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09 - Die Weltuntergangs-Maschine

09 - Die Weltuntergangs-Maschine

Titel: 09 - Die Weltuntergangs-Maschine
Autoren: Timothy Stahl
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Tom, und der riesige Geistliche nickte. Allein diese Geste wirkte bei ihm bedrohlich. »Nein, er hat uns nicht gesehen.«
    Christofides hob die Schultern. »Sei dir nicht zu sicher. Du weißt ja, wie der Teufel manchmal sein Spiel treibt.«
    Tom verzichtete auf eine Antwort. Stattdessen sagte er: »Es wundert mich, dass die Ausgrabungen in der Nekropole wieder aufgenommen wurden. Ich hätte gedacht, nach … damals sei Schluss damit. Und dass du eine Fortsetzung nicht zulassen würdest.«
    Christofides klatschte in die Hände. Es klang, als würde eine Schweinehälfte auf den Tisch geworfen. »Ich hätte es auch nicht zugelassen. Aber ich bin nicht allmächtig. Der Chef«, er wies mit einer Kopfbewegung in die Richtung, in der Tom den Apostolischen Palast wusste, die Residenz des Papstes, »hat anders entschieden.«
    »Und Dallocchio? Er hätte doch auch allen Grund gehabt … na ja, eben ruhen zu lassen, was da ruht.«
    Der Padre winkte ab. »Dallocchio hat es sich inzwischen anders überlegt. Er glaubt nicht mehr an das, was damals wirklich passiert ist. Er hält das Ganze für … faulen Zauber. Einbildung. Suggestion.«
    »Und was mit seiner Frau passiert ist?«, hakte Tom nach.
    »Er glaubt oder redet sich ein, sie sei geisteskrank geworden. Woran wir«, Christofides wies auf sich und Tom, »seiner Ansicht nach nicht unschuldig sind. Und mit der neuen Ausgrabung will er sich wohl beweisen, dass er recht hat und nichts mehr passieren kann. Möge der Herr seine Hand schützend über ihn halten.«
    Tom nickte nur, und erst nach einem weiteren Bissen, der ihm unter der Last der Erinnerung fast im Hals stecken zu bleiben drohte, sagte er mit belegter Stimme: »Dass ich schuld an allem wäre, das hat er ja schon damals geglaubt.«
    Don Phantasos hätte jetzt sagen können, dass Dallocchio damit ja gar nicht so falsch läge, und das völlig zurecht. Aber er tat es nicht.
    Tom hatte damals einfach die Zeichen nicht erkannt, und zwar im ganz wörtlichen Sinn. Dass niemand diese Zeichen erkannt hätte, weil sie so geheim waren, dass niemand sie kannte, stand auf einem anderen Blatt. Und änderte an den damaligen Geschehnissen nichts, und ebenso wenig daran, dass einige Menschen heute noch an den Folgen zu tragen hatten, jeder auf seine Weise. Für Tom war der Vatikan seither der Ort, an dem er seine schwärzesten und schwersten Stunden zugebracht hatte …
    Christofides sah ihm wohl an, auf welche Talfahrt seine Gedanken gingen, denn er hielt sie auf, indem er abermals in die Hände klatschte. »Ich weiß ja nicht, was ihr vorhabt, Kinder, aber heute Nacht bleibt ihr erst einmal hier«, verkündete er wie von einer Kanzel herab. »Und morgen sehen wir weiter.«
    Tom nickte. »Danke.«
    Ja, morgen … Dann würde er vielleicht selbst wissen, wie es weitergehen sollte. Er würde zwar die Horrorbilder nicht verdrängen können, die heute wieder in ihm erwacht waren. Aber er würde sich vielleicht besser mit ihnen arrangieren können.
    ***
    Nach einem rustikalen Frühstück, während dem im Hintergrund wieder CNN im Fernsehen lief, und noch bevor die Sonne über Rom aufging, führte Don Phantasos seine Besucher durch die Gartenparkanlage zum päpstlichen Kloster »Mater Ecclesiae«, wo er ihnen im Gästetrakt Zimmer besorgt hatte – und Kleidung, in der sie nicht auffielen. Tom und Jandro wurden so zu zwei Kapuzinermönchen in brauner Kutte, Maria Luisa zur Ordensschwester.
    »Perfekt«, meinte Tom, als er sich vor dem Spiegel betrachtete, der an der Tür seiner Kammer hing. Im Schatten der Kapuze war sein Gesicht kaum zu sehen. Diese Verkleidung sollte ihn also vor zufälliger Entdeckung gut genug schützen; er dachte immer noch an Dallocchio.
    Die Ärmel des Habits waren außerdem so lang, dass der Armreif um Jandros Handgelenk darunter verschwand. Das Schmuckstück war nicht einfach nur auffällig, die äußeren beiden der drei Ringelemente waren zudem in ständiger Bewegung, weil sich die Einkerbungen darauf zu einem Pfeil formen wollten, der zum jeweils nächsten Tor wies.
    Und Maria Luisa …
    »Du siehst bezaubernd aus!«, fand Tom, nahm die zierliche Spanierin in seine Arme und drehte sich mit ihr.
    »Bruder Tom, ich muss doch bitten!«, tadelte sie ihn, aber lächelnd. Und ganz unzüchtig küsste sie ihn trotz Nonnentracht.
    Sie befanden sich alle drei in dem Zimmer, das der Padre Tom zugewiesen hatte. Es unterschied sich in nichts von denen, die Maria Luisa und Jandro bezogen hatten. Schlichtes Mobiliar, aber
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