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0871 - Zwischen den Wassern

0871 - Zwischen den Wassern

Titel: 0871 - Zwischen den Wassern
Autoren: W.K. Giesa
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Nur hin und wieder tauchte Julian Peters mal für ein paar Tage oder Wochen hier auf, und der Bereich, in dem er dann wohnte, war natürlich sauber.
    Dort bezogen die vier kurzerhand Quartier. Sie wollten ja nicht längere Zeit hier verweilen; wichtig war nur, dass ihr Gepäck nicht in einer staubigen Kammer liegen musste.
    Rhett ging zur Garage hinüber. Dort parkte der Rolls-Royce Phantom - nicht das neue BMW-Modell, wie Nicole es neuerdings besaß, sondern noch der alte Klassiker aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. Auch wenn er lange nicht mehr gefahren worden war, waren Auto und Garage nahezu staubfrei. Der Zündschlüssel steckte. Rhett ließ sich auf dem Fahrersitz nieder - natürlich rechts - und startete. Der Motor sprang sofort an und lief rund.
    »Das ist eben noch britische Wertarbeit«, schmunzelte der Erbfolger und schaltete den Motor wieder aus. Dann kehrte er zu den anderen zurück.
    »Ein vierrädriges Fortbewegungsmittel haben wir«, sagte er. »Es ist sogar fahrbereit.«
    »Der Rolls-Royce«, erinnerte Zamorra sich. »Ja, klar. Dann können wir ja bequem zum Loch Ness fahren und brauchen Gryfs Kräfte nicht schon wieder zu beanspruchen.«
    »Wisst ihr, was an dem zeitlosen Sprung ideal war?«, fragte Nicole. »Dass wir nicht durch England mussten. Die Überflutungen sind zwar längst vorbei, aber es dürfte immer noch allerorten Schlammchaos herrschen.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Solange London und der Raum um Merlins Burg nicht betroffen sind… Ändern können wir die Naturgewalten ohnehin nicht. Wenn es irgendwo zuschlägt, schlägt es eben zu. Es hätte unser schönes Loiretal ebenso treffen können.«
    Er streckte den Arm aus in Richtung der Burggarage. »Dann wollen wir mal gen Loch Ness rumpeln.«
    »Rumpeln?«, empörte sich Rhett. »Das ist ein Rolls-Royce, mein Sohn. Schon vergessen? Ein Rolls rumpelt nie!«
    Mein Sohn, hat er gesagt , dachte Zamorra. Daran erinnert er sich also auch.
    In seinem letzten Leben als Bryont hatte er Zamorra adoptiert… als eine Ehrung ganz besonderer Art. Seit damals hatte der Dämonenjäger durchaus den Anspruch, sich »Zamorra ap Llewellyn« zu nennen - was er aber nie tat.
    Gemeinsam suchten sie die Garage auf. Nicole nahm sofort auf dem Fahrersitz Platz. »Sag mal, Erbfolger «, sagte sie. »Bevor wir trotz Rolls-Royce-Qualität auf der Strecke liegen bleiben - müssen bei so alten Autos nicht unzählige Schmiernippel an den unzugänglichsten Stellen…«
    »Keine Sorge«, beruhigte Rhett sie. »Für so was habe ich damals immer ein Serviceteam der Firma kommen lassen. Und weil der Wagen seit meinem… hm… Generationswechsel praktisch nicht mehr bewegt wurde, wird er noch etliche tausend Meilen schaffen, bevor der nächste Abschmierdienst fällig wird. Fahr ruhig los. Und vergiss nicht, dass auf den britischen Inseln Linksverkehr gilt. Oder soll ich vielleicht besser selbst fahren? Hier schaut ja keiner hinterher.«
    »Lass nur. Ich fahre nicht zum ersten Mal auf den britischen Inseln. Früher hatten wir doch immer ein Auto in London stationiert, bis wir das Beaminster-Cottage aufgeben mussten.« [5]
    Zamorra öffnete das Garagentor und schloss es wieder, als Nicole den Rolls-Royce nach draußen gebracht hatte. »Hier sollte eine Automatik eingebaut werden, die vom Auto aus per Fernsteuerung bedient wird«, schlug er vor, als er zustieg. »Würde 'ne Menge Muskelarbeit ersparen.«
    »Wir wollen's mit der modernen Technik nicht übertreiben, und Muskelarbeit hat noch niemandem geschadet«, brummte Rhett.
    Sie fuhren den schmalen Weg hinunter nach Cluanie und dann auf der Durchgangstraße weiter in Richtung Loch Ness. Nicole erwischte sich immer wieder dabei, nach dem Motorgeräusch zu lauschen, aber nichts war zu hören. Die Maschine selbst lief schon leise, den Rest nahm die Schallisolierung weg. Man sagte Rolls-Royce nach, das lauteste Geräusch während der Fahrt sei das Ticken der Uhr.
    Das stimmte - bis heute, wie sie von ihrem eigenen Phantom wusste…
    ***
    Loch Ness zog sich als lang gestreckter Schlauch über eine Ausdehnung von gut 40 Kilometern. Im Norden verengte sich der See zu einem breiten Fluss, um bei Inverness in den Moray Firth und damit in die offene See zu münden.
    Sie fuhren nicht bis nach Inverness. Schon lange vorher bog Nicole von der Hauptstraße ab auf einen Seitenweg, der nicht einmal asphaltiert war, aber direkt an den See führte. Sie waren schon einmal hier gewesen, als sie Nessie kennenlernten. Gut 22
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