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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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Existenzberichtigung, so schwer es ihm auch fiel, sich daran zu gewöhnen.
    Auch er hatte das Lager verlassen. Der Boden war weicher geworden, der Abbé sank tiefer ein. Er hörte das Gurgeln des kleinen Bachs, sah ihn hinter dem dichten Gestrüpp allerdings nicht.
    Das Skelett ging unbeirrt weiter. Die leere Koppel hatte es längst passiert. Der Abbé dachte daran, daß er und John dort die beiden Bewußtlosen zurückgelassen hatte, aber von ihnen war nichts zu sehen. Sie schienen sich nach wie vor in ihrem Zustand zu befinden.
    Bloch blieb stehen und drehte sich. Er sah das Feuer und glaubte auch, die Gestalt seines Freundes John in dessen Nähe zu erkennen. Bloch wünschte sich nicht, in seiner Lage zu sein. Es würde nicht einfach werden, den Verletzten zu tragen, aber so war dieser John Sinclair eben. Er war ein Mensch und keine Maschine. Der Abbé war stolz darauf, daß dieser Mann trotz seines ungewöhnlichen und gefährlichen Berufs die Menschlichkeit noch bewahrt hatte. Nur wenn man so handelte und auch an den anderen dachte, konnte das Leben gemeistert werden.
    Mleh stapfte bereits heran. Er hatte die äußere Hügelflanke erreicht. Seine Knochengestalt war leicht nach vorn gebeugt, als trüge er eine Last auf den silbrig durch die Nacht schimmernden Gebeinen. Dabei mußte er nur dem Weg Tribut zollen, was der Abbé wenig später ebenfalls merkte, als er den Hügel anstieg.
    Er hatte den Kopf und den Körper nach vorn gebeugt. Seine Füße waren schwer geworden, und er nahm auch den widerlichen Geruch wahr, der ihm vom Friedhof her entgegenwehte.
    Die Leichen waren nicht tief genug begraben worden. Ihr Verwesungsgestank hatte sich freie Bahn verschafft. Er kroch durch jede Lücke im Boden, wurde vom Wind erfaßt und auf das Lager zugedrückt. Es war eine schlimme und fremde Welt.
    Noch immer wußte Bloch nicht, ob Mleh etwas von der Verfolgung bemerkt hatte. Und wenn, dann kümmerte es ihn nicht. Er wanderte unbeirrt seinem Ziel entgegen.
    Die Luft war schwül und stickig. Bloch schwitzte. Den Gestank kriegte er nicht aus der Nase. In seinem Alter war es schwierig, diese Strecken zu laufen, aber er biß die Zähne zusammen und machte weiter.
    Nicht aufgeben, keine Schwäche zeigen, auch wenn ihm hin und wieder der rechte oder linke Fuß beim Gehen ausrutschte. Da kannte er kein Pardon. Er sah den Rand des Hügels wie einen schwammigen Schatten vor sich, von Mleh bereits erreicht.
    Auch die Geier waren da.
    Mleh hatte sie gestört. Er war bereits auf dem Friedhof, wo die Vögel Nahrung suchten. Sie fühlten sich gestört und protestierten mit lautem Geschrei.
    Sie flogen nicht weit weg, sondern blieben auf und über dem Friedhofsgelände.
    Bloch hatte sich geduckt. Er stampfte auch den letzten Rest der Hügelseite hoch und lauschte dabei seinem eigenen Atem, der keuchend über die Lippen floß.
    Dunkel war die Nacht. Die wenigen Sterne gaben kaum Licht. An gewissen Stellen schillerten die Knochen der Skelette im schwächen Sternenlicht.
    Er sah auch den leeren Leichenwagen auf dem Acker stehen. Das Fahrzeug wurde von Mleh angesteuert, als wollte er sich hineinsetzen und wegfahren.
    Wie sich die Bilder gleichen, dachte Bloch. Zuerst war es dieser schreckliche Glatzkopf mit dem Dolch gewesen, und nun sah er das Skelett auf dem alten Totenacker.
    Der Abbé war vorsichtig geworden. Er hatte das Gelände zwar betreten, sich aber nicht getraut, näher an den Knöchernen heranzugehen. Er wollte die Gestalt aus einer sicheren Distanz beobachten und wußte noch immer nicht, ob Mleh ihn überhaupt entdeckt hatte.
    Dafür andere.
    Bloch machte sich Vorwürfe, nur auf das Skelett geachtet zu haben, denn aus dem tiefen Dunkel des Erdbodens hatten sich zwei Gestalten gelöst, die wohl nur auf Blochs Rückkehr gewartet hatten.
    Es waren die beiden fürchterlichen Männer, die sie bewußtlos geschlagen hatten, die Totengräber der Templer, und mit ihren Schaufeln in den Händen sahen sie nicht so aus, als wollten sie den Ankömmling herzlich begrüßen…
    ***
    Die Umgebung war nicht heller geworden, aber Bloch sah trotzdem die grinsenden Fratzen und auch das Leuchten in den Augen der beiden Totengräber. Das Weiße rund um die Pupillen leuchtete wie angeschmutzter Schnee, und aus den offenen Mäulern drangen böse Worte hervor. Sie waren gezischt, der Abbé konnte nicht verstehen, was sie bedeuteten, denn die Sprache war ihm fremd.
    Von vorn kamen sie auf ihn zu. Die Schaufeln schlagbereit in den Händen.
    Bloch warf noch
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