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0891 - Geschenk der Götter

Titel: 0891 - Geschenk der Götter
Autoren: Unbekannt
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unmumifiziert eingemauert. In diesem Fall habe ich eure schönen, edel geformten Köpfe heute zum letztenmal gesehen. Man wird sie euch nämlich nehmen. Mit Sicherheit!"
    Menketre, der mit einem bronzenen Messer an seinem Hals schabte, knurrte nervös zurück: „Warum, Vater der Schönschrift, denkst du, daß wir Festschmuck angelegt haben?"
    „Wegen der heißblütigen Sklavinnen in Chufus Gefolge?" grinste der Schreiber. Auch er fühlte sich nicht wohl. „Wegen der Würde, du Schmierer!" antwortete Ranofer grob. „Damit unsere abgeschlagenen Köpfe wenigstens gut aussehen."
    Als der Oberste Schreiber sie anblickte, sahen sie voller Verwunderung, daß sein Gesicht von tödlicher Blässe war. Sie erstarrten. Der Ältere fragte: „Was ist los, Hesirä? Was hast du?"
    Er sagte heiser und griff nach dem Becher, der von dem Sklaven gefüllt wurde: „Ich fürchte mich zu Tode, Freunde."
    „Ernstlich?"
    „Ja. Ich ahne Unheil. Ich glaube, dies wird ein schwarzer Tag. Ich weiß nicht, warum. Ich weiß nur genau, daß einige von uns heute abend nicht mehr leben."
    Die drei Männer kannten, bildlich gesprochen, alle jene komplizierten Bezüge und Verbindungen innerhalb der pyramidenähnl'ichen Struktur des Reiches. Jeder hing irgendwie mit jedem zusammen und von vielen anderen ab. Ihre Gedanken bewegten sich jetzt, drei Stunden nach Sonnenaufgang, in exakt dieselbe Richtung. Das Ergebnis einiger weiterer Becher voll kalten Bieres und schneller, keineswegs herzlicher Wortwechsel war, daß Ranofer und Menketre die langgeschäfteten Zeremonienwaffen, Zeichen ihrer Würden, in die breiten Gürtel schoben und sich dann aufmachten, den Pharao Chnemu Chuf ugebührend zu begrüßen.
    Vom Ufer des Nils schob sich die feierliche Prozession heran.
    Palmwedel vertrieben die Fliegen. Die Sänfte des Pharaos schwankte leicht hinter der Abteilung der mageren, sehnigen Soldaten. Die halbnackten Priester folgten. Dann der Hofstaat des Chufu. Die Reihen der Arbeiter wichen auseinander. Die Männer warfen sich zu Boden.
    Die Priester, etwa fünfundzwanzig, summten und sangen liturgische Gesänge, die sehr würdevoll klangen und kaum von jemandem verstanden wurden. Die langgezogene Karawane bewegte sich zuerst auf den winzigen weißen Tempel zu, in dem die schimmernde Sensation aufgestellt war und jetzt wieder im Licht der morgendlichen Sonne aufleuchtete.
    Die Sänfte wurde abgestellt. Der Pharao stieg aus dem Sitz und holte, während das Lärmen ringsum anschwoll und sich zu ohrenbetäubendem Beifall steigerte, das Auge der Götter von dem schlichten Sockel herunter.
    Sichtlich war Chufu von dem Fortschritt der Arbeiten beeindruckt.
    Er hielt das Auge der Götter in beiden Armen, als er zur Sänfte zurückging und sich zu der halb hölzernen, halb aus Sand errichteten Rampe tragen ließ. Die Rampe führte zur südöstlichen Ecke der Pyramide, zu den eng gemauerten und ineinander verzahnten Quadern dieses Abschnitts.
    Der Lärm, die Musik und die Schreie erreichten einen Höhepunkt, als Chufu seinem Schreiber, dem Baumeister und dessen Assistenten zunickte. Sie standen unmittelbar neben dem mit Palmwedeln und Früchten dekorierten Eingang und hatten die Daumen in ihre Gürtel eingehakt. Keiner von ihnen sah den Pharao an; sie beobachteten sorgfältig die nähere Umgebung und die Menschen auf der Rampe. Zwischen den mächtigen Krügen aus Ton und anderen Materialien standen winzige Öllämpchen und verbreiteten in dem schmalen, niedrigen Gang Abschnitte schwacher Helligkeit. „Achtung, Herr!" sagte Hesirä, als der Pharao an ihm vorbeiging. Der Blick des Gottkönigs wirkte auf ihn wie ein Geschenk.
    Als der Pharao in dem schwarzen Rechteck des Ganges verschwunden war, schwollen die Beifallsschreie noch einmal an. Dann breitete sich ein Schweigen der Erwartung aus. Dieser Wechsel war geradezu erschreckend auffällig.
    Plötzlich schob sich zwischen den Reihen der Priester ein schwarzhaariger Mann hervor. Er troff vor Schweiß und hielt zwei lange, blitzende Dolche in den Händen. Noch bevor er die Grenze zwischen der Pyramide und der vorderen Kante der Sänfte erreicht hatte, handelten Ranofer und der Baumeister.
    Hesirä riß einem Soldaten den Schild aus den Händen und sprang vor den Eingang. Dann sahen etwa viertausend Menschen mehr oder weniger deutlich, was sich in rund achtzig Ellen Höhe an der Wand der Pyramide abspielte.
    Das lähmende Schweigen hielt an. 7.
    Am neunten Oktober waren Bran, Eawy und Dun sicher, daß sie gewonnen
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