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0884 - Mondwölfe

0884 - Mondwölfe

Titel: 0884 - Mondwölfe
Autoren: Jason Dark
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leuchtete stets dort, wo sich der Dorset National Park befand. Er stand über den Bäumen oder zwischen ihnen, so genau war es für die Zeugen nicht zu erkennen gewesen.
    Doch dann hatten sie etwas gehört.
    Grauenhafte, fürchterliche Geräusche, die durch den Nebel drangen und als Heultöne den kleinen Ort am Rande des Parks erreichten. Schlimme Laute, keine weltlichen, wie manche sagten. Töne, die aus der Hölle klangen, als wäre der Leibhaftige dabei, auf einer alten Blechflöte seine Botschaft zu verkünden.
    Das waren die Tage und Nächte des Schreckens. So kündigten sie sich an, und jeder der Zeugen wußte, daß es erst der Beginn war. Da kam etwas auf sie und die Ortschaft zu, da hatten sich andere Reiche gemeldet, sie waren in die Wirklichkeit eingedrungen.
    Aber niemand wagte es auch nur einen Schritt in die Nähe des Parks zu gehen.
    Man blieb ihm fern.
    Man lauschte dem Heulen.
    Man sah den kalten Mond durch den Nebel schimmern wie einen riesigen Luftballon.
    Und man hatte Angst…
    ***
    Wir hatten die Haustür nicht verschlossen vorgefunden. Zwei spielende Kinder hatten sie festgeklemmt, damit sie immer wieder in den Flur hineinlaufen konnten.
    Wegen des schlechten Wetters hatte die Fahrt zum Ziel länger gedauert als geplant, aber das nahmen wir in Kauf. An diesem Abend würden wir sowieso nichts mehr erreichen können und mußten auf den nächsten Tag vertrauen, falls Mrs. Ralston in der Lage war, uns die entsprechenden Informationen zu geben.
    Wir klingelten an ihrer Wohnungstür, die in eine kleine Nische eingebaut worden war, und wurden von dem schnellen Öffnen überrascht. Die Frau schien an der Tür gewartet zu haben. Sie starrte uns aus großen Augen an und erkundigte sich stotternd nach unseren Namen.
    Da ich bereits mit ihr am Telefon gesprochen hatte, übernahm ich auch die Vorstellung. Auf dem Gesicht der Person breitete sich Erleichterung aus, sie faßte zu uns Vertrauen. Als sie uns die Hand gab, da spürten wir noch den kalten Schweiß auf der Fläche. Das Lächeln ließ ihren Mund schief aussehen, und sie blickte uns aus klaren, wenn auch ängstlichen Augen an, die wegen ihrer Helligkeit so gar nicht zu dem schwarzen Haar passen wollten. Vom Alter her schätzte ich Mrs. Ralston auf Mitte Dreißig. Sie hatte ein rundes Gesicht. Äderchen schimmerten durch die blasse Haut.
    Ihr Mund war klein, das Kinn ähnelte einem kleinen Ball.
    Die Frau trug eine Schürze über der normalen Kleidung, und sie bat uns herein. »Ich war gerade beim Hausputz.« Dann lachte sie wieder so schrill. »Spuren verwischen…«
    Suko hakte sofort nach. »Welche Spuren?«
    »Von ihm!«
    »Meinen Sie damit Ihren Mann?«
    »Ja, Mister, so wahr ich Tracy Ralston heiße, ich meine damit meinen Mann oder auch die Bestie, die einmal mein Mann gewesen ist. Sie oder er wohnt nicht mehr bei mir, und darüber kann ich dem Herrgott, falls es einen gibt, nur danken. Mittlerweile glaube ich selbst nicht mehr daran, aber kommen Sie doch rein.«
    Wir wurden in ein Wohnzimmer gebeten, Platz zu nehmen. Ich setzte mich auf die Couch, Suko hatte sich einen kompakten Sessel ausgesucht. Der Bezug zeigte ein blumiges Muster, während die Couch mit ihrer beigen Farbe neutral wirkte.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Wenn Sie ein Mineralwasser haben.«
    Tracy Ralston nickte mir zu, verschwand in der Küche und kehrte mit einer großen Plastikflasche zurück. Gläser hatte sie auch mitgebracht. Wir schauten ihr zu, wie sie einschenkte, und dabei zitterten ihre Hände. Den Schock hatte sie noch immer nicht überwunden. Bevor wir tranken, sagte sie, dabei ins Leere starrend: »Ich will ihn nie mehr sehen, verstehen Sie? Nie mehr, verflucht!«
    Das glaubten wir ihr. Das Wasser tat uns allen dreien gut, und erst als die Gläser wieder auf dem Tisch standen, stellte ich die erste Frage, die ich zudem vorsichtig formulierte, weil ich den Schock nicht noch tiefer in Tracy festsetzen wollte. »Ihr Mann Dorian hat sich also in eine Bestie verwandelt?«
    »Ja.« Ein Wort nur, aber es hatte sie innerlich erschüttert, denn sie ballte ihre Hände zu Fäusten.
    »Geschah es plötzlich? Hat es Sie überrascht? Oder bedurfte es einer gewissen Zeitspanne, bis es soweit war?«
    Sie schaute ins Leere, überlegte. »Nein, es geschah nicht plötzlich, aber ich habe einen Fehler begangen, denn ich habe nicht auf die Zeichen geachtet. Ich hätte wissen müssen, daß etwas geschah, und mein Mann hat es gespürt und mir auch gesagt, als er aus dem
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