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09 - Die Weltuntergangs-Maschine

09 - Die Weltuntergangs-Maschine

Titel: 09 - Die Weltuntergangs-Maschine
Autoren: Timothy Stahl
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man, dass sie beinahe durch seine Hand gestorben wäre.
    »Grazie«, sagte er noch einmal, diesmal zu der starken jungen Frau, und er fasste nach ihrer Hand …
    … während weit entfernt, in London, eine andere Hand nach einem Telefonhörer griff und den Anruf aus Lyon, der im Display des Apparats angezeigt wurde, entgegennahm.
    Commissioner Spencer McDevonshire fühlte sich, pardon, beschissen. Er hatte Abigail Ericson tatsächlich gehen lassen müssen. Weil es nichts gab, was er ihr vorwerfen konnte. Schlimmer noch, er hatte nicht einmal einen hieb- und stichfesten Grund, sie festzuhalten. Dass sie bei Stonehenge offenbar mit einer Cessna notgelandet war, stellte schließlich kein Vergehen dar. Darüber hinaus fiel dieser Vorfall in die Zuständigkeit der dortigen Kollegen, vielleicht noch der Flugaufsichtsbehörde. Aber mit der Ermordung des spanischen Kunstsammlers Tirado, und um die allein ging es in dem Fall, den McDevonshire bearbeitete, hatte das nichts zu tun.
    Gegen Abigail Ericson hatte McDevonshire nichts weiter in der Hand als die Tatsache, dass sie eine geschiedene Mrs. Thomas Ericson war, die Exfrau eines Mannes, der als mutmaßlicher Mörder gesucht wurde. Hätte McDevonshire sich allein darauf berufen, hätte ihn selbst ein schlechter Anwalt mühelos in der Luft zerrissen. Von Walter »Asshole« Jorgensen gar nicht erst zu reden. Der hatte ihm schon Vorhaltungen gemacht, weil er »die arme Frau« überhaupt in Gewahrsam genommen hatte.
    »Hallo«, meldete sich McDevonshire, den Hörer seines Büroapparats am Ohr.
    »Spencer, mein Lieber«, hörte er die Stimme seines französischen Freundes und Kollegen Audric Guignard, der im Interpol-Generalsekretariat in Lyon arbeitete. »Ich konnte es kaum fassen, als ich hörte, dass du selbst heute Nacht im Büro hockst. Was ist los? Musst du nachsitzen?«
    McDevonshire verzog das Gesicht. Ja, es war Weihnachten, es war spät in der Nacht – oder früh am Morgen –, aber …
    »Das ist die einzige Zeit, zu der man hier vor Jorgensen sicher ist«, erklärte er.
    »Dachte ich mir beinahe.« Guignard kannte den Londoner Sektionsleiter nicht persönlich, sondern nur aus McDevonshires Schilderungen, aber die genügten und waren auch keineswegs übertrieben.
    Jorgensen war der ärgste Paragraphenreiter, mit dem McDevonshire es in seiner langen Laufbahn je zu tun bekommen hatte. Und ihm waren weiß Gott viele solcher Typen über den Weg gelaufen. Die meisten von ihnen hatte er über kurz oder lang auch wieder verschwinden sehen. Jorgensen hingegen würde ihn beruflich voraussichtlich überdauern – im kommenden Jahr stand McDevonshires Pensionierung an. Bis Walter Jorgensen das Spielfeld betrat, hatte McDevonshire diesem Moment freudlos entgegengeblickt, weil er seinen Beruf liebte. Jetzt allerdings …
    »Rufst du nur an, um mir ein frohes Fest zu wünschen?«, fragte er Guignard.
    »Gewissermaßen«, antwortete der Franzose. »Ich nehme an, die Nachricht hat dich nicht erreicht?«
    »Welche Nachricht?«
    »Dachte ich mir«, sagte Guignard noch einmal. »Jorgensen hat dir den Informationshahn zugedreht. Er möchte nicht, dass du den Fall Tirado/Ericson weiter bearbeitest, non ?«
    »Offiziell hat er ihn mir noch nicht abgenommen. Aber das dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Von Stunden wahrscheinlich.«
    »Dann verstößt du also gegen keine Order, wenn du eine kleine Dienstreise unternehmen würdest?«
    McDevonshire dachte daran, dass Jorgensen ihm unmissverständlich klargemacht hatte, dass sein Platz nunmehr hinter seinem Schreibtisch wäre – aber das wollte er Guignard nicht auf die Nase binden. »Eine Dienstreise? Wovon redest du überhaupt, Audric?«
    Er konnte den Kollegen am anderen Ende der Leitung beinahe grinsen hören.
    »Wie ich schon sagte, Jorgensen hat dir den Informationshahn zugedreht, aber bei mir kommt alles an.«
    »Und?«
    »Es gibt einen aktuellen Hinweis auf Thomas Ericsons Aufenthaltsort. Er wurde heute gesehen. Das heißt, gestern eigentlich schon. Es hat etwas gedauert, bis die Meldung an uns weitergeleitet wurde …«
    Dieser Hinweis allein genügte McDevonshire, um zu erahnen, wo Ericson aufgetaucht war. Er wusste, wie langsam die Behördenmühlen dort mahlten, auch nach der Ära Berlusconi.
    »Italien?«
    » Oui .«
    Keine fünf Minuten später telefonierte McDevonshire mit dem Heathrow Airport. Er brauchte einen Platz in der nächsten Maschine …
    »… nach Rom.«
    ***
    Pauahtun stand in der Reihe, die sich vor dem
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