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0871 - Der silberne Tod

0871 - Der silberne Tod

Titel: 0871 - Der silberne Tod
Autoren: Jason Dark
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können.«
    »Aber du wußtest Bescheid.«
    »Das stimmt.«
    »Und du hast nichts gesagt.«
    Bloch hob die Schultern. »Versuche einmal, auch mich zu verstehen, John. Es gab da die Aussage einer Zeugin, und obwohl sie sehr sicher klang, konnte ich einfach nicht glauben, daß es Hector de Valois gewesen sein sollte, der diese Taten begangen hatte. Das Paßte einfach nicht zu ihm, das ging gegen alles, was wir bisher von ihm kannten. Deshalb war ich unsicher. Ich habe euch Bescheid gegeben, ihr seid gekommen, denn ihr solltet ja meine Zeugen sein.« Er hatte während der Worte auch Suko angeschaut, der schräg neben mir stand. »Ich wollte, daß ihr beide unvoreingenommen wart, und das ist mir auch gelungen. Daß sich die Lage dermaßen zuspitzen würde, damit habe ich zwar gerechnet, diesen Gedanken aber so gut wie möglich aus meinem Kopf verbannt.«
    »Stimmt wohl.«
    »Ist es geflohen?« fragte Suko. Aus seinen Worten sprach wieder der Polizist.
    »Ja, und ich konnte es nicht stoppen. Es lief über die Straße.« Ich deutete die Richtung an.
    Suko drehte sich langsam um und ging auf den anderen Graben zu. »Du wirst nichts mehr finden«, rief ich ihm nach. »Es ist einfach zu schnell gewesen. Ich habe ihm noch nachgeschossen, weiß aber nicht, ob ich es erwischen konnte.«
    »Laß mich trotzdem etwas tun.« Es war typisch für ihn. Obwohl es ihm nicht gutging, wollte er nicht den Leidenden spielen. Dabei bewegte er sich noch immer wie im Zeitlupentempo, und als er die andere Seite erreicht hatte, holte er seine kleine Lampe hervor und leuchtete mit dem scharfen Strahl den Boden ab. Was er suchte, wußten wir nicht, aber wir ließen ihn in Ruhe.
    Ramona kam zu uns. »Wir können ihn hier nicht liegenlassen«, sagte sie leise. Mit einem Taschentuch wischte sie die Tränen aus den Augen.
    »Ja, das stimmt«, sagte ich.
    »Ich bringe ihn zurück zum Haus.«
    »Und was machen wir?« fragte der Abbé.
    »Das weiß ich noch nicht. Fest steht, daß wir Hector de Valois stellen müssen.«
    »Es setzt voraus, daß er ein Ziel hat.«
    »Sicher, und wir kennen es. Sein Versteck ist doch hervorragend.«
    »Die Kathedrale der Angst.«
    »Eben.«
    »Mein Fahrzeug ist zu klein. Ich kann euch nicht mitnehmen«, erklärte Ramona.
    »Leider. Zu Fuß können wir auch nicht gehen.«
    »Wir sollten uns im letzten Ort einen Wagen besorgen«, schlug der Abbé vor.
    »Ist das möglich?«
    Er hob die Schultern. »Bei einer genügend hohen Kaution schon, denke ich mal. Vorausgesetzt, wir finden jemand, der um diese Zeit noch auf den Beinen ist.«
    Suko kehrte zurück. Als wir sein leises Lachen hörten, war das Thema vorerst für uns gestorben.
    »Manchmal ist es schon gut, wenn man sich nützlich macht.« Er hob den linken Arm an und richtete den Strahl der Lampe gegen seine Hand. »Schaut mal her, was ich hier habe.«
    Drei Augenpaare konzentrierten sich auf das Fundstück, das zwischen Daumen und Zeigefinger klemmte. Es war eine Scherbe oder sah zumindest so aus wie eine Scherbe. Bei genauerem Hinsehen mußten wir uns von dieser Vorstellung lösen, denn Scherben sahen im Prinzip anders aus. Suko hatte einen breiten Knochensplitter entdeckt, ein Stück Gebein, das sogar silbrig schimmerte.
    »Was sagt ihr nun?«
    »Ausgezeichnet«, lobte ich ihn.
    »Ich fand es im Graben, John. Du mußt ihn mit deiner Kugel erwischt haben.«
    »Leider ist er nicht…«
    »Sprich nicht weiter, bitte. Wo, so meinst du, hat dieser Splitter einmal gesessen?«
    »Hm… er ist gebogen, denke ich.«
    »Genau.«
    »Am Kopf«, sagte Bloch und strich aufgeregt durch sein weißes Haar. »Die Krümmung weist darauf hin, daß es ein Stück von der Schädelplatte ist oder sein muß.«
    »Einverstanden«, sagte Suko. »Was ist mit dir, John?«
    »Ich schließe mich an.«
    »Wunderbar.« Suko steckte die Scherbe ein. »Jedenfalls wissen wir jetzt, daß der knöcherne Rächer gegen geweihtes Silber immun ist. Man darf ihn nicht unterschätzen.«
    Da waren wir uns einig. Wir sprachen auch mit Suko über den Plan, uns ein Auto im zurückliegenden Ort zu besorgen. Er war einverstanden, auch damit, daß Ramona die Leiche ihres Onkels zunächst einmal mit ins Haus nahm. Um die Beerdigung würden sich andere Kümmern, und wir baten sie auch, zunächst einmal die hiesige Polizei aus dem Spiel zu lassen, denn keiner von uns konnte wissen, wie sich der Fall noch entwickelte.
    »Dann wollt ihr das Skelett wirklich suchen?« fragte sie.
    »Wir müssen es«, erwiderte ich
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