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0881 - Zentrum der Angst

0881 - Zentrum der Angst

Titel: 0881 - Zentrum der Angst
Autoren: Volker Krämer
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so richtig vom Körper. Egal, wenn du mich nach Hause fährst, dann kann ich ja dort in Ruhe duschen.« Plötzlich steckte sie den Kopf über den Rand des Wandschirms. »Du nimmst mich doch noch mit, oder bin ich jetzt ein böses Mädchen für dich?«
    Artimus konnte sich dieses Lächelns einfach nicht erwehren.
    »Mach hin, zieh dich an, dann fahren wir.« Dann setzte er das hinzu, was er sich eigentlich sparen wollte. »Warum machst du das? Die geilen Burschen da draußen sahen mir nicht wie ein Avantgarde-Publikum aus, weißt du?«
    Rolas Gesicht verlor schlagartig jede Fröhlichkeit. »Glaubst du vielleicht, das weiß ich nicht? Aber von irgendetwas muss ich schließlich leben. Dennoch träume ich davon, dass mich irgendwann einmal ein Talentsucher sieht. Komm, schau mich nicht so entsetzt an. Ich schäme mich meines Körpers nicht.«
    Und das musst du wahrlich auch nicht … setzte Artimus in Gedanken hinzu, doch laut sprach er das natürlich nicht aus.
    Ein leichtes Summen schlich sich in seine Ohren, ein kaum wahrnehmbarer Schwindel von der Art, die Artimus bestens kannte. Der Speer … das mysteriöse und nahezu perfekte Transportmittel der Krieger aller weißen Städte… er baute sich ohne van Zants Dazutun auf. Das geschah nicht zum ersten Mal, doch hier und jetzt war es anders als sonst. Artimus wusste sofort, dass es nicht die Bruderschaft der Krieger war, das sogenannte Band der Speere unter der Führung von Vinca von Parom, die ihn rief.
    Nein, der Speer um ihn herum war von Armakath selbst aktiviert worden - van Zant fühlte es ganz einfach. Die Stadt rief ihn zu sich. Irgendetwas war geschehen, das seine Anwesenheit erforderlich machte. Die Erkenntnis, dass die Stadt dazu fähig war, erschrak Artimus, denn sie ließ ihn den Speer von einer ganz neuen, beunruhigenden Perspektive aus sehen.
    »Oh Gott, was ist denn nun los?«
    Die Stimme elektrisierte van Zant, denn sie war ganz dicht bei ihm im Speer. Er wirbelte herum… und sah in das trotz blauer Schminke äußerst blasse Gesicht von Rola DiBurn.
    Artimus van Zant schloss die Augen.
    Da war etwas gründlich schief gegangen…
    ***
    Die beiden Männer trugen blutrote Kutten, die bis zum Boden reichten; die Kapuzen hatten sie bis tief in ihre Gesichter gezogen.
    Sie hielten sich am Rand der Geschehnisse auf, vermieden jeglichen Blickkontakt zu den Akteuren, die sich in einem großen Halbkreis um das lodernde Feuer geschart hatten. Wilde Schreie erfüllten die Luft und prallten hohl von der steinernen Grenze zurück, die unüberwindbar schien. Es waren seltsame Wesen, die sich zu ihrem Ritual versammelt hatten, doch in den Schwefelklüften existierten ungezählte Arten und Rassen, deren genaue Herkunft niemand kannte… und auch niemanden interessierte.
    Es mochten an die 300 dieser humanoiden Kreaturen sein, doch das konnten die Kuttenträger nur schätzen. Die Wesen bewegten sich in einer kollektiven Ekstase. Sie tanzten, ja, sie wirbelten in immer schneller werdenden Kreisen um die eigene Achse. So unbeholfen sie mit ihren drei Beinen auch sonst wirken mochten - jetzt ähnelten sie filigranen Kreiseln, die alle Gesetze der Schwerkraft zu überwinden schienen.
    »Man könnte glauben, sie heben in der nächsten Sekunde vom Boden ab.« Der Kuttenträger sprach leise, flüsternd.
    Ein kurzes Nicken war die einzige Antwort, die er bekam.
    Plötzlich geschah es. Einer der wirbelnden Dreibeine scherte aus der Reihe aus, stürzte in voller Rotation in das Feuer, verbrannte mit entsetzlichen Todesschrei! Ein Zweiter folgte, dann ein Dritter.
    Einer der Kapuzenmänner machte einen Schritt nach vorn in Richtung des Geschehens, doch der andere hielt ihn hart an der Schulter zurück.
    »Lass es, wir dürfen uns da nicht einmischen. Sie wollen es so.«
    Der Erste zögerte, doch dann sah er ein, dass sein Begleiter Recht hatte. Sie waren nicht hier, um diesen Wesen ihre Riten zu untersagen. Dennoch fiel es ihm schwer, sich dieses Lemmingverhalten tatenlos zu betrachten.
    Immer mehr der Wesen warfen sich in die Flammen. Irgendwann - der Gestank nach verbranntem Fleisch hatte längst die Luft geschwängert - veränderte die Szene sich schlagartig. Wie auf ein stummes Kommando hin kamen die überlebenden Dreibeine zur Ruhe, sanken vollkommen erschöpft zu Boden. Eine unheimliche Stille breitete sich schlagartig über der Ebene aus, die hier vor der Mauer der weißen Stadt Armakath endete. Nur das Prasseln des gierigen Feuers war zu hören - gierig, hässlich… es
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