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0901 - Aibons Hexenfalle

0901 - Aibons Hexenfalle

Titel: 0901 - Aibons Hexenfalle
Autoren: Jason Dark
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umlagert war, die hier ihren Hunger stillten oder sich einfach nur trafen. Die Räder und Motorroller oder Mopeds hatten sie vor den beiden Schaufensterscheiben aufgebockt und abgestellt.
    Ich hatte den guten Brian Britton nicht erst vor einem oder vor zwei Tagen kennengelernt. Wir waren uns schon in London begegnet, als der irische Kollege für einen zweiwöchigen Kursus zu uns gekommen war und auch mit Suko und mir einige Stunden zusammengesessen hatte, um über unsere Arbeit zu reden, an der er sich ungemein interessiert gezeigt hatte. Trotz seines auffälligen Äußeren gehörte Britton zu den Menschen, die äußerst sensibel waren, das hatten wir schon sehr bald festgestellt. Er war jemand, der gewissen Dinge, so unglaublich sie manchmal auch klangen, nicht einfach mit einer Handbewegung abtat, sondern über sie nachdachte und dabei nicht verhehlte, daß es Kräfte gab, die mit unserer Logik einfach nicht zu fassen waren.
    Wie gesagt, das hatten wir damals sehr schnell gemerkt, und ich hatte ihn auch nach den Gründen zu seiner Einstellung gefragt.
    »Weißt du, John«, hatte er geantwortet, »ich bin eben ein typischer Ire und als solcher in einem Land aufgewachsen, das vor Geschichten, Legenden und Sagen überquillt. Nicht alles kann und muß man glauben, aber gewisse Dinge sollten einen Menschen schon nachdenklich machen, meine ich. Und meine Heimat ist eine wahre Fundgrube geheimnisvoller Vorgänge, wie du sicherlich auch weißt.«
    Das hatte ich ihm bestätigt.
    Später, als er sich bei uns verabschiedete, da hatte er zu uns gesagt:
    »Sollte sich mal ein Fall ergeben, mit dem ich allein nicht vorankomme, kann ich dich dann anrufen und gewissermaßen um Amtshilfe bitten?«
    »Immer doch.«
    Er hatte sich bedankt, war geflogen. Wir hatten den Kollegen Britton längst vergessen, weil wir mit den eigenen Problemen beschäftigt waren, aber er hatte uns nicht vergessen, denn es war sein Anruf gekommen, und wir mußten unser Versprechen einlösen.
    Das heißt, ich mußte es tun. Sir James, unser Chef, wollte Suko in London behalten. Es ging da um einen Staatsbesuch, bei dem er gebraucht wurde. Irgend jemand aus dem Umfeld eines asiatischen Präsidenten hatte behauptet, daß über seinem Chef ein Fluch läge und er einen Experten brauchte, der auf den Mann achtgab.
    Dazu war Suko ausersehen worden, und ich mußte noch jetzt über sein Gesicht grinsen, das er gezogen hatte, als er von dem Job erfuhr.
    Liebend gern wäre er mit nach Irland geflogen, in eine Stadt, die rund sechzig Meilen südwestlich von Dublin lag und eben Carlow hieß. In diesem gar nicht mal so kleinen Ort war es dann zu rätselhaften Vorgängen gekommen, die noch vertuscht werden konnten, denn die Öffentlichkeit durfte auf keinen Fall etwas davon erfahren.
    Eine Bewegung am Fahrzeug lenkte mich von meinen Gedanken ab.
    Zwei junge Mädchen liefen vorbei und schlugen mit den flachen Händen auf die Motorhaube. Als sie sahen, daß das Auto besetzt war, erschraken sie, liefen dann kichernd weiter und eilten auf den Eingang des Restaurants zu.
    Ich hatte das Fenster nach unten gekurbelt. Der Tag hatte sich noch nicht richtig verabschiedet, aber die Dunkelheit lag bereits- über dem Land. Während in Schottland Mengen an Schnee gefallen waren, wehte über den südlichen Teil der irischen Insel bereits der erste Frühlingshauch hinweg und gab uns einen Vorgeschmack auf die kommende Jahreszeit. Auch ich war den Winter leid. Extreme Temperaturen mochte ich nicht.
    Bisher hatte ich die praktische Seite noch nicht kennengelernt. Was ich wußte, kannte ich aus den Erzählungen des Kollegen, aber diese Vorgänge waren schon rätselhaft genug.
    Britton kehrte zurück. Ich mußte lächeln, als ich die große Tüte in seiner Hand sah. Er war ein Mann, der gern, oft und auch viel aß, wie er zugab, und dabei spielte es keine Rolle, ob er ein Irish-Stew verputzte oder sich mit Fast Food begnügte.
    Lachend öffnete er die Wagentür und ließ sich in den Sitz fallen. Breit grinste mich Brian an.
    »Na, John?«
    »Was meinst du?«
    »Du denkst doch Schlimmes über mich.«
    Er zog die Tür zu. »Warum sollte ich das?«
    »Bei der Tüte.«
    Ich winkte ab. »Das gönne ich dir, mein Freund. Wer Hunger hat, der soll auch essen.«
    »Genau.« Er öffnete die Tüte, packte aber noch nichts aus, sondern schaute mich an. »Ich gehe immer nach der Devise vor, daß die Mahlzeit, die ich gerade zu mir nehme, die letzte in meinem Leben sein könnte. Da schmeckt es mir dann
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