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0889 - Eishauch des Todes

0889 - Eishauch des Todes

Titel: 0889 - Eishauch des Todes
Autoren: Christian Montillon
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Mund-zu-Mund-Beatmung.
    Die Hände zitterten, als er sie auf Nicoles Brustkorb drückte und eine Herzmassage begann. Die Wunde lag zum Glück weit genug seitlich. Doch mit jedem Druck des Handballens quoll Blut aus ihr…
    Der Meister des Übersinnlichen konnte keinen klaren Gedanken fassen. Was sollte er tun? Sämtliches Wissen über Erste-Hilfe-Sofortmaßnahmen schien aus seinem Verstand gesaugt worden zu sein.
    Wie gelähmt führte er mechanisch die Beatmung fort.
    Nur noch ein Gedanke tobte in ihm: Nicole!
    Fooly landete krachend neben ihm und faltete die Flügel ein. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass sich der Jungdrache genähert hatte.
    »Wo warst du die ganze Zeit?«, brüllte Zamorra. Sein Handballen hob und senkte sich über Nicoles Brustkorb.
    »Es sind nicht einmal fünf Minuten vergangen, seit dieser Kerl euch angegriffen hat«, verteidigte sich Fooly. »Ich habe es vom oberen Turmzimmer aus gesehen und bin sofort zur Hilfe geeilt.«
    Zwei Minuten? Zamorra konnte es kaum fassen. Ihm kam es wie eine Ewigkeit vor. So schnell war alles gegangen… Er beugte sich über Nicole und blies Luft in ihre Lungen.
    »Rhett war bei mir«, fuhr Fooly fort. »Er ruft einen Arzt. Lass mich mal ran…«
    »Was willst du tun?«
    »Drachenmagie«, flüsterte der Drache, der in diesen Sekunden wieder einmal bewies, dass er mehr war als nur das dicke und lustige Maskottchen auf Schloss Montagne.
    Scheinbar willenlos gehorchte Zamorra und überließ Fooly den Platz bei seiner Geliebten.
    Fooly senkte den Kopf, dass er mit der Schnauze Nicoles Wunde berührte. Die Flügel zitterten leicht und das rechte Hinterbein scharrte.
    Unverständliche Laute kamen aus Foolys Maul, dann schlugen die Flügel plötzlich aus. Ein Luftzug hieb in Zamorras Gesicht.
    Sekunden später stoppte die Blutung und Nicole schnappte nach Luft. Die Augen verdrehten sich.
    Und Fooly brach auf der Stelle zusammen.
    ***
    Jacques Leclerque übergab sich. Oder besser gesagt, er kotzte sich die Seele aus dem Leib . »Ich… ich glaub ich sterbe.«
    Sein Bruder Marcel verzog angewidert das Gesicht und ging einen Schritt zurück. »Kein Wunder bei dem Mistzeug, das du dir gespritzt hast.«
    »Wie wär's mit einer Runde Mitleid?«
    Nur ein spöttisches Lachen antwortete ihm. »Mitleid? Mit einer dummen Ratte wie dir? Du hättest dir niemals diesen verfluchten Shit in die Spritze ziehen dürfen. Kannst froh sein, dass du noch nicht den Abgang gemacht hast!« Er schlug sich auf die Schenkel. »He, ho, der Jordan ruft, kapiert?«
    »Findest du das witzig oder was?« Jacques würgte, hielt die Hand vor den Mund und spürte erneut das Brennen der scharfen Magensäure in der Kehle. Er hatte das Gefühl, sein Zäpfchen werde weggeätzt, dann kam ein weiterer Schwall, und es quoll nur so zwischen den Lippen hindurch.
    Marcel zog seinen Rucksack ab und holte eine Flasche Wasser heraus. »Das wird dir gut tun.«
    Jacques nahm einen Schluck, spülte den Mund aus und spuckte die Flüssigkeit auf dem Boden. Darauf kam es nun auch nicht mehr an - zumal sich in diesem heruntergekommenen Hinterhof ohnehin niemand darum scherte. André, der Wirt des zwielichtigen Etablissements jedenfalls hatte hier seit Monaten nicht mehr sauber gemacht.
    Müllsäcke standen herum, einer war sogar aufgerissen, sodass sich der gesamte Inhalt in weitem Umkreis ausbreitete. Verschimmelte Essensreste, leere Bierdosen, zersplitterte Schnapsflaschen… Jacques kam sich so vor, als wäre dies der letzte Platz im gesamten Universum, an dem sich ein Mensch aufhalten sollte.
    Gekrönt wurde das ganze von Hundehaufen, eindeutig gelben Pfützen und dem Kadaver einer fetten Ratte, der einen überaus üblen Geruch verströmte. Auch die ebenso nackte wie verbrauchte Silhouette der Nutte, die sich im Fenster des zweiten Stocks hin und wieder zeigte, würde keine Spanner in dieses Dreckloch locken.
    Insofern handelte es sich um den idealen Ort, den Drogen für immer abzuschwören. Zumindest denjenigen, die André in seiner Spelunke weit unter Marktwert verhökerte. Seine Sucht, da wollte sich Jacques erst gar nichts vormachen, würde er ohnehin nicht besiegen können.
    Manchmal fragte er sich, ob er sich nicht lieber früher als später den goldenen Schuss versetzen sollte. Warum sich noch einige elende Jahre abmühen und dem Geld für die nächste Ladung hinterher jagen? Er hatte schon die abscheulichsten Dinge getan, um ein paar Kröten zusammenzukratzen.
    Lieber nicht drüber nachdenken, dachte er. Das Beste
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