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0875 - Die Rückkehr des Jägers

0875 - Die Rückkehr des Jägers

Titel: 0875 - Die Rückkehr des Jägers
Autoren: Andreas Balzer
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befindet sich nicht gerade auf dem Höhepunkt, Monsieur Fournier. Ein Mann wie Sie sollte seine Talente nicht so vergeuden.«
    Paul Gautard sprach mit leiser, sanfter Stimme, fast wie zu einem Kind. Jean hätte ihn dafür am liebsten sofort rausgeschmissen. Doch er hielt sich zurück. Der Regisseur wollte erst wissen, was Gautard von ihm wollte. Es musste wichtig sein, wenn sich der Milliardär persönlich herbemühte. Solche Leute besuchten eigentlich niemanden, sie ließen bitten.
    Sie hatten sich in das Büro zurückgezogen, das sich Jean in einem der Nebenräume eingerichtet hatte. Die Leibwächter warteten draußen. Jean vermutete, dass sie sich am Anblick der nackten Pornodarstellerin ergötzten.
    Wenigstens die haben ihren Spaß , dachte er grimmig.
    »Nett, dass Sie sich Sorgen um mich machen. Aber Sie sind doch sicher nicht extra hergekommen, um mir das zu sagen, oder?«
    Gautard kicherte. »Immer schön unverblümt, so mag ich das. Kein großes Drumrumgerede. Vielleicht steckt ja doch noch etwas vom Jäger in Ihnen.«
    Der Jäger , es war lange her, dass jemand Jean Fournier so genannt hatte. Damals, als er mit seiner Horror-Show die Fernsehnation noch in fanatische Anhänger und erbitterte Gegner gespalten hatte. Die Stunde des Jägers war eine obskure Mischung aus Blair Witch Project und Buffy gewesen, in der Jean und sein Söldnerteam Woche für Woche Dämonen auf möglichst blutrünstige Weise zur Strecke brachten.
    Der Clou war dabei, dass alles so wirkte, als sei es echt. Was natürlich niemand wirklich glaubte. Im Gegenteil, viele Kritiker lobten die Show für die gelungene Ironisierung des Reality-Fernsehens. Dabei waren gerade sie es, die Jean Fournier auf den Leim gingen, denn tatsächlich war alles echt. Nur Professor Zamorra hatte das Spiel durchschaut und sich mit dem TV-Star verbündet, um den Dämon Berakaa zu vernichten, der vor vielen Jahren Jeans Eltern getötet hatte. [1]
    Der Jäger hatte sein ganzes Leben dieser Rache gewidmet. Selbst die Fernsehsendung diente nur dem Ziel, seinen Feldzug zu finanzieren und die Diener des Dämons ausfindig zu machen. Berakaas Tod hatte zwangsläufig auch das Ende der Show bedeutet. Die besten aus Jeans Teams waren tot, und der Jäger hatte seine Aufgabe verloren. Er drehte noch ein paar billige Horrorfilme, die alle gnadenlos durchfielen, und jetzt war er hier gelandet, am untersten Ende der Unterhaltungsindustrie.
    »Der Jäger ist Geschichte, Monsieur Gautard. Aber wenn Sie sich so danach sehnen, es gibt alle Folgen auf DVD. Mit reichlich Bonusmaterial.«
    Der Unternehmer lachte so heftig, dass sein hagerer Körper völlig durchgeschüttelt wurde und Jean Angst hatte, er könnte aus dem Rollstuhl kippen. »Ich bin kein durchgeknallter Fan, Monsieur Fournier. Im Gegenteil: Ich möchte Ihnen ein Angebot machen.«
    »Ein Angebot?« Jean starrte den Milliardär irritiert an. Paul Gautard hatte sein Vermögen an der Börse gemacht. Er kaufte Konzerne wie andere Leute Hemden. Was für ein Angebot sollte so ein Mann ihm machen können?
    »Wussten Sie, dass ich CTN gekauft habe? Ihren alten Sender?«
    »Sorry, ich lese den Wirtschaftsteil nicht.«
    »Das sollten Sie aber. Information ist alles, wenn man in der heutigen Zeit überleben will.«
    »Und jetzt wollen Sie Die Stunde des Jägers wiederbeleben?«, fragte Jean ungläubig.
    »Etwas in der Art.«
    »Tut mir leid, kein Interesse.«
    Jean wollte aufstehen, für ihn war das Gespräch beendet. Doch Gautards nächster Satz erwischte ihn kalt.
    »Nur weil Berakaa tot ist? Ich bitte Sie, Monsieur Fournier, es gibt noch so viele andere Dämonen. Wollen Sie die wirklich alle ungestraft davonkommen lassen?«
    Fassungslos starrte Jean sein Gegenüber an. »Woher wissen Sie von Berakaa?«
    Der Name des Dämons war in der Sendung nie genannt worden, und die finale Auseinandersetzung mit der Höllenkreatur hatte kein Fernsehzuschauer je zu Gesicht bekommen. Gautard konnte davon einfach nichts wissen.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Information alles ist. Es würde Sie erstaunen, wie viele Leute ich beschäftige, nur um mich mit Details zu versorgen, die irgendwann einmal wichtig werden könnten. Ich weiß alles über Sie, Monsieur Fournier. Über die uralte Geheimgesellschaft, der Ihre Eltern angehörten. Über das schwierige Erbe, das Sie angetreten haben. Und natürlich über Ihre geniale Idee, den Kampf gegen den Dämon im Fernsehen fortzusetzen. Sehr innovativ, das muss man Ihnen lassen.«
    Ruckartig sprang
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