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0871 - Zwischen den Wassern

0871 - Zwischen den Wassern

Titel: 0871 - Zwischen den Wassern
Autoren: W.K. Giesa
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Jahre lag das jetzt zurück. [6]
    Nessie war weiblich, doch das einzige Ei, das sie in ihrem sehr langen Leben legen konnte, war von einem Menschen vernichtet worden. Darum ging es bei ihrer damaligen Begegnung. Und zum Abschied hatte Nessie gesagt: Zamorra… Freund! Sind wir uns nicht schon einmal begegnet…vor sehr, sehr langer Zeit?
    Bis heute hatte er darüber nichts herausfinden können. Er konnte sich auch nicht daran erinnern, hier jemals eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht zu haben.
    Vielleicht, weil sie noch gar nicht stattgefunden hatte?
    Deshalb hatte er nicht nur seinen »Einsatzkoffer«, sondern vorsichtshalber auch Merlins Zeitringe mitgenommen, den roten, der in die Vergangenheit führte, und den blauen für die Zukunft.
    Sie befanden sich etwa auf halber Strecke zwischen Drumnadrochit und Invermoriston, in der Nähe von Urquhart-Castle. So wie damals…
    Sicherheitshalber stoppte Nicole gut 50 Meter vor dem Ufer, arretierte die Feststellbremse und legte den Rückwärtsgang ein. Der wurde noch per Lenkradhebel geschaltet. Jetzt erst schaltete Nicole den Motor ab.
    »Was etwas weicher eingestellt werden sollte, ist die Kupplung«, seufzte sie, als sie zusammen mit den anderen ausstieg.
    »Du hast wohl an allem etwas zu meckern«, brummte Rhett. Er ging langsam zur Wasserkante und sah über die dunkle Oberfläche.
    Er zuckte heftig zusammen, hatte für einen Moment Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten. Zamorra sprang hinzu und hielt ihn fest, damit er nicht ins Wasser stürzte.
    »Was ist, Lord?«
    Der Erbfolger hob den Kopf. Er schien verwirrt. »Wie? Was? Ach ja, du bist es…«
    Er machte eine kurze Pause. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich glaube… ich lebe gerade zweimal zugleich«, seufzte er. »In einer Existenz… noch vor Bryont…«
    Im nächsten Moment war er wieder geistig weg.
    »Lass mich mal«, verlangte Nicole. Sie legte die Hände an die Schläfen des Jungen, um einen optimalen Kontakt herzustellen. Sie war Telepathin, mit einem Nachteil: sie musste die Person, deren Gedanken sie lesen wollte, direkt vor sich sehen. Das war hier zwar der Fall, aber wegen der beiden gleichzeitigen Existenzen in ihm wollte sie ganz sicher sein. Daher führte sie die sonst überhaupt nicht nötige Berührung durch.
    Sie drang in seine Welten ein.
    Momentan war die frühere Persönlichkeit »vorn«. Nicole fand Verbindung und sah…
    Nessie tauchte aus dem See auf Die unglaubliche Kreatur schrie. »Hilf mir, so hilf mir doch!« Dann tauchte sie wieder unter,; als würde sie von etwas in die Tiefe gezogen. Der Erbfolger wollte ihr nach, aber beim Tauchversuch musste er kapitulieren. Er kam nicht tiefer als 20 Meter; dann musste er wieder nach oben, weil ihm die Luft ausging. Um ein Haar wäre er umgekommen, und damit die Erbfolge abrupt beendet worden. Und so hatte er Nessie nicht helfen können…
    Nicole zog sich wieder aus dem Bewusstsein des Jungen zurück und ließ ihn los. Im gleichen Moment schien auch seine heutige Existenz zurückzukehren. Diesmal verkraftete er den Wechsel besser.
    »Wir werden tauchen müssen, nicht wahr?« fragte Nicole.
    »Ja«, erwiderte Rhett zögernd. »Es scheint so. Aber ich weiß nicht, wie tief es hinuntergeht. Außerdem werdet ihr in die Vergangenheit müssen. Ich weiß nicht, ob ich euch dahin bringen kann.«
    »Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist«, sagte Zamorra.
    »Wir brauchen auf jeden Fall Tauchausrüstungen«, sagte Nicole. »Ich fahre mal eben nach Drumnadrochit und besorge so was.«
    »Dann solltest du dich beeilen«, empfahl Zamorra. »Die Läden werden hier wohl kaum bis zehn Uhr abends geöffnet haben.«
    Nicole spurtete los und sprang in den Rolls-Royce. Sie startete und rangierte das vierrädrige Ungetüm zurück bis zur Straße. Dann verschwand sie mit hohem Tempo, unter Missachtung der staatlichen Geschwindigkeitsbegrenzung.
    Es war, wie Rhett gesagt hatte: Hier schaute niemand hinterher…
    ***
    Gut anderthalb Stunden später - es war längst dunkel geworden - kehrte Nicole zurück. Diesmal vorsichtig rangierend im Rückwärtsgang, um später besser wieder davonfahren zu können. Der Rolls-Royce quietschte ganz leise in den Bremsen, was im Inneren des Wagens nicht wahrnehmbar war.
    Nicole sicherte das Fahrzeug wieder und kam, ein kleines Paket mit sich schleppend, zum Ufer. Rhett saß da und sah stumm auf die Wasserfläche hinaus. Mond und Sterne zeigten sich nicht. Wolken hingen unter dem Himmel und verdunkelten alles
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