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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung
Autoren: Roger Clement
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noch. Der junge Mönch fühlte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Und das lag gewiss nicht an dem beißenden Brandgeruch.
    Und dann erblickte er die ersten Leichen. Sie lagen zwischen den zerschmetterten Mauern des Klosters. Viele der Toten kannte Simoor. Es waren seine Brüder gewesen, Mitglieder des Ordens. Doch zwischen ihnen befanden sich auch einige Fremde. Kriegsknechte und Schwertmänner, deren Tracht aus Ankora stammte.
    Trotz seiner Trauer und Bestürzung fiel Simoor auf, dass keiner der Mönche mit der Waffe in der Hand gestorben war. Ihre Schwerter fehlten. Und die toten Feinde waren anscheinend mit bloßen Händen umgebracht worden. Jedenfalls fehlten an ihren Körpern die Hieb- und Stichwunden.
    Was ist hier nur geschehen?, fragte sich Simoor fassungslos. Er konnte nicht glauben, dass die Feinde das Kloster überrannt hatten, während er selbst auf seinem Moosbett wie ein Säugling geschnarcht hatte.
    Schwere Selbstvorwürfe peinigten den jungen Schwert-Mönch. Und dann erblickte er die Leiche des Abtes!
    Der tote Meister der Harmonie lag inmitten eines Haufens von getöteten Ankora-Männern. Unzählige Wunden bedeckten seinen Körper. Doch er hatte offenbar zahlreiche Feinde mit in den Tod genommen. Auch sein Schwert fehlte.
    Haben diese Henkersknechte vielleicht die Schwerter meiner Brüder mitgenommen? , fragte sich der junge Mönch.
    Doch diese Frage konnte er nicht beantworten. Jedenfalls nicht in diesem Moment. Denn plötzlich begann die Luft um ihn herum zu flimmern. Er vernahm ein unwirkliches Geräusch, das wie fernes Räderrollen klang.
    Und dann stürzte Bruder Simoor aus seiner Welt!
    ***
    Der junge Mönch wurde von magischen Kräften gepackt. Das spürte er intuitiv. Sie erinnerten ihn an jene Energie, die der Abt ihm auf dem Kampfplatz gezeigt hatte. Allerdings war diese Kraft, die Simoor aus seiner Wirklichkeit gerissen hatte, noch unendlich viel stärker als jene, die er am Vortag gespürt hatte.
    Gestern erst? Es erschien Simoor, als wären seit der Begegnung mit dem Meister der Harmonie auf dem Kampfplatz Ewigkeiten vergangen.
    Der junge Mönch hing in einem Strudel aus purer Energie. Die Trümmer des Klosters, der Rauch und der Himmel über ihm waren verschwunden. Er befand sich in einem milchigen Nebel. Sehen konnte er nichts. Stattdessen vernahm er eine vertraute Stimme.
    »Simoor, mein Bruder.«
    »Meister!«, rief der junge Mönch aufgeregt. »Wo seid Ihr, Meister?«
    »Ich bin im sicheren Halt der Natur, mein Bruder. Mir kann nichts mehr geschehen. Aber du hast deine schwerste Aufgabe noch vor dir, mein Bruder.«
    »Was ist geschehen, Meister?«
    »Der Rat der Weisen hat uns gezwungen, unsere Waffen abzugeben. Dabei bist du offenbar vergessen worden, weil du nicht im Kloster warst. Aber das ist auch gut so. Die Geister der Natur haben es gefügt, dass du noch dein Schwert besitzt. - Falls du es nicht wieder ins Leihhaus getragen hast…«
    Simoor errötete.
    »Nein, ich habe es in der Hand, Meister.«
    »Gut. Mit Hilfe der Naturgeister konnte ich dich aus der Welt nehmen, wie du sie kennst. Du befindest dich jetzt in der unwirklichen Wirklichkeit, in einem Kraftfeld zwischen allen Welten. Wisse, Bruder Simoor, dass es unendlich viele Welten gibt. In einer von ihnen wirst du Hilfe für die schwerste Aufgabe deines Lebens finden.«
    »Was soll ich tun, Meister?«
    »Du bist der letzte überlebende Schwert-Mönch von Go'nam. Mit Hilfe unserer überlieferten Magie wirst du die Gewaltherrschaft des Dunklen Herrschers und seines Künders beenden.«
    »Magie?« Simoor erschauderte. »Aber, Meister, ich bin kein guter Schüler. Bei den Aufgaben, die Ihr mir gegeben habt, habe ich… äh… gemogelt. Ich kann noch nicht einmal einen Pilz in das Moos des Waldes zaubern!«
    »Die Geister der Natur und ich werden dir bei der Magie helfen, wenn es so weit ist. Außerdem kannst du in jener anderen Welt, in die ich dich soeben schicke, einen erfahrenen Dämonenjäger um seine Hilfe bitten. Er wird sie dir nicht verweigern. Nicht nach allem, was ich über ihn gehört habe.«
    Simoor schöpfte neue Hoffnung. Es gefiel ihm schon viel besser, dem Dunklen Herrscher nicht allein gegenübertreten zu müssen. Aber eine Frage lag ihm noch auf der Zunge.
    »Wie heißt dieser Dämonenjäger, Meister?«
    »Professor Zamorra.«
    ***
    Professor Zamorra und seine Lebensund Kampfgefährtin Nicole Duval fuhren von Lyon zurück zum Château Montagne. Nach den anstrengenden Abenteuern der letzten Zeit
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