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0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren

0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren

Titel: 0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren
Autoren: Jason Dark
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aus der Tür schauen…«
    »Meinst du?«
    Ernest Carella bekam fast einen Wutanfall. Sein Gesicht rötete sich. »Geh jetzt, verdammt!«
    Murdock ging noch nicht. »Und was ist mit dir?«
    Carella lächelte kalt und zugleich süffisant. Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Denke immer daran, daß ich in deiner Nähe bin und dir den Rücken decke.«
    »Ja, ich hoffe…«
    ***
    Es regnete, aber nicht mehr stark.
    Und da es sich wieder abkühlte, entstanden erste Nebelinseln.
    Buck erwies sich als Glücksfall. Ohne ihn wären wir durch einen Teil der Stadt gegondelt, die sicherlich kein Paradies für Touristen war, das sahen wir trotz der Dunkelheit. Die alten Ziegelsteinbauten sahen so aus, als würden sie die nächsten Jahre nicht überstehen. Hin und wieder boten Ruinen den Ratten Unterschlupf. Es gab auch genügend freie Plätze, Lücken, die darauf warteten, wieder bebaut zu werden. All das sahen wir am Stadtrand, und Bucks Stimme klang etwas lauter, als er uns anwies, in die nächste Straße hineinzufahren. »Es geht nur eine links ab.«
    »Und dann?« fragte ich, den Kopf leicht gedreht und ihm zugewandt.
    Er beugte sich nach vorn. »Ich will aussteigen. Ich will nicht dorthin. Es liegt an der rechten Seite der Straße. Ihr könnt es nicht übersehen, weil der Platz davor leer ist.«
    »Keine Panik, Buck, wir tun dir den Gefallen.«
    »Ja, das ist gut,«
    Suko mußte noch zwei Fahrzeuge vorbeilassen, bevor er in die Straße einbiegen konnte. Auch hier wurde ich den Eindruck nicht los, durch eine Geisterstadt zu fahren, denn bei diesem Wetter war kaum jemand auf der Straße. Das Licht der wenigen Lampen verlor sich in den Straßen.
    Mein Freund hielt an. Ich wollte mich noch bei Buck bedanken, der aber hatte den Wagen so schnell verlassen, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen. Geduckt rannte er weg und war bereits nach wenigen Schritten vom Nebel verschluckt.
    Nicht mal eine Minute später wurde die Häuserzeile an der rechten Seite durch eine breite Lücke unterbrochen.
    Der Parkplatz. Er war leer bis auf zwei Fahrzeuge. Wir rollten hinauf. Unter den Reifen knirschte Schotter. Das Licht der Scheinwerfer durchdrang nur mühsam den Nebel und berührte eine breite Fassade vor uns.
    Wir hatten auch Glück, daß es direkt auf den Eingang fiel, zu dem eine Treppe hochführte, die an ihren beiden Seiten durch ein Eisengeländer begrenzt wurde.
    Wir stiegen aus.
    Keiner von uns sprach ein Wort. Unsere Blicke waren auf die Fassade gerichtet, die sicherlich im Sommer bunt erschien, weil sie mit Figuren bemalt war, jetzt aber dem tristen Wetter Tribut zollen mußte, denn alles verschwamm in einem düsteren Grau.
    Über der Tür sahen wir eine tote Schrift. Kein Licht erhellte die Buchstaben, die erklärten, wo sich der Besucher hier befand. Unter den Füßen knirschte der dünne Schotter. Alle Geräusche aus der Umgebung wirkten wie schallgedämpft. Den Motor eines Lastwagens nahmen wir wie ein fernes Gewitter wahr.
    »Sollen wir es hier versuchen?« fragte Suko.
    »Zunächst mal. Wenn keiner öffnet, können wir ja nach einem Hintereingang Ausschau halten.«
    »Wie du willst.«
    Die Treppe bestand aus Stein. Die Stufen waren ziemlich abgetreten. Der Regen hatte sie feucht gemacht. Bevor wir die Klingel fanden, öffnete sich vor uns die Tür mit einem knarrenden Geräusch, als wäre das Tor zu einer riesigen Gruft geöffnet worden. Von innen her fiel der Lichtschein nach draußen, übertünchte die Treppe und erreichte auch uns. Wir konnten den Mann, der sich auf der Schwelle aufhielt, einigermaßen erkennen.
    Das mußte Murdock sein, der auf mich zumindest selbst den Eindruck einer Wachsfigur machte, denn in seinem eulenhaften Gesicht bewegte sich nichts.
    Er nickte uns zu. Dann sagte er:
    »Das Kabinett ist geschlossen. Kommen Sie im Sommer wieder.«
    Wir ließen uns davon nicht beirren. »Mr. Murdock?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Sie sind also der Besitzer des Kabinetts.«
    »Stimmt.«
    »Ich weiß, daß Sie geschlossen haben, und wir sind auch nicht gekommen, um uns Ihre ›Kinder‹ anzusehen, wir wollten eigentlich mit Ihnen sprechen.«
    Er wich keinen Schritt zurück, kam aber auch nicht vor. »Um was geht es denn?«
    »Das würden wir Ihnen gern drinnen sagen. Hier draußen ist es uns zu ungemütlich.«
    Er war viel kleiner als ich und mußte den Kopf zurücklegen, um mich an schauen zu können. »Wer sind Sie überhaupt?«
    Wir nannten unsere Namen und fügten auch die Berufe hinzu.
    Magnus Murdock strich
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