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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich
Autoren: Peter Tremayne
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»wurdest du mir dadurch für eine Weile verdächtig, Coba. Du hattest Eadulf Schutz gewährt und dann behauptet, er habe ihn mißbraucht und sei geflohen. Somit konnte er ungestraft niedergeschossen werden. Ich wußte, daß Eadulf einen guten Grund haben mußte, aus dem Bereich des maighin digona auszubrechen. Er kannte das Gesetz sehr gut. Ich dachte, du selbst hättest ihn dazu verleitet, die Freistatt zu verlassen. Erst als ich vor kurzem mit Eadulf sprach, wurde mir klar, daß du nicht daran beteiligt warst.«
    Coba sah sie unsicher an und zuckte die Achseln.
    »Das freut mich.«
    »Es war wieder Gabrán, aber diesmal handelte er auf Anweisung seiner Auftraggeber, die herausbekommen hatten, wo sich Eadulf aufhielt. Gabrán fuhr nach Cam Eolaing. Er kannte dort einen Krieger namens Dau, der in Cobas Diensten stand. Dau war käuflich und wurde gekauft. Gabrán tötete den Wachposten am Tor und versteckte die Leiche, und dann erklärte er Eadulf, angeblich in deinem Namen, Coba, er sei frei und könne gehen. Aber es läuft nicht immer alles nach Plan. Als Gabrán und Dau versuchten, Eadulf niederzuschießen, entkam er ihnen und verbarg sich in den Bergen. Nun wurde die Lage wirklich verzwickt für den Marionettenspieler.«
    »Marionettenspieler?« Der Oberrichter runzelte die Stirn bei diesem ungewöhnlichen Ausdruck.
    Fidelma lächelte entschuldigend. »Vergib mir bitte, Barrán. Das Wort bezieht sich auf eine Art von Unterhaltung, die ich auf einer Pilgerfahrt nach Rom kennenlernte. Es bezeichnet jemanden, der andere manipuliert, aber selbst unsichtbar bleibt. Wir haben den alten Begriff seinm cruitte dara hamarc. «
    Der alte sprichwörtliche Ausdruck stand für jemanden, der die Harfe spielt, ohne gesehen zu werden.
    »Woher wußte dieser… also dieser Marionettenspieler, daß Eadulf Zuflucht in meiner Burg gefunden hatte?« fragte Coba.
    »Du hattest es ihm gesagt.«
    »Ihm gesagt? Ich? «
    »Du bist ein korrekter und moralisch denkender Mensch, Coba. Du gehorchst dem Gesetz der Fénechus. Du hast mir berichtet, daß du gleich, nachdem du gehandelt und Eadulf Zuflucht gewährt hattest, einen Boten zur Abtei geschickt hast.«
    »Das stimmt. Er sollte der Äbtissin melden, daß ich dem Angelsachsen Freistatt gewährt hatte.«
    »Lügen!« schrie Äbtissin Fainder. »Ich habe keine solche Nachricht erhalten.«
    Coba sah sie traurig an und schüttelte den Kopf.
    »Mein Bote kam von der Abtei zurück und bestätigte, daß er die Botschaft ausgerichtet hatte.«
    Alle Augen wandten sich nun der zitternden Äbtissin zu.

Kapitel 21
    »Ich wußte es doch«, tobte Bischof Forbassach und sprang erneut vor Zorn auf. »Dies ist ein Plan, um Äbtissin Fainder anzugreifen und zu verleumden. Das werde ich nicht dulden.«
    »Ich habe keinen Plan, Äbtissin Fainder mehr in den Fall zu verwickeln, als sie schon darin verwickelt ist«, erwiderte Fidelma ruhig. »Ich hatte sie allerdings im Verdacht, besonders nachdem ich erfuhr, daß Fainder seit ihrem Eintritt in die Abtei großen Reichtum erworben hat.«
    »Barrán! Ich beschuldige diese Frau der üblen Nachrede!« rief Abt Noé und erhob sich ebenfalls.
    »Wir können nicht still dabeisitzen, wenn sie Äbtissin Fainder in dieser Weise angreift.«
    »Ich habe nur gesagt, daß…«, begann Fidelma.
    »Leugne es doch!« kreischte die Äbtissin, die plötzlich die Beherrschung verlor. »Du versuchst mich in deinem Netz von Lügen zu fangen!« Einige Zeit und gutes Zureden waren erforderlich, um sie wieder zur Besinnung zu bringen. Als wieder Ruhe herrschte, wandte sich Barrán an Fidelma.
    »Es hört sich wirklich so an, als würdest du auf eine Beschuldigung der Äbtissin Fainder hinsteuern. Du weist darauf hin, daß es wesentlich darauf ankam, die Todesstrafe nach den Bußgesetzen zu vollziehen. Du fügst hinzu, daß Äbtissin Fainder darauf bestand und daß aus Gründen, die Brehon Forbassach selbst am besten kennt, er dem zustimmte und den König überredete, seine Einwilligung zu geben. Du sprichst ständig von diesem, diesem Marionettenspieler – wie du ihn nennst – als von einem Mitglied der Abtei. Wer könnte besser im Mittelpunkt des furchtbaren Netzes stehen, das du beschreibst, als die Äbtissin selbst? Und nun behauptest du, als wenn das im Zusammenhang damit stünde, daß sie seit ihrer Ankunft in der Abtei reich geworden sei?«
    »Lügen! Lügen! Lügen!« schrie die Äbtissin und hämmerte mit der Faust auf die hölzerne Armlehne ihres Stuhls. Bischof Forbassach
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