppen sehen. Ich liebe Puppen, ich liebe sie auf meine Weise. Sie sollen nicht tot sein, sie sollen leben, sie sollen gesund sein und krank werden, wie die Menschen.« Er zwinkerte. »Und wenn sie nicht krank sind, dann werde ich sie eben krank machen. Hast du verstanden?«
    »Ja, das habe ich«, stöhnte sie. »Wunderbar.«
    »Aber wie…?«
    »Psst, nicht jetzt!« Er legte einen Finger auf die Lippen und bückte sich. Zugleich streckte er einen Arm aus, und das Mädchen konzentrierte sich auf die aus dem Ärmel schauende Hand. Sie war lang, die Haut dünn und etwas bräunlich, wobei noch kleine Härchen auf dem Handrücken wuchsen, an manchen Stellen dicht wie Büsche.
    Doc Doll öffnete seine Tasche. Er drehte am Verschluß des Bügels und konnte sie nach zwei Seiten auseinanderklappen. Alice hätte jetzt hineinschauen können, aber etwas hielt sie davon ab.
    Der Puppendoktor hatte sich hingekniet. Er starrte in seine geöffnete Tasche, murmelte etwas vor sich hin, nickte dann, um Zufriedenheit auszudrücken, aber Alice konnte nicht verstehen, was er sagte. Vielleicht war es gut so.
    Seine rechte Hand und ein Teil des Arms verschwanden im Dunkel der Tasche. Dort bewegte er die Finger, und Alice hörte etwas klimpern. Es war ein hell klingendes Geräusch, wie bei Bestecken, die gegeneinander klapperten. Er holte das erste Teil hervor.
    Alice trat etwas zur Seite. Der Atem stockte ihr, als sie eine blitzende Säge sah. Das gleiche Instrument war ihr bereits bei einer Reise durch die Phantasie aufgefallen. Da hatte Doc Doll mit einer derartigen Säge schlimmes angerichtet.
    Es folgte ein Messer. Es war geschliffen, und wenn das Licht auf den Stahl fiel, blitzte das Messer auf.
    Noch einmal griff er in die Tasche, bevor er sie mit einer Hand wieder zuklappte. In der anderen hielt er das letzte Instrument - ein Skalpell.
    Bevor er es neben die anderen beiden Instrumente legte, drehte er es dem furchtstarren Mädchen zu, bewegte es in seiner Hand, damit es wieder aufblitzte, und lächelte breit. »Was hatte ich dir gesagt, Alice? Ich bin ein Puppendoktor, und wenn es für mich keine Arbeit gibt, werde
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