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089 - Das Heer des Untoten

089 - Das Heer des Untoten

Titel: 089 - Das Heer des Untoten
Autoren: Dämonenkiller
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verschwand im Innern. Er glaubte nicht, daß Alex wirklich auf ihn warten würde. Aber das war jetzt nicht von Bedeutung. Auch die Mutprobe war nicht mehr wichtig. Nur noch seine Neugier. Er war einer der ersten, die das Kuckuckshaus betraten.
    Er stand da mit klopfendem Herzen und lauschte in das Innere des Hauses hinein. Er vernahm das leise Pochen wieder. Es klang jetzt mehr wie ein Ticken von Uhren. Es war deutlich zu unterscheiden vom Rauschen des Regens und vom Donner, der sich nun entfernte.
    Er konnte nichts erkennen, nur, daß er auf hölzernen Dielen stand. Ein wenig gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Doch dann zuckten Blitze, erhellten den Raum für Bruchteile von Sekunden. Es war zu kurz, als daß er etwas deutlich hätte erkennen können.
    Er tastete sich ein paar Schritte vorwärts ohne auf ein Hindernis zu stoßen. Dann griff er nach der Streichholzschachtel, mit nassen zitternden Fingern. Nach dem vierten Versuch flammte ein Hölzchen auf. Bis es verlöschte, erkannte er, daß Schränke an den Wänden standen, die alt und wuchtig wirkten, mit seltsamen Schnitzereien, deren Anblick ihn frösteln ließ. Dazwischen hingen Bilder an den Wänden, Porträts, die ihn mit funkelnden Augen anzustarren schienen. Ein zweites Streichholz zeigte ihm, daß kleine Figuren auf den Schränken standen. Er dachte an das Beweisstück, das er mitbringen sollte, und griff nach einer. Seine Finger zuckten zurück.
    Nadeln ragten aus der kleinen Puppe und stachen in seinen Finger.
    Puppen und Nadeln!
    „Sie ist eine Hexe", flüsterte er. Seine Stimme hatte ein leises Echo, das wie unterdrücktes Lachen klang. Ihm war eiskalt. Nur mit Mühe unterdrückte erden Wunsch, einfach kehrt zu machen und hinauszuklettern.
    Aber dann siegte die Neugier. Ein drittes Streichholz zeigte ihm den Weg zur Tür und hinaus in einen Korridor. Von hier klangen Donner und Regen fern wie aus einer anderen Welt. Nur das grelle Licht der Blitze flackerte durch ein Fenster weit vor ihm.
    Er zögerte. In diesem großen Haus konnte man sich leicht verirren. Es mochte sein, daß er das Zimmer und das offene Fenster, vor dem Alex wartete, nicht wiederfand.
    Aber es ließ sich wohl jedes Fenster öffnen, falls ein rascher Rückzug nötig sein sollte.
    Er tastete sich vorwärts, wagte aber nicht, weitere Streichhölzer anzuzünden. Ihr Schein mochte verräterisch weit dringen. Er unterdrückte seine instinktive Furcht vor der Dunkelheit und versuchte, das Gefühl zu ignorieren, daß jemand ihn aus dieser Schwärze heraus beobachtete.
    Dennoch kribbelte sein Rücken, und seine Nackenhaare sträubten sich. Irgendwo vermeinte er Tuscheln und Scharren zu hören. Aber dann erkannte er, daß es nur das Ticken war. Es wurde lauter, mit jedem Schrift, den er tat. Er hatte das Gefühl, daß er sich auf das Ticken zubewegte.
    Unvermittelt stieß er gegen ein Hindernis. Es war ein Geländer. Während er es vorsichtig berührte, entdeckte er einen fernen Lichtschimmer, der nicht vom Gewitter herrührte, sondern gelblich wie Kerzenlicht war. Gleichzeitig erkannte er, daß eine Stiege nach unten in einen großen Raum führte. Dann zuckte er zusammen. Ein Lufthauch berührte ihn, als habe sich in seiner Nähe eine Tür geöffnet.
    „Dorian!" flüsterte eine Stimme. „Sei…"
    Er hörte nicht mehr, was sie sagte, denn ein Pendelwerk schlug an und kündigte mit hallendem Dröhnen Mitternacht an.
    Als sei dies ein Signal gewesen, erwachten die Wände um ihn zu schnarrendem mechanischen Leben. Um den erstarrten Jungen herum, in allen Räumen und Winkeln, selbst über und unter ihm klickten Laufwerke, tickten Zahnräder, schlugen Läutwerke an. Die alten Wände erbebten. Taub vom Lärm und blind vor Dunkelheit und Entsetzen taumelte Dorian den Korridor zurück. Doch er stieß gegen Wände, wo er keine in Erinnerung hatte, und der Lärm wuchs und wuchs, als schlügen Tausende von Uhren Mitternacht. Er schrie auf und taumelte wimmernd und mit schützend erhobenen Armen durch die Finsternis, umgeben von tausendfachem Ticken, Pochen, Schlagen und melodischem Klingen.
    Mr. Jeffers' Worte zuckten durch sein angsterfülltes Gehirn.
    „Als ob die Zeit diesem Haus nichts anhaben könnte…"
    Uhren bedeuteten Zeit. Uhren zeigten Zeit. Uhren waren Zeit…
    Es schien alles stillzustehen in diesem wahnsinnigen Geläute. Lieber Gott, hörte das nicht mehr auf?
    Plötzlich war ein Lichtschimmer vor ihm in der Dunkelheit. Er preßte die Hände gegen die Ohren und versuchte,
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