Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0902 - Das Erbe der Hölle

0902 - Das Erbe der Hölle

Titel: 0902 - Das Erbe der Hölle
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
durchqueren.«
    Als würde ein plötzlicher Windzug die Flammen anfachen, türmten sie sich zu mächtigen, aggressiv wirkenden Gebilden auf, in denen Asmodis Fratzen zu erkennen glaubte. Fratzen von Wesen, die selbst für ihn das personifizierte Grauen darstellten. Genauso schnell, wie sie sich gebildet hatten, fielen sie in sich zusammen.
    Wieder ertönte LUZIFERS Kichern. »So wenig Vertrauen hast du in mich und meine Macht, Asmodis? Natürlich kann kein lebendes Wesen den Flammenvorhang durchqueren - wenn ich es nicht will. Doch sei versichert, dass dir mein Wille den Weg zu mir öffnet.«
    »Natürlich, mein KAISER. Ich… ich habe mich von meiner Ehrfurcht vor dir leiten lassen.«
    »War es nicht eher - Furcht?«
    Asmodis hasste das höhnische Kichern des KAISERS spätestens jetzt, weil es ihn noch ein Stückchen weiter in die Bedeutungslosigkeit zurück drückte. Er verzog das Gesicht, doch er wusste es besser als zu widersprechen. »Ja, LUZIFER, Herr der Hölle, es war Furcht.«
    »Natürlich war es das. Und wenn du dir schon deiner eigenen Geringfügigkeit bewusst wirst, dann lass dir gesagt sein, dass sie auf jedes andere Wesen deiner Art zutrifft, nicht aber auf dich. Denn ich schicke dich nun auf eine Mission, die nicht weniger als das Ende der Hölle und der Schwarzen Familie bedeutet, wenn du dabei versagst. Aber das wirst du nicht. Denn du bist etwas ganz Besonderes, Fürst der Finsternis. Meine Lebensversicherung sozusagen.«
    Asmodis' Augen weiteten sich. »Herr? Heißt das, dass bei meinem Versagen nicht nur die Hölle und die Schwarze Familie sterben, sondern auch du?«
    LUZIFER schwieg. Plötzlich entstand direkt vor Asmodis ein Riss in der Flammenwand. Er wurde höher, breiter, eine unsichtbare Kraft drängte die Flammen nach allen Seiten zurück.
    Fasziniert betrachtete Asmodis das Geschehen. Wie einst Moses am Roten Meer… Nicht einen Moment stieg Heiterkeit in ihm hoch, da er es gewesen war, der dem Pharaonensohn mit dem falschen Glauben den Weg durch die Fluten geebnet hatte.
    »Kraft meines Willens könntest du die Flammenwand auch direkt durchschreiten, Asmodis. Da ich aber deine Angst sehe, will ich dir eine kleine Hilfe gewähren und dir einen bequemen Durchgang schaffen.«
    Der Fürst der Finsternis zögerte einen kleinen Moment. Dann schritt er entschlossen durch den Spalt - hinein in eine Welt, die ausschließlich aus grellem, weißem Licht zu bestehen schien, das jeden Winkel erfüllte. Asmodis brach erneut zusammen. Auf den Knien liegend blinzelte er in das unglaubliche Licht, das sanft und aggressiv zugleich war. Er fühlte sich davon bis in die tiefsten Tiefen seiner Seele durchdrungen. Es umfing und beschützte ihn, streichelte ihn wohlig und ließ ihn vor lauter Freude und Rührung aufschluchzen. Dieses Licht war nicht weniger als seine Heimat, seine ursprüngliche Existenz, sein Vater, seine Mutter, es war nicht weniger als LUZIFER SELBST!
    Oder? Aus dem Licht schälte sich direkt vor ihm ganz allmählich ein mächtiger Schattenriss hervor. Zuerst noch durchscheinend, verdichtete sich dessen Substanz schnell zu einer Gestalt, die an eine riesige Fledermaus erinnerte. Denn an dem Körper schienen zwei überdimensionierte Schwingen zu hängen.
    Nein, das war es nicht! Das Wesen, das gut drei Mal so groß wie Asmodis selbst sein mochte, wurde plötzlich von einer Lichtaureole umgeben. Dadurch hellte sich das tiefe Schwarz schlagartig auf, ließ jedes noch so winzige Körperdetail messerscharf zur Geltung kommen.
    Asmodis wimmerte und versuchte, seine plötzlich unkontrolliert zuckenden Glieder unter Kontrolle zu bekommen. Vergeblich. Vor ihm saß ein überirdisch schöner Mann mit menschlichen Körperformen auf einem Sockel. Das rechte Bein war leicht angewinkelt und nach innen gedreht, es wirkte fast ein wenig lässig. Mächtige Muskeln spielten an dem ebenmäßigen, wohlproportionierten Körper des unglaublichen Wesens. Den rechten Arm hatte es erhoben und die Hand auf den leicht geneigten Kopf gelegt. Dichte, schwarze, schulterlange Locken umrahmten das bartlose Gesicht mit den ausdrucksstarken, düsteren Augen, in denen sich in sanftem Rot die Ewigkeit spiegelte.
    Asmodis Blicke, die gar nicht wussten, wo sie ansetzen und wo sie weitermachen sollten, flackerten. Aus den Schultern seines Gegenübers wuchsen mächtige Schwingen, die knapp über dessen Kopf endeten. Aber nur, weil er sie bequem zusammengelegt hatte.
    LUZIFER - der Lichtbringer.
    LUZIFER - der Schöne.
    LUZIFER -
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher