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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich
Autoren: Peter Tremayne
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Einsiedler namens Dalbach.«
    Zum erstenmal seit Beginn der Verhandlung regte sich Fianamail. Er richtete sich plötzlich auf.
    »Dalbach? Aber das ist ja mein Vetter! Wir sind verwandt!«
    Barrán lächelte spöttisch, bevor er sich an Fidelma wandte.
    »Willst du damit sagen, daß es der König von Laigin selbst war, der an dem Tag seinen Vetter besuchte?«
    Fidelma seufzte ungeduldig.
    »Dalbach erzählte Eadulf, sein Verwandter sei Mönch in der Abtei Fearna. Damit war klar, wen er meinte.«
    Als niemand darauf reagierte und den Namen aussprach, fuhr sie unwillig fort.
    »Nun gut, dann will ich es weiter ausführen. Dalbach beging offensichtlich den Fehler, seinem Vetter anzuvertrauen, daß er Eadulf Zuflucht gewährt hatte. Bereitwillig oder unter Zwang verriet er seinem Vetter, daß er Eadulf empfohlen hatte, in der Nacht am Gelben Berg Schutz zu suchen. Dieser Verwandte Dalbachs wußte, daß Eadulfs Tod von entscheidender Bedeutung war für den Plan, die Spuren der Verschwörung zu verbergen, also ritt er zum Gelben Berg.« Sie hielt inne und sah Fianamail an. »Du warst in deiner Jagdhütte dicht bei dem Nebenkloster der heiligen Brigitta, wohin Eadulf die beiden Mädchen gebracht hatte. Mitten in der Nacht kam jemand an und berichtete dir, wo Eadulf wahrscheinlich zu finden sei.«
    Viele Blicke richteten sich auf Abt Noé, doch Fianamail schaute zur Seite.
    »Es war mein Vetter, mein Vetter…«
    Bruder Cett stieß einen eigenartigen, tierischen Schrei aus und versuchte, aus der Halle zu stürmen.
    Erst vier Mann aus Barráns Leibgarde gelang es, den großen, kräftigen Mann zu überwältigen.
    Fidelma breitete die Hände aus.
    » Quod erat demonstrandum. Es war Bruder Cett. Ich hatte gehört, daß er dein Vetter ist, Fianamail, und als Eadulf mir sagte, daß nur Dalbach wußte, wo er sich in der letzten Nacht verbarg, und daß Dalbach ebenfalls mit der Königsfamilie der Uí Cheinnselaigh verwandt ist und außerdem einen Vetter hat, der Mönch in Fearna ist, brauchte ich nur noch zwei und zwei zusammenzuzählen. Wenn ihr Bruder Cetts Kutte untersucht, werdet ihr als weiteren Beweis feststellen, daß sie ungefähr fünfzig Zentimeter vom Saum entfernt einen Riß hat.«
    Einer der Krieger beugte sich hinunter, um nachzusehen, richtete sich auf und bestätigte es Barrán.
    Fidelma nahm einige Wollfäden aus ihrem Tragebeutel. »Ich bin sicher, diese Fäden passen zu der Kutte. Cett blieb an einem Nagel in Gabráns Kajüte hängen.«
    Das ließ sich sehr schnell nachprüfen.
    »Nur ein starker Mann wie Cett konnte den Aufwärtsstoß führen, der Gabrán tötete, weder ein schwaches Mädchen wie Fial noch die Äbtissin wären dazu in der Lage.«
    Beifälliges Murmeln durchlief die Halle. Es wurde übertönt von Bischof Forbassachs spöttischer Stimme. Er hatte etwas von seiner früheren Selbstsicherheit zurückgewonnen und war auf Rache aus. Er kicherte geradezu.
    »Du bist zweifellos sehr schlau, Fidelma, aber nicht schlau genug. Der Mönch, der sich auf dem Schiff befand und Fial befahl zu lügen, war nicht Bruder Cett, sonst hätte das Mädchen etwas über seinen mächtigen Körperbau gesagt. Sie bestritt sogar, daß es dieselbe Person war.«
    In schweigender Erwartung richteten sich alle Blikke auf Fidelma.
    »Ich beglückwünsche dich zu deiner Beobachtungsgabe, Forbassach«, gestand sie. »Wie schade, daß du auf eine so scharfe Prüfung der Beweislage so demonstrativ verzichtet hast bei deinen Vernehmungen von Eadulf und Ibar, bevor du sie zum Tode verurteiltest.«
    Bischof Forbassach stieß ein zorniges Lachen aus.
    »Eine Beleidigung ändert nichts an der Tatsache, daß deine Geschichte nicht stimmig ist. Fianamail wird mir die Bemerkung verzeihen, daß Cett nicht gerade der hellste Kopf seiner Familie ist. Von dem Unterschied in der Beschreibung abgesehen, ist die Vorstellung, Cett wäre dazu fähig, der… wie hast du es genannt?… der Marionettenspieler zu sein – also das ist blanker Unsinn!« Mit zufriedenem Grinsen setzte sich Forbassach wieder hin.
    »Wenn ich mich recht erinnere, sagte ich bei der Erörterung dieses Falls in Cobas Burg – und Coba wird mir das sicher bestätigen – unter anderem, daß der Marionettenspieler jemand mit einer einflußreichen Stellung in der Abtei sei.«
    Coba nickte eifrig. »Das hast du gesagt, aber Forbassach hat recht. Fials Beschreibung paßt nicht auf Cett. Auch hat Cett keine einflußreiche Stellung in der Abtei.«
    »Dem stimme ich zu«, meinte Fidelma.
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