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0886 - Welt der Suskohnen

Titel: 0886 - Welt der Suskohnen
Autoren: Unbekannt
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derer entschied, die in das Herz der 'Ungewißheit eindringen durften. Es war ein schwarzer Kasten aus einem unbekannten Material mit einem Glasauge darauf. Cadaer war überzeugt davon, daß der Kasten aus dem riesigen Ding unter dem Dach stammte. Dort hatte er zahlreiche Dinge gesehen, die aus dem gleichen Material bestanden, aus einem Material, das es sonst nirgendwo zu geben schien.
    Er erinnerte sich daran, wie er zusammen mit mehr als zweihundert jungen Männern seines Stammes in den Tempel des Schamanen gezogen war und sich über das magische Auge gebeugt hatte, wie er ängstlich auf das Glasauge gestarrt hatte, und wie er vor Stolz und Erregung fast bewußtlos geworden war, als es sich bei ihm erhellt hatte. Auch bei Shertain, Comain, Wartaer und Satain hatte es aufgeleuchtet und damit angezeigt, daß sie erwählt waren. Bei allen anderen war es ohne Licht geblieben.
    Warum aber, so fragte Cadaer sich, hatte das magische Auge fünf Männer erwählt, wenn offenbar nur einer von ihnen wirklich das IT hatte? Und hatte er es wirklich, oder hatte sich das magische Auge auch bei ihm geirrt?
    Oder stellte das IT gar keine Abwehrkraft gegen die mordgierige Katze dar?
    Ihm wurde bewußt, wie sinnlos es war, noch länger darüber nachzudenken und dabei am gleichen Ort zu verharren. Jeden Augenblick konnte die Bestie erneut angreifen, und dann war es zu spät.
    Cadaer rannte in den Schimmernden Wald. Er hetzte den Pfad entlang. Dieses Mal riß er die Augen weit auf, obwohl ihm das Licht schmerzhaft in die Augen stach. Er hatte das Gefühl, mitten in die grüne Sonne hineinzulaufen.
    Je weiter er kam, desto mehr wuchs die Furcht vor einem Angriff der Katze. Er umklammerte die beiden Mosaikteile, als hänge seine ganze Zukunft daran. Dabei sagte er sich immer .wieder, daß er es geschafft hatte.
    War nicht stets wenigstens einer der Erwählten zurückgekehrt? Oder war das nur eine fromme Lüge der Schamanen, um den Erwählten Mut für das größte Abenteuer zu machen, das es für einen Mann des Stammes gab?
    Cadaer schrie vor Freude und Erleichterung auf, als er den Waldrand erreichte und das freie Land vor sich sah.
    Doch dann erinnerte er sich daran, daß Shertain hier gestorben war. Er war erst in Sicherheit, wenn er die Linie überschritten hatte, die der Schamane in den Sand gezogen hatte.
    Unwillkürlich blickte er über die Schulter zurück.
    Er erschrak.
    Die rote Katze kauerte etwa fünfzig Meter hinter ihm auf dem Boden und beobachtete ihn, und noch wenigstens zweihundert Meter trennten ihn von dem Schamanen, der auf der Ebene stand und auf ihn wartete.
    Cadaer rannte noch schneller. Die Angst trieb ihn voran. Er wagte es nicht mehr, zurückzublicken. Immer, wieder hämmerte er sich ein, daß er das schützende IT hatte.
    Je mehr er sich dem Schamanen näherte, desto mehr wichen seine Kräfte. Er „glaubte schließlich, die Beine nicht mehr heben zu können. Doch dann ging es irgendwie weiter, während sich seine Sinne umnebelten. Er hatte das Gefühl, körperlos durch eine Traumwelt zu rennen.
    Er sprang über die Linie hinweg. Eine Hand des Schamanen fuhr vor, packte ihn und wirbelte ihn herum.
    Cadaer stöhnte auf und sank zu Boden. Die Sinne schwanden ihm.
    Seine letzten Gedanken waren: „Niemals werde ich jemandem sagen, wie es da drüben aussieht. Sollen Sie es selbst herausfinden. Es wird mein Geheimnis bleiben."
    Er gehörte nun zu jenen verehrten Männern im Stamm, die das IT hatten, die alle Gefahren überwunden hatten, die Teilstücke für das Muster geholt hatten und die das Geheimnis bewahrten. Er würde nicht der erste sein, der die Tradition brach. Dafür waren Shertain, Satain, Comain und Wartaer nicht gestorben.
    Als er aus seiner Ohnmacht erwachte, kniete der Schamane neben ihm auf den Boden. Er blickte ihn erregt an. „Endlich wirst du wach", sagte er. „Endlich."
    „Wir wollen gehen", bat Cadaer mit schwacher Stimme. „Ich will zum Stamm."
    „Bis dorthin ist es weit", erwiderte der Schamane. „Wir haben noch viele Gefahren zu überwinden."
    „Ich weiß."
    „Berichte", forderte der Schamane. „Wie sieht es auf der anderen Seite des Schimmernden Waldes aus? Wie ist es im Herzen der Ungewißheit?"
    Cadaer lächelte. Er hatte gewußt, daß der Schamane das fragen würde. „So, wie es in den Legenden unseres Stammes geschildert wird", antwortete er.
    Die Augen des Magiers verdunkelten sich. „In den Legenden gibt es tausend unterschiedliche Beschreibungen", sagte er enttäuscht.
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