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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang
Autoren: Christian Schwarz
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Zamorra. Denn in diesem kleinen Kaff Laim gehen unheimliche Dinge vor. Die Einwohner, die alle unter einer Decke stecken, halten öffentlich nächtliche Versammlungen ab, so eine Art Schwarze Messen. Dabei erscheint der Teufel persönlich und die Bewohner bringen ihm Menschenopfer dar. Mein Gott, ich hab's persönlich gesehen, wie sie ein junges Mädchen geopfert haben! Und dann war da noch dieses urwelthafte Brüllen, das so stark war, dass die Häuser gezittert haben. Schrecklich. Ich selbst habe noch Stunden später gebibbert.
    » Zamorra, ich habe zudem etwas nachgeforscht. Seit ich hier oben in Laim bin, sind außer Patty bereits sechs junge Mädchen verschwunden! Niemand scheint das groß zu interessieren. Und dann sind da diese Wesen, die wie aufrecht gehende Drachen aussehen. Sicher Dämonen aus der finstersten Hölle. Ich habe schon mehrere von ihnen gesehen, sie bewegen sich frei zwischen den Dorfbewohnern. Ich habe Angst, große Angst, dass auch Patty zu diesen Opfern gehört hat. «
    »Hört sich nicht gut an«, murmelte Zamorra. »Auch wenn ich bei Merlins hohlem Backenzahn noch immer nicht raffe, wer diese Patty ist. Weißt du was? Ich will jetzt nicht mehr warten, bis das Buch zu Ende ist, sondern den Schluss lesen.« Er grinste schräg. »Wer hat denn den Brief unterschrieben?«
    »Tja, ein Walter Geery, würde ich sagen. Was meinst du?« Sie hielt ihm den Brief unter die Nase.
    »Ja, Walter Geery, würde ich auch sagen. Dumm nur, dass mir der Name ebenfalls nichts sagt. Da macht nichts Klick in meinem Kopf. Das müsste es aber eigentlich, so vertraut, wie er mich anredet. Wir müssten zumindest mal gute Freunde gewesen sein. Hm, seltsam, äußerst seltsam. Lies auch noch den Rest vor. Äh, bitte.«
    »Auch wenn ich von der Realität meiner Beobachtungen überzeugt bin, manchmal weiß ich trotzdem nicht mehr so recht, was Traum und was Wirklichkeit ist, mein lieber Zamorra. Aufrecht gehende Drachen, die Speere in den Händen halten? Irgendwie total abgedreht. Glaubst du, dass solche Bilder auch durch Drogen Zustandekommen können? Haben die mir vielleicht etwas ins Bier getan? Nein, irgendwie glaube ich das nicht. Denn gerade vorher hat mich Alice, die Tochter O'Learys, aufgesucht und mir mitgeteilt, dass Patty doch hier in Laim gewesen sei. Das hat mich verständlicherweise in große Aufregung versetzt. Als ich wissen wollte, was mit ihr geschehen ist, hat Alice plötzlich kein Wort mehr gesagt. Wirst du aus so einem Verhalten schlau, Zamorra? Alice weiß irgendwas, macht Andeutungen, kann oder will aber mit der Wahrheit nicht herausrücken. Irgendwie ist sie die Zentralfigur hier. Um sie scheint sich alles zu drehen. Heute Nacht findet wieder eine von ihren Versammlungen statt. Auch dies hat mir Alice unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit anvertraut, schon einen Tag früher. Wenn ich nur wüsste, warum sie das tut. Soll ich in eine Falle gelockt werden? Ich denke, das könnten sie einfacher haben. Ich werde also zum ersten Mal zu dieser Schwarzen Messe gehen und versuchen, mehr herauszufinden. Vorher jedoch lasse ich dir noch diese Zeilen zukommen. Ich gebe den Brief in Buckie auf und hoffe, dass er dich so erreicht. Denn in Laim ist niemandem zu trauen. Niemandem, verstehst du. Aber da oben muss aufgeräumt werden. Ich hoffe, dass du mir diesen Freundschaftsdienst erweisen kannst, wenn mir etwas zustoßen sollte. Kümmere dich um die Leute von Laim, Zamorra. Versuche, Pattys Schicksal zu klären und ihr zu helfen, wenn ihr noch zu helfen ist. Und hüte dich vor Alice O'Leary, auch wenn du ein großer Magier bist. Sie ist eine seltsame Person, steckt voller Geheimnisse. In der Hoffnung, dich noch einmal wiederzusehen, verbleibe ich. Möge dir der heilige Sankt Patrick beistehen. Immer dein Walter Geery.«
    Nicole legte den Brief auf das Tischchen neben den halb vollen Cocktail, der bereits als Mückenbad diente. »Seltsamer Brief, wirklich. In aller Hast geschrieben und doch lang und ausführlich. Obwohl dieser Geery unter Druck steht und Angst hat, schafft er es trotzdem, einen Witz einzuflechten. Irgendwie passt das nicht zusammen, Chéri. Und dann dieser vertraute Freund, den keiner kennt. Will uns da einer verschaukeln?«
    »Vielleicht Fooly. Der hat den Brief gebracht. Sicher mit Lord Zwerg zusammen. Na wartet, ihr kleinen Ungeheuer.« Kurze Zeit später standen Fooly und Rhett vor dem Meister des Übersinnlichen stramm, beteuerten aber glaubhaft, nichts mit dem Brief zu tun zu
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