Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0902 - Das Erbe der Hölle

0902 - Das Erbe der Hölle

Titel: 0902 - Das Erbe der Hölle
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
der Überhebliche.
    LUZIFER - der Verräter.
    Asmodis wurde plötzlich ruhig, obwohl er selbst am wenigsten dafür konnte. Sein Weltbild geriet mit einem Mal heftig ins Wanken, die Himmel drohten herabzustürzen. Eine eisige Faust umklammerte seine Seele und drückte sie langsam zusammen. Es stimmte also, was die Legenden der Menschen erzählten und was die Schwarze Familie immer mit höhnischen Kommentaren quittiert hatte: LUZIFER war ein Engel! Der gefallene Engel, der einst »wie ein verachteter Zweig« vom UNAUSSPRECHLICHEN in die Finsternis gestoßen worden war.
    Woher wussten die Menschen das?
    Wie konnte das sein?
    ***
    Ziellos trieb sich Steve O'Neill im Hafenviertel von Sydney herum. Er trank Büchsenbier und starrte den Ausflugsbooten nach, die Tausende von Touristen durch den wunderschönen Hafen tuckerten. Eigentlich hatte er niemals in seinem Leben vorgehabt, diesen riesigen Moloch zu besuchen, der für ihn Symbol der »Dekadenz und Bequemlichkeit« war, ohne dass O'Neill genau zu sagen gewusst hätte, was Dekadenz nun eigentlich genau bedeutete. Nun war er doch hier und er wusste nicht einmal, warum. Wirre Gedanken kreisten in seinem Kopf, Gedanken, die irgendetwas Ungeheuerliches zu fassen versuchten, es aber aus irgendeinem Grund nicht konnten. Kalter Schweiß bedeckte seinen Körper. Immer wieder fror er bis in sein Innerstes, obwohl die Sonne heiß vom Himmel brannte.
    Gegen Abend beruhigte er sich etwas. O'Neill marschierte in die Elisabeth Street. Bei David Jones, einem Designerladen der sündhaft teuren Art, kaufte sich der Farmer einen schwarzen Anzug. Er bezahlte bar. Dann ließ er sich von einem Taxi nach Darlinghurst fahren und vor dem »Burton Restaurant« absetzen. Er glättete noch einmal seinen Anzug, dann ging er hinein.
    Ein Tischzuweiser verbeugte sich dienstbeflissen, denn im Burton verkehrte nur, wer Geld hatte. Wirklich Geld. O'Neill hatte einen Tisch bestellt und bekam ihn zugewiesen. »Meine Begleitung hat leider abgesagt. Ich esse allein«, sagte er.
    »Kein Problem, Sir.«
    Der Farmer trank einen kleinen Whisky als Aperitif und beschmierte sich Toastscheiben mit Kräuterbutter. Was tue ich eigentlich hier? , dachte er zwischen zwei Bissen und spürte helle Panik in sich auflodern. Ein Meer von Flammen breitete sich in ihm aus. Doch dann war er bereits wieder ruhig.
    Eine halbe Stunde später betraten drei Chinesen und eine weiße Frau den Raum. Der große, sehnige Mann, der die Frau am Arm führte, sah nur desinteressiert über die Anwesenden hinweg. Seine Begleiter hingegen sezierten mit ihren Blicken jeden einzelnen und hatten ihre Hände dabei verdächtig in Hüftnähe. Und wenn O'Neill genau hinsah, konnte er sogar die leichten Beulen erkennen, die die Pistolen unter den Jacketts machten.
    Bodyguards. Sie beschützten Mister Li, den berüchtigtsten und mächtigsten Gangsterboss im Großraum Sydney. Li hatte seine Finger in allen schmutzigen Geschäften, wenn sie nur Geld brachten. Vor allem den Rauschgifthandel und die Prostitution kontrollierte er zu hundert Prozent. Erst neulich waren sechs japanische Yakuza-Angehörige, die mit Macht ins Geschäft gedrängt hatten, grausam gefoltert und hingerichtet aufgefunden worden.
    O'Neill wusste das alles. Er starrte die Männer und die Frau an, die sich direkt an den Nebentisch setzten. »He, du«, sagte er plötzlich laut zu der Blondine. »Weißt du was? Ich finde es total beschissen, dass eine Frau sich mit so einem wie dem da einlässt. Was ist mit dir los, ist dir so was egal?«
    Die Männer und die Frau erstarrten. Auch an den Tischen drum herum wurde es ruhig.
    »Was haben Sie da eben gesagt, Mister?« Li verengte seine Augen und starrte O'Neill an wie ein zum Zuschnappen bereiter Hai.
    »Ach, lass mich bloß in Ruhe, Schlitzauge. Mit so einem verlausten Stück Dreck wie dir rede ich gar nicht. Mir ist der Appetit gründlich vergangen. Kellner, zahlen. In einem Laden, wo Kriminelle wie du bedient werden, bleibe ich nicht.« O'Neill stand auf, warf den Stuhl nach hinten und drückte sich durch die Tischreihen.
    »Sie brauchen nicht zu bezahlen, Sir«, sagte ein Kellner, der sich ihm in den Weg stellte und käseweiß im Gesicht war. »Verlassen Sie aber umgehend unser Haus und kommen Sie nie wieder hierher.«
    »Hatte ich auch nicht vor.« O'Neill ging nach draußen. Er bemerkte, dass einer der Bodyguards auf Lis kurzen Wink mit dem Kopf aufstand und ihm folgte. Der Farmer rief sich ein Taxi und fuhr ins Hafenviertel zurück.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher