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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich
Autoren: Peter Tremayne
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mußte sie erneut beruhigen.
    »Äbtissin Fainder ist indirekt verantwortlich für vieles, was hier geschehen ist, und dazu müssen wir jetzt kommen. Aber ich habe schon nachgewiesen, daß sie Gabrán nicht getötet hat.«
    Wieder erhob sich ein Stimmengewirr. Barrán gebot sofort Ruhe.
    »Man könnte«, fuhr Fidelma fort, »sogar sagen, daß Abt Noé indirekt noch mehr Verantwortung trägt für die schrecklichen Vorgänge hier als alle anderen.«
    Der Abt fuhr kampflustig hoch.
    »Ich? Du wagst mir vorzuwerfen, ich sei an Mord und an diesem schrecklichen Mädchenhandel beteiligt?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte, du seist indirekt verantwortlich für das, was hier geschah. Seit einiger Zeit hast du dich den römischen Anschauungen zugewandt. Mir wurde klar, daß deine Bekehrung erfolgt sein mußte, als du Fainder in Rom kennenlerntest.«
    »Ich leugne nicht, daß ich mich zu den Bußgesetzen bekehrt habe«, brummte Noé und setzte sich wieder, behielt aber seine störrische Haltung bei.
    »Leugnest du, daß Fainder einen starken Einfluß auf dich ausübte, dich dazu überredete, sie nach Laigin zurückzubringen und sie zur Äbtissin zu machen, während du Fianamail dazu veranlaßt hast, dich zu seinem geistlichen Berater zu ernennen, was dir eine Machtstellung im ganzen Königreich verschaffte?«
    »Das ist deine Sicht der Dinge.«
    »Es sind die Tatsachen. Du gingst sogar so weit, die Regeln der Ernennungen in der Abtei zu durchbrechen, damit Fainder Äbtissin werden konnte. Du hast behauptet, sie sei deine entfernte Kusine, was sie nicht ist, doch niemand widersprach ihrer Ernennung, auch wenn manche wußten, daß Fainder nicht mit dir verwandt ist. Sobald Fainder Äbtissin geworden war, führte sie die Abtei nach den Bußgesetzen. Du warst in sie vernarrt. Du hast die Ereignisse in Gang gesetzt, Noé. Der Boden, auf dem die Gesetze geändert werden und diese Vorgänge sich abspielen konnten, wurde von dir bereitet durch deine Verliebtheit in diese Frau.«
    »Woher weißt du, daß Fainder nicht mit Noé verwandt ist?« fragte Barrán rasch. »Und was hat ihr plötzlicher Reichtum damit zu tun?«
    »Deog, die Witwe des Wachmanns Daig, ist ihre Schwester«, erläuterte Fidelma. »Deog berichtete mir von dem neuen Wohlstand ihrer Schwester. Fainder besuchte Deog häufig, doch leider war es nicht schwesterliche Liebe, die die Äbtissin so regelmäßig zur Hütte ihrer Schwester reiten ließ, nicht wahr, Forbassach?«
    Bischof Forbassach lief unter ihrem Blick dunkelrot an.
    »Du hast dich auch vor ganz kurzer Zeit zur Anwendung der Bußgesetze bekehrt, nicht wahr?« forschte Fidelma. »Möchtest du uns sagen, warum?«
    Zum erstenmal in dieser Verhandlung blieb der Brehon von Laigin auf ihre Frage die Antwort schuldig.
    Es war Äbtissin Fainder, die die Antwort gab. Sie war gebrochen und kämpfte mit ihrem Schluchzen.
    »Forbassachs Liebe zu mir hatte nichts damit zu tun, daß er sich zum wahren christlichen Recht bekannte«, verteidigte sie ihn. »Er setzte sich für die Bußgesetze ein auf Grund der Logik, nicht wegen unserer Liebe zueinander.«
    Ein empörter Aufschrei ertönte im Hintergrund der Halle, und eine Frau wurde von zwei anderen Frauen hinausgeführt. Forbassach hatte sich halb erhoben, doch Fidelma bedeutete ihm mit einer Geste, sich wieder zu setzen.
    »Das wirst du nachher mit deiner Ehefrau ausmachen müssen, Forbassach«, meinte sie. Fainder starrte sie feindselig an, doch Fidelma begegnete ihrem Blick ohne Groll.
    »Dein neuer Reichtum entsprang der Fülle von Geschenken von Forbassach wie von Noé, ist es nicht so? Sie überschütteten dich mit Gaben, um dich geneigt zu machen. Amantes sunt amentes. Verliebte sind unzurechnungsfähig.«
    Die Miene der Äbtissin hätte eine schwächere Persönlichkeit in Angst versetzen können. Forbassach waren diese Enthüllungen sichtlich peinlich, doch er ließ keine Schuldgefühle erkennen. Abt Noé saß schweigend da, völlig niedergeschmettert von dem, was er soeben gehört hatte. Selbst Fidelma fühlte etwas Reue, weil sie ihm die Augen über Fainders Falschheit geöffnet hatte. Er war offensichtlich so von der Äbtissin betört, daß ihn der Gedanke, Forbassach sei ebenfalls ihr Geliebter, wie ein Dolchstoß traf.
    »Meine Schlußfolgerung, daß du nicht die Schuldige seist, Fainder, wurde schließlich bestätigt, weil du in Cam Eolaing in Ohnmacht fielst, als ich erklärte, die Person hinter allem Übel sei jemand von hohem Rang in der Abtei. Du
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