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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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wollen. Dessen bin ich mir sicher.«
    »Und dort?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Der Abbé schob sich durch den Spalt. Vom Feuer an der linken Seite angeleuchtet, blieb er stehen und schaute dem Knöchernen nach. Er sah aus wie eine Mischung aus einem normalen Menschen und einem Schattenwesen. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er etwas auf dem Friedhof will. Das ist doch sinnlos!«
    »Ich werde ihn trotzdem verfolgen.«
    Blochs Kopf ruckte herum. Etwas irritiert schaute er mich an. »Willst du mich hier zurücklassen?«
    »Nein.«
    »Es hörte sich so an.«
    »Ich dachte dabei mehr an unseren Templer-Freund. Er ist verletzt. Wir sollten ihn nicht allein lassen.«
    Bloch nickte. »Wie willst du ihn mitnehmen? Er ist zu schwach, um zu gehen. Soll ich ihn tragen?«
    Es war eine verzwickte Lage. Eigentlich hätten wir ihn hier in seiner Zeit lassen müssen, aber ich brachte es einfach nicht fertig. Mein Gewissen peinigte mich.
    In den folgenden Sekunden mußte ich mir etwas einfallen lassen. Zunächst einmal schaute ich nach vorn. Mleh ging tatsächlich seinen Weg. Er schaute sich nicht mal um und hatte bereits die Gegend erreicht, in der der Boden weicher und nicht so festgetrampelt war. Auch den Widerschein der Feuer hatte er verlassen. Seine Gestalt hob sich von der Dunkelheit wie ein hellerer Staubumriß ab, der sich von uns fortbewegte und sich bald auflösen würde.
    »Ich nehme ihn!« Meinen Entschluß hatte ich sehr schnell gefaßt. Für einen Moment sah ich in die erstaunten Augen des Abbés, dann nickte er mir zu. »Das ist gut.«
    »Geh du schon hinter Mleh her!« Nach diesen Worten verschwand ich im Zelt.
    Godwin de Salier hatte sich aufgerichtet. Er schaute mich aus großen, feuchten Augen an. »Da war etwas, nicht wahr? Wird es jetzt zum Abschied zwischen uns dreien kommen?«
    »Ja, da war etwas!« bestätigte ich ihn. »Mein Freund, der Abbé, ist mitgegangen, aber er wird nicht allein gehen, ich werde ihn begleiten und du auch.«
    De Salier richtete sich auf. Er tat es unter Schmerzen, denn er stöhnte dabei. »Heißt das Abschied?«
    »Überhaupt nicht, mein Freund. Ich werde…«
    Er hatte begriffen und streckte mir den Arm entgegen. »Nein, bitte, ich kann nicht. Mein Bein ist verletzt, ich werde kaum einige Schritte laufen können.«
    »Das brauchst du auch nicht.« Ich drückte seinen Arm zur Seite, sah sein staunendes und auch leicht entsetzt wirkendes Gesicht, dann hatte ich mich schon gebückt und hob ihn an.
    »Was willst du?«
    »Ich nehme dich mit.«
    »Wohin?«
    »Zum Friedhof der Templer…«
    Godwin de Salier stöhnte nur auf.
    ***
    Auch der Abbé hatte die Bereiche der Feuer verlassen und war eingetaucht in die Farbe der Nacht.
    Einige Male hatte er sich umgedreht, um nach seinem Freund John Sinclair zu schauen. Gesehen allerdings hatte er ihn nicht. Zudem mußte er sich auf den Knöchernen konzentrieren, zu dem er aufgeschlossen hatte. Er sah die Gestalt durch die Nacht wandern, und die Bewegungen waren ebenso wie bei seinem Erwachen geblieben. Nicht geschmeidiger, sondern eckiger, als müßte er vor jedem Schritt überlegen, ob er ihn auch gehen wollte.
    Die Dunkelheit war dicht. Sie erinnerte den Abbé an einen Vorhang, den der Himmel über die Nacht gestülpt hatte. Das Licht der Sterne drang jetzt besser durch, weil der Wind einen Teil der Wolken vertrieben hatte.
    Bloch gefiel die gesamte Atmosphäre nicht. Er störte sich auch an dem widerlichen Geruch, der mit der Luft im Zelt nicht zu vergleichen war.
    Jetzt hatte ihn die Welt wieder. Er roch die Kloake. Die Wärme des Windes war wie ein Atem aus dem Ofen. Es hatte sich zwar einiges verändert, nur war es nicht kühler geworden. Die Nacht hatte die Hitze des Tages gespeichert.
    Bloch blieb so weit von dem knöchernen Prinzen entfernt, daß er nicht mal dessen Tritte hörte. Dafür umgaben ihn andere Geräusche, mit denen er zuerst nicht zurechtkam. Er fürchtete sich sogar vor ihnen, denn dieses »Wusch - wusch« war nicht normal. Zudem hörte es sich in der Stille ziemlich laut an.
    Er betrachtete den düsteren Himmel, wo, er einen Moment später die Schatten entdeckte. Die großen, geierähnlichen Vögel waren da, die verfluchten Aasfresser, denn sie hatten die neue Nahrung längst gewittert. Es waren die um das Feuer herumliegenden Toten.
    Es zuckte dem Abbé in den Händen. Er hätte die großen Vögel am liebsten abgeschossen, aber was brachte das? Sie waren die fliegenden Reinigungskräfte der Natur und hatten deshalb ihre
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