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0875 - Medusas Tochter

0875 - Medusas Tochter

Titel: 0875 - Medusas Tochter
Autoren: Jason Dark
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verdammte Tür endlich auf…«
    ***
    Vera Valendy wußte, was sie zu tun hatte. Dieser Mann war ihr entwischt. Sie wußte, daß er gefährlich war, denn das hatte sie bereits im Wald gespürt. Da war er ihr zwar nicht zu nahe gekommen, aber er hatte keine Furcht gezeigt, und in der Bahn hatte er sich raffiniert verhalten.
    Ein Spiegel! Ein verfluchter Spiegel! Ihr Gesicht verzerrte sich, als sie im Dunkeln durch die Geisterbahn auf einen bestimmten Ausgang zuhuschte, der nur wenigen bekannt war. Zumindest nicht dem Publikum. Bevor sie den Bau verließ, in dem weiterhin die Schreie tosten und Besucher sich erschrecken ließen, band sie das Tuch von ihrer Hüfte los und bedeckte damit ihren Kopf.
    Sie wollte nicht, daß sie auf dem Weg zu ihrem »Vater« in ihrer Urform gesehen wurde. Die Schlangen wurden verdeckt, und die wenigen Schritte würde das Tuch schon halten. Außerdem mußte sie schneller sein, als dieser Mann.
    Vera zerrte die Tür auf.
    Niemand sah sie.
    Auch dann nahm kaum einer von ihr Notiz, als sie einen Bogen schlug und sich dem Kabinett von der Seite her näherte, an der der Ausgang für die Besucher lag.
    Sie benutzte ihn als Eingang, denn dort fand sie auch Victor Valendy vor.
    »Endlich bist du da!«
    Vera nickte nur und schleuderte das Tuch zu Boden. Valendy schloß die Tür. Er drehte den Schlüssel zweimal herum. Dann schaute er zu, wie im schwachen Licht einer Lampe die Schlangen aus dem geöffneten Kopf der Medusa krochen.
    Er lächelte.
    Vera lächelte ebenfalls. »Ist sie da?« fragte sie.
    »Ja, das ist sie. Du kannst dir ein neues Opfer holen. Es wird eines der wichtigsten sein.«
    »Ich gehe dann…« Ihre Augen glänzten plötzlich, und die Schlangen auf dem Kopf bewegten sich wie eine Woge.
    Valendy war einverstanden. Er stand in der offenen Tür zu einer extra abgeteilten Kabine. Dort befand sich das Mikro und ebenfalls eine kleine Hi-Fi-Anlage.
    »Geh schon«, sagte er, »ich gebe unserer Freundin nur Bescheid. Es macht dir doch Spaß, sie zu jagen - oder?«
    Vera nickte und verschwand…
    ***
    Jane wußte nicht, was sie jetzt tun sollte. Victor Valendy hatte ihr erklärt, wie es laufen sollte, und sie konnte sich nicht vorstellen, daß er bluffte.
    Medusas Tochter war da. Sicherlich bewegte sie sich irgendwo in den Schatteninseln, die es zwischen den Strahlern gab. Die vier restlichen Gestalten kümmerten sich nicht mehr um sie. Wie Marionetten wären sie wieder zurück auf ihre Plätze gegangen, als hätten sie einen gemeinsamen Befehl bekommen.
    Zwei Podeste aber blieben leer.
    Sechs Lichtstrahlen fielen nach unten. Sechsmal Helligkeit, und Jane überlegte, ob es ihr nicht möglich war, diese Lichter zu zerstören. Es wäre ihr Vorteil gewesen, denn in der Dunkelheit hätte sie sich verstecken können.
    Leider besaß sie nur noch vier Kugeln. Zwei Scheinwerfer würden hell bleiben, das gefiel ihr auch nicht.
    Sosehr sie auch überlegte, es waren die anderen Dinge, die sie zum Handeln zwangen.
    Von irgendwoher hörte sie Tritte. Jane fiel ein, daß sie noch zu sehr im Licht stand. Sie lief einige Schritte zur Seite, bis sie eine dunkle Stelle erreicht hatte.
    Dort ging sie in die Hocke.
    Den kleinen Spiegel hatte sie sicherheitshalber hervorgeholt. Als sie ihn in der Hand hielt, da merkte sie, wie klein er tatsächlich war, und sie fragte sich, ob er ihr nutzen würde.
    Eine schwache Hoffnung, mehr nicht.
    Jane hörte das leise Lachen, dem eine Stimme folgte. Die Frau schickte ihre Worte flüsternd in die Dunkelheit.
    »Ich werde dich sehen. Ich werde dich anschauen, und ich werde dafür sorgen, daß du zu Stein wirst.«
    Das hätte sie ihr nicht zu sagen brauchen. Jane überlegte, was sie machen sollte, wenn es soweit war. Die Augen sofort schließen, den Spiegel in einem bestimmten Winkel halten…?
    Sie wußte es nicht. Sie wußte nicht mal, wo sich die Tochter der Medusa aufhielt.
    Sekunden später sah es anders aus. Vera Valendy sah keinen Grund, sich zu verstecken. Sie war bereits tief in das Kabinett hineingegangen, denn sie scheute sich auch nicht, einen Lichtstrahl zu durchschreiten. Die Medusa wollte, daß sie gesehen wurde, denn wer sie so direkt anschaute, der wurde zu Stein.
    Aber auch Jane Collins kannte die Regel. Kaum hatte sie den ersten Schatten erkannt, änderte sie sofort ihre Haltung, drehte sich weg und schaute zu Boden.
    Sie hielt den Spiegel in der linken Handfläche, sie hörte das leise Lachen der Medusa und dann die höhnisch klingende Frage: »Willst du
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