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0891 - Geschenk der Götter

Titel: 0891 - Geschenk der Götter
Autoren: Unbekannt
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warfen sie hinunter auf die untersten Blöcke und die Kalksteine. Das dumpfe Geräusch des Aufschlags schien die Menge in Raserei zu versetzen.
    Der Pharao, der sich irgendwo zwischen Eingang und Kammer befand, würde diesen Lärm nur als fernes, leises Rauschen hören können. „Seit wann gehen Mörder mit offenen Dolchen zwischen den Palastpriestern!" kreischte die Mutter des Pharaos und drängte sich nach vorn. Die Sänftenträger waren ratlos und schoben das Traggestell zur Seite. Die ersten Glieder der Zuschauer bewegten sich einen Schritt nach vorn, fast jeder schrie oder keuchte vor Wut. Mord und Tod lagen in der Luft. Ranofer, Hesirä und Menketre, nur von den schweigenden und grimmig blickenden Soldaten vom Eingang des Geheimganges getrennt, sahen sich schweigend an. Von der Schneide des goldverzierten Beiles tropfte das Blut. „Was tun?" flüsterte Ranofer und hob die breiten Schultern. Die Sonne schlug auf die Köpfe wie ein Hammer. „Warten und zur Seite gehen. Hole die Konkubinen, die Kinder des Chu-fu und seine Mutter hierher. Die Menge wird die Priester in Stücke zerreißen!" sagte Menketre zwischen zusammengebissenen Zähnen „Schnell! Und unauffällig!"
    „Du hast recht, Baumeister."
    Als der Schreiber und Ranofer sich an der Sänfte und dem Sandalenträger vorbei die Rampe abwärts schoben, kletterten bereits die ersten Arbeiter, Fellachen und Steinmetze an den Seiten hoch. Geschrien wurde nur noch im Hintergrund. Der heranrückenden Menschenmasse hatte sich ein unheimliches, eisiges Schweigen bemächtigt. Ihre Gesichter waren ernst, die Münder und Augen drückten eine kalte Entschlossenheit aus. Als Hesirä an der Gruppe der Priester vorbeiging und einen langen Blick Omen-tep-phesers auffing, sah er ein, daß auch die Priester wußten, daß sie diesen Abend nicht mehr erleben würden. Ein winziger Zufall, nämlich die Anwesenheit dreier Männer, die dem Pharao treu ergeben waren und schnell gehandelt hatten, hatte alles entschieden.
    Neben Hesirä und vor Ranofer tauchte plötzlich ein Mann auf. Ranofer erkannte ihn; es war der Löwenjäger, der Freiwillige Zertrümmerer der Krüge. Er trug sein stumpfes Beil wie eine Waffe. „Ich helfe euch!" erklärte er ruhig; als Jäger schien er genau zu erkennen, wie sich alles entwickeln würde. „Komm."
    Um die beiden flachen Seiten und den Aufgang der Rampe bildete sich eine halbkreisförmige Mauer aus dicht aneinandergepreßten Menschen. Schritt um Schritt verringerte sich der Radius. Sie kamen so unaufhaltsam näher wie das Steigen des Nilwassers in der ersten Jahreszeit. Hesirä, Ranofer und der Zertrümmerer schafften es in geringer Zeit, diejenigen Personen, die nichts mit dem Attentat zu tun hatten, in den Bereich unmittelbar vor dem Eingang zu bringen. Einer der Priester versuchte, zu entkommen. Er rutschte an der Stelle, an der sich Rampe und Pyramidenfuß trafen, hinunter. Er kam, nachdem er sich hochgestemmt hatte, etwa zwanzig Schritte weit. Dann bildete sich um ihn und über ihm eine Traube von halbnackten Menschen, deren Körper die Schreie der Todesangst und die Hiebe mit Steinen, Hölzern und Bronzemeißeln erstickten. „Es wird ein Blutbad!" flüsterte Ranofer. Die Sänftenträger stellten das heilige Sitzgestell quer auf die Rampe und bildeten eine Reihe. Aber sie wurden wie viele andere aus dem Troß des Palasts nicht beachtet. Man schob sie höchstens zur Seite. Aber die Priester wurden umzingelt und schweigend von der Rampe gedrängt und geschoben. „Omen-tep-phaser wußte es, ehe er den Mörder kaufte", gab der Baumeister zurück.
    Der Pharao trat lächelnd genau in dem Augenblick aus dem Tunnel, als man die zwei Dutzend Palastpriester bis an den Fuß der Rampe geschleppt hatte. Das Lächeln der Erleichterung gefror, als er sich den Soldaten und den Männern mit den Waffen in den Händen gegenübersah. Menketre legte die Hand auf die Schulter des Zertrümmerers und sagte einfach: „Bringen wir es hinter uns, Freund. Renne so schnell wie noch nie in deinem Leben."
    Der Mann grinste verzerrt, holte Atem und schob sich gesenkten Kopfes am Pharao vorbei. Einige Augenblicke, und er war verschwunden. Ein einzelner, langgezogener Schrei kam vom Anfang der Rampe. „Unruhe? Kampf? Ich sehe Blut auf den geflochtenen Binsen?" sagte der Pharao. Seine Haut wurde grau, er schüttelte sich, als würde er frieren, „Omen-tep-phaser hat einen Mörder gekauft. Er wollte dir, Herrscher, in den Korridor nachrennen. Er wurde erschlagen und
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