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0888 - Angriff auf die Vampirstadt

0888 - Angriff auf die Vampirstadt

Titel: 0888 - Angriff auf die Vampirstadt
Autoren: Andreas Balzer
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geherrscht haben musste. Und sie zogen schnell weiter und kehrten nie wieder zurück.
    Selbst die Tiere mieden instinktiv diesen seltsamen Ort. Sie wären lieber verhungert, als die unsichtbare Grenze zu überschreiten und hier nach Nahrung zu suchen. So bemerkte niemand den Wirbel, der die Luft über der Ebene für einen winzigen Moment zum Erzittern brachte. Und dann materialisierte sich aus dem Nichts eine Gestalt, die so Furcht einflößend war, dass ihr bloßer Anblick den tapfersten Krieger der Tlingit in Angst und Schrecken versetzt hätte.
    Lucifuge Rofocale lächelte böse. Er kannte die abschreckende Wirkung, die dieser Ort auf Lebewesen aller Art ausübte, nur zu gut. Die Dämonen, die einst hier gehaust hatten, waren schon vor Urzeiten weitergezogen und irgendwelchen Machtkämpfen innerhalb der Höllenhierarchie zum Opfer gefallen. Außer den teuflischen Archivaren kannte kaum noch jemand ihren Namen. Aber das unsagbar Böse, das sie ausgestrahlt hatten, hatte diesen Landstrich für Ewigkeiten kontaminiert.
    Und genau das machte diese Einöde für Lucifuge Rofocale zu einem idealen Versteck. Unbemerkt von den anderen Bewohnern der Schwefelklüfte hatte er hier eine Festung errichtet für den Fall, dass er etwas außerhalb der Hölle in Sicherheit bringen musste. Nur die Wächter, die er hier postiert hatte, wussten davon, und die waren ihm absolut treu ergeben.
    Der Erzdämon ließ seinen Blick über die erhabene Leere der Wildnis schweifen. Eigentlich war diese Welt gar nicht so übel. Wenn dieses Menschengewürm sie nicht in einen nicht enden wollenden Albtraum verwandelt hätte. Und sie nennen uns Hölle, dachte er spöttisch.
    Lucifuge Rofocale machte einen Schritt vorwärts und schien wieder zu verschwinden. Die Mauern der Festung waren für das menschliche Auge absolut unsichtbar. Nur für den völlig unwahrscheinlichen Fall, dass doch jemand die Sicherheitsbarriere überwinden oder ein Spionagesatellit die Gegend etwas zu gründlich in Augenschein nehmen sollte.
    »Herr, welche Freude, Euch zu sehen«, sagte Keran, der Anführer der Wächter, und anders als bei den teuflischen Archivaren glaubte Lucifuge Rofocale ihm sogar. Der ganz in schwarz gekleidete Höllenkrieger sah nach außen aus wie ein normaler Mensch. Doch das war nur eine Maske, hinter der sich ein albtraumhaftes Tentakelwesen verbarg.
    Die Shi-Rin waren Gestaltwandler und für ihre absolute Loyalität gegenüber ihrem jeweiligen Herrn bekannt. Politische Intrigen oder gar ihr persönlicher Vorteil interessierte sie nicht. Wem sie dienten, war ihnen dabei fast egal, so lange es nicht den Interessen der Hölle zuwiderlief. Stygia hatte ein paar dieser unheimlichen Krieger als Attentäter in ihrem Gefolge, doch die meisten unterstanden Lucifuge Rofocales Kommando. Diesem größenwahnsinnigen TV-Star Jean Fournier war es unlängst gelungen, eines dieser Wesen zu besiegen, doch hier gab es Dutzende davon. Selbst Zamorra mit seinem verfluchten Amulett hätte gegen diese kleine Armee nicht die geringste Chance.
    »Ich grüße dich, Keran«, sagte Lucifuge Rofocale. »Ich habe einen Auftrag für euch. Begleite mich zur Kammer.«
    Der Höllenkrieger nickte und ging voran. Alle, denen sie auf ihrem Weg begegneten, verbeugten sich ehrerbietig, aber ohne die schleimige Unterwürfigkeit, die die Archivare auszeichnete. Die Shi-Rin waren stolze Krieger, bei denen es eine Frage der Ehre war, den ihnen erteilten Auftrag bis zum letzten Atemzug zu erfüllen. Sie würden nie ihr Heil in der Flucht suchen, wenn die Gelegenheit günstig war. Ich hätte sie anstatt dieses unwürdigen Gewürms nach Choquai schicken sollen , dachte Lucifuge Rofocale. Doch dazu war ja vielleicht immer noch Gelegenheit.
    Die Kammer war das Zentrum der Festung und der einzige Grund, warum sie überhaupt existierte. Der unauffällige Raum war mehrfach magisch gesichert und nur der Herr der Hölle wusste, was sich darin befand.
    Nämlich nichts. Selbst die loyalen Shi-Rin hätten es wohl als Beleidigung angesehen, wenn sie gewusst hätten, dass sie die ganze Zeit einen völlig leeren Raum bewacht hatten. Doch das sollte sich ändern.
    Keran wartete diskret draußen, als Satans Ministerpräsident die Kammer betrat. Sobald Lucifuge Rofocale allein war, zog er aus seiner Hautfalte den Hong Shi hervor und platzierte ihn in einer Wandvertiefung, die von der Tür aus nicht zu sehen war. Dann verließ er den Raum wieder.
    »Beschützt es mit eurem Leben«, befahl er
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