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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang
Autoren: Christian Schwarz
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»Tanaar? Wer oder was soll das sein?«
    »Dämonische Drachen, die in grauer Vorzeit unser Volk schon einmal geknechtet haben. Ja, es sind ohne jeden Zweifel Tanaar. Sie sehen genauso aus, wie die alten Geschichten sie beschreiben. Nectu, der große Druide, hat damals gegen den Fürsten der Tanaar, der Lhaxxa-Tok heißt, gekämpft, ihn in einem furchtbaren, drei Tage und drei Nächte währenden Kampf besiegt und ihn schließlich in dessen Welt zurückgedrängt. Mit ihm verschwanden auch die Tanaar.«
    »Aha. Diese Drachen kommen also aus einer anderen Welt.«
    »Ja, o Druide. So ist es. Und jetzt sind sie wieder hier.«
    Gartnait erhob sich und ging einige Schritte hin und her. »Was wollten denn die Tanaar damals von den Drainoch?«
    »Uns versklaven und möglichst viele von uns fressen. Das tun sie auch jetzt wieder.« Oengus erzählte, was er gesehen hatte. »Du musst uns unbedingt helfen, Gartnait.«
    Der Druide machte ein Zeichen der Zustimmung. »Gut, Oengus, ich kümmere mich um die Sache. Führe mich zum Platz, an dem du die Tanaar gesehen hast. Ich möchte mich mit eigenen Augen davon überzeugen und mit meinen Sinnen erfassen, wie gefährlich sie sind.«
    Oengus führte den Druiden zu den Felsen. Gartnait blieb ganz ruhig, als er die Drachenartigen sah. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf sie. »Ja, es sind Dämonen«, sagte er dann, »sie zaubern mit dunklen Kräften. Aber sie sind nicht sehr stark. Wir können sie bekämpfen.«
    »Und wie?«
    »Das werden wir sehen. Ich werde mir den entsprechenden Zauber zurechtlegen. Lass uns aber zuerst zurück ins Dorf gehen, Oengus.«
    Unbehelligt fanden sie den Weg zurück.
    ***
    Gegenwart
    Noch am späten Nachmittag ging Zamorra durch die Regenbogenblumen nach Spooky Castle in Schottland, der ursprünglichen Stammburg der Llewellyns, die heute nicht mehr als eine Ruine auf einem mächtigen Felsen war. Er begrüßte den hier spukenden Geist von Sir Henry, stieg in Nebel und Regen über die schmale, kurvenreiche Straße ins Tal ab und reiste von Cluanie aus mit einem Mietwagen weiter nach Norden. Immer unwirtlicher und steiler wurden die Highlands, auch wenn der Regen am frühen Abend nachließ. Zamorra lenkte den Rover über schlaglochartige, unübersichtliche Straßen, manchmal von kreuzenden Bächen und Flüsschen unterspült und zwei Mal sogar von in der Gegend umherziehenden Schafherden blockiert. Bei Inverness überquerte er den Loch Ness und fuhr an der wildromantischen Küste des Moray Firth nach Osten. Längst war das Wetter besser geworden. Nachdem er ausgedehnte Moore, in denen sich der fast volle Mond spiegelte, hinter sich gelassen hatte, tauchten die Lichter von Laim auf. Flache, eng stehende, ineinander verschachtelte Steinhäuser tauchten aus dem Grau der Nacht, die Straßen präsentierten sich menschenleer. Ein paar Lampen warfen Inseln trüben Lichts auf die Straßen. »Für wen?«, murmelte der Meister des Übersinnlichen. Er achtete genau auf Merlins Stern , den er unter seinem Hemd auf der Brust trug. Aber das Amulett zeigte keinerlei schwarzmagische Aktivitäten an.
    Rechts tauchte das »Whalefish Inn« auf. Ein Licht an der Hauswand beleuchtete den im Wind schaukelnden Ausleger, der einen blasenden Pottwal und davor ein Walfangboot mit Männern zeigte. Einer stieß dem Wal soeben die Harpune in die Seite. Darunter hing ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift »Guest Rooms«.
    Zamorra parkte und betrat das Haus, das einen zwar einfachen, aber sauberen Eindruck machte. In der Schankstube saßen noch ein paar ältere Männer, die ihr Gespräch unterbrachen und ihm neugierig entgegen starrten. Hinter der Theke stand ein Mann, dem die Bezeichnung »Fleischberg« eher noch schmeichelte. Er putzte gerade Gläser und schaute dem Professor ebenfalls erwartungsvoll entgegen. Dabei schnaufte er schwer. Ein dicker Film aus Schweiß überzog seine Glatze.
    »Sie müssen Mister O'Leary sein«, sagte Zamorra, der vor der Theke stehen geblieben war und freundlich lächelte, auf Schottisch.
    »Der bin ich. Ich wüsste allerdings nicht, dass wir schon mal das Vergnügen hatten.«
    »Hatten wir auch nicht. Aber Mister Geery hat mir Ihren Namen genannt. Er wohnt doch hier, nicht wahr? Ich bin mit ihm verabredet, müssen Sie wissen.«
    O'Leary zögerte einen Moment, fuhr aber fort, die Gläser zu putzen. »Mister Geery, ja. Der wohnt hier. Ist aber im Moment nicht da. Eigentlich ist er bereits gestern weggefahren und bisher nicht wieder
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