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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang
Autoren: Christian Schwarz
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sich in seine Brust bohren! In allergrößter Not bombardierte er Merlins Stern mit Angriffsbefehlen.
    Mach sie alle! Schieß sie ab!
    Stattdessen fiel Gryf neben ihm aus dem Nichts und berührte ihn. Die Echsen prallten zurück. »Das Taxi ist da«, keuchte der Silbermonddruide. »Jemand hat die Parkkralle wieder entfernt. Der zeitlose Sprung funktioniert wie zuvor. So bin ich Gevatter Tod mal wieder in letzter Sekunde von der Schippe gesprungen.«
    Den größten Teil von Gryfs Rede hörte Zamorra bereits vor der Schwarzen Gruft. Gryf setzte ihn nämlich direkt davor ab. Von weiter unten drang enttäuschtes, eher noch entsetztes Zischen zu ihnen hoch.
    »Na denn«, erwiderte Zamorra. »Das Amulett ist allerdings noch immer blockiert.« Fasziniert starrte er in das schwarze Wabern. Jetzt sah er sie zum ersten Mal. Die Waffe , die er beschaffen musste. Sie schwebte im Nichts. Nur einige Millimeter entfernt oder doch Lichtjahre weit weg? Beides stimmte wohl. Ein wunderbar goldenes Schimmern ging von ihr aus.
    Ein Zerren erfasste den Meister des Übersinnlichen. Die schwarze Sphäre sog ihn in sich hinein. Mit der Schnelligkeit einer Rakete verschwand er darin und fühlte sich mit einem Mal wunderbar leicht und sorgenfrei. Kein Körper hinderte seinen Geist mehr daran, in der Ewigkeit auf Entdeckungsreise zu gehen, die wahren Wunder der Schöpfung zu schauen.
    Geisterhafte Wesen tauchten um ihn herum auf. Weiße, nebelhafte Schemen, die das Aussehen von Tanaar besaßen.
    »Willkommen, glückliche Seele«, flüsterten sie ihm zu und umtanzten ihn grazil. »Dies hier ist dein Geburtsort, an den du wieder zurückgekehrt bist. Lhaxxa-Tok, unser Herr, hat dich einst hier aus seinem Atem erschaffen. Und hier warten wir nun, nachdem wir unser beengtes, körperliches Leben hinter uns gebracht haben, auf das Ende der Zeiten, an denen wir in Lhaxxa-Tok selbst eingehen werden. Komm zu uns, komm zu uns. Werde Teil unseres Kollektivs. Nur hier ist das Leben schön und begehrenswert. Schau selbst. Genieße selbst…«
    Zamorra fühlte, dass er vor Glück weinte. Er war fest entschlossen, Teil dieses wunderbaren Kollektivs zu werden, um bis ans Ende der Zeiten in ihm zu verweilen. Nie wieder wollte er auf die Erde zurück…
    In diesem Moment aktivierte sich Merlins Stern . Grün schimmernde Energie floss aus dem Amulettzentrum und legte sich wie ein etwa zehn Zentimeter dicker Schutzschild um Zamorra. Dabei bildete sie die Konturen des Professors nach.
    Sofort erlosch der mentale Einfluss des Tanaar-Kollektivs. Und Zamorra sah die wahre Geschichte der Tanaar. Die Schwarze Gruft war ein Angelpunkt zwischen den Dimensionen, die in mehreren Welten verankert war. Alles Leben, das ihr zu nahe kam, saugte sie ein und wandelte es in Tanaar um, eine Lebensform, die ihr am perfektesten erschien. Eines Tages hatte die Gruft eine Gruppe von Dämonen gefangen. Durch eine unglückliche Verkettung von Umständen wurden diese nicht in einzelne Tanaar umgeformt, sondern wuchsen zu einem Super-Tanaar mit enormen magischen Kräften zusammen. Ein Umstand, den die Gruft aus sich heraus hatte verhindern wollen, denn das Machtpotenzial des Super-Tanaar reichte aus, um dem Einfluss der Gruft entkommen zu können. Der Super-Tanaar nannte sich fortan Lhaxxa-Tok und begann, sich die anderen Tanaar Untertan zu machen, indem er ihnen vorgaukelte, er sei ihr Elter und erschaffe sie in der Schwarzen Gruft. Um die Gruft herum, die den Mittelpunkt einer eigenen kleinen Dimension darstellte, ließ Lhaxxa-Tok von seinen Tanaar eine fantastische Stadt bauen. Und er begann, das Tor zu anderen Welten aufzustoßen und sich dort Opfer zu holen. Wie das ging, lehrte ihn die Gruft. Der Dämon versuchte, sie zu beherrschen, aber das schaffte er nicht. Niemand schaffte das. Auch wesentlich stärkere, unendlich höherstehende Wesen wären daran gescheitert, denn die Schwarze Gruft war etwas ganz Besonderes, nahezu Einmaliges im Magischen Universum.
    Nachdem Zamorra all dies wusste, konnte er sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren. Durch reine Gedankenkraft steuerte er auf die goldene Sichel zu und kam ihr immer näher. Merlins Stern schützte ihn derweil weiterhin vor dem mentalen Einfluss. Als sich der Meister des Übersinnlichen direkt neben der Sichel befand, griff er zu. Und bemerkte, dass er entgegen seinem Fühlen seinen Körper sehr wohl noch besaß.
    Wunderbar fühlte sich die Sichel an. Sie besaß Macht. Zamorra zog sie an sich und schwebte dem
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