Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
verschwand aber ohne eine einzige seiner dummen Bemerkungen, als er den »Chef« und »Mademoiselle Nicole« so eng umschlungen sah. Das war mehr als ungewöhnlich. Ob es an der Trirax lag?
    Nichts bleibt, wie es ist…
    »Da liegt ja ein Brief an dich, Chéri«, sagte Nicole, nahm ihn hoch und betrachtete ihn eingehend.
    »Dass es die im Zeitalter der elektronischen Post immer noch gibt«, staunte Zamorra. »Wer hat denn geschrieben?«
    Sie schnüffelte kurz daran. »Kein Parfüm. Also wohl nicht von der Schwarzhaarigen aus Lyon.«
    »Nici!«
    »Jetzt reg dich nicht künstlich auf, Chéri. Nicht mal mehr ein bisschen ärgern darf ich dich. Immer musst du gleich alles so ernst nehmen!«
    Der Professor beschloss, sich nicht schon wieder aufzuregen. »Also, wer hat's geschrieben?«
    »Steht nicht drauf. Aber die Schweizer sicher nicht. Kommt eher aus Schottland. BUCKIE steht auf dem Stempel. Das ist doch in Schottland?«
    »Glaub schon. Irgendwo in den Highlands.« Er trat hinter sie und drückte sie an sich. Mit der Rechten streichelte er ihren Bauch. Nicole schnurrte wie ein Kätzchen. Sie entwand sich ihm trotzdem, öffnete den Brief und setzte sich auf eine Liege. »Hm. Handschriftlich. Die Worte sehen aus, als habe sie der Verfasser in großer Eile niedergeschrieben. Irgendwie fahrig, krummer Zeilenfall.«
    »Interessant. Kannst du's lesen, Nici?«
    »Seit ich's auf der Baumschule gelernt habe, durchaus. Also, pass auf: Mein lieber Zamorra, wir haben uns jetzt schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Du bist ein viel beschäftigter Mann, ich weiß. Die Schwarzblütigen lassen dir keine Ruhe und sorgen für Vollbeschäftigung samt unbezahlten Überstunden bei dir.«
    Nicole blickte auf. »Ha ha«, kommentierte sie.
    »Aber du bist einer der wenigen Menschen, denen sowohl Patricia als auch ich selbst vertrauen. Deswegen wende ich mich mit der Bitte um Hilfe an dich. Sicherlich hast du dich schon gefragt, was ich in dieser gottverlassenen - und das ist wörtlich gemeint - Ecke unserer schönen Insel zu suchen habe. Nun, ich bin dort, weil ich mir Sorgen um Patricia mache. Patty ist seit ein paar Tagen verschwunden. Spurlos. Und ich habe den schrecklichen Verdacht, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Doch lass mich von vorn beginnen. Wie du sicherlich noch weißt, hat Patty ein Biologiestudium begonnen und sich bald auf Meeresbiologie spezialisiert. Nun arbeitet sie bereits an ihrer Doktorarbeit und macht dafür praktische Exkursionen. Vor zwei Wochen brach sie zu einem Tauchgang in den, wie heißt das? Hm, ich glaube, Moray Firth. Ja, der liegt doch da oben. Also in den Moray Firth auf Allein, nur mit ihrem Morris und ihrem Zelt. Du weißt ja, wie unvernünftig die jungen Leute heutzutage sind, mein lieber Zamorra. Sie wissen um die Gefahren und weichen ihnen dennoch nicht aus. Vier Tage lang ging alles gut. Patty rief mich jeden Tag an. Du kennst ja das Verhältnis, das uns seit dem Tod meiner Frau verbindet.«
    Nicole blickte erneut hoch. »Kennst du?«
    Der Meister des Übersinnlichen atmete tief durch. »Nein. Ich überlege die ganze Zeit, habe aber bisher keinen blassen Schimmer, wer das sein könnte. Lies weiter.«
    »Jawohl, Chef. Weiterlesen.« Sie führte kurz die Hand zur Stirn. » Doch dann blieben die Anrufe aus. Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei. Patty konnte es ja vergessen haben oder sie hatte einfach keine Zeit gefunden. Aber als sie auch am vierten Tag in Folge nichts von sich hören ließ, machte ich mir ernsthafte Sorgen. Heutzutage ist es nicht gut für ein Mädchen, alleine zu reisen. Na ja, wann war es das schon mal… «
    Ich fuhr also hoch an die Küste. Patty hatte mir mitgeteilt, dass sie in einem kleinen Ort namens Laim untergekommen sei, etwa vier Meilen im Landinnern von dem Punkt entfernt, wo der Spey in die Nordsee mündet. Als ich dort hinkam, erlebte ich die erste Überraschung. Die Menschen hier behaupten nämlich steif und fest, Patty sei nie hier gewesen. Auch der Wirt vom »Whalefish Inn«, Cy O'Leary mit Namen, behauptet das, obwohl Patty mir am Handy mehrmals seinen Namen genannt hatte und obwohl ich ihm Fotos von ihr zeigte.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Patty mich angelogen hat und du sicher auch nicht. Du kennst sie ja als grundehrliches Wesen. Lügen würde sie niemals. Außerdem stimmen ihre Angaben ja auch genau.
    Womit die Lügen der Leute zusammenhängen, bemerkte ich schon bald und nun wird's ganz besonders interessantfür dich, mein lieber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher