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0870 - Plondfair, der Berufene

Titel: 0870 - Plondfair, der Berufene
Autoren: Unbekannt
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Freude trüben muß."
    „Schon gut", sagte Plondfair matt. „Bestellen Sie meiner Nährmutter meine besten Wünsche und richten Sie ihr aus, daß ich zu ihr unterwegs bin."
    Die Verbindung riß ab.
    So, wie der Arzt gesprochen hatte, mußte Plondfair davon ausgehen, daß Koßjarta Sehr schlimm verletzt war. Vielleicht lag sie sogar im Sterben.
    In diesem Zustand, dachte Plondfair, konnte er seine Nährmutter nicht ihrem Schicksal überlassen. Aber am Tag des Blumenwindes sollte er Der Berufung folgen und ins Torgnisch-System reisen. Plondfair wußte nicht, was er tun würde, und er hatte plötzlich das Gefühl, sich in einer ausweglosen Situation zu befinden.
     
    *
     
    Koßjarta war bei Bewußtsein und sie lächelte, als Plondfair das Krankenzimmer betrat.
    Einen Augenblick lang erschienen Plondfair all seine Sorgen angesichts dieses Lächelns unbegründet, doch dann sah er, daß es in einer Grimasse von Schmerzen erstarb. Er entdeckte die Anschlüsse eines Lebenserhaltungssystems an Koßjartas Körper und hatte Mühe, seine Bestürzung zu verbergen.
    „Koßjarta!" rief er sanft und ging auf das Bett zu. „Ich habe inzwischen von dem Unfall gehört, der sich ereignet hat."
    Er setzte sich zu ihr und ergriff ihre Hand.
    „Es sieht nicht gut aus", sagte sie.
    „Mach dir keine Sorgen", versuchte er sie zu trösten. „Die Ärzte werden dir helfen. In ein paar Wochen bist du wieder gesund, und alles ist wie früher."
    „Glaubst du?" fragte sie skeptisch. „Irgend etwas ist mit meinem Rücken nicht in Ordnung. Ich kann mich nicht bewegen."
    „Du solltest mit dem Großen Flehen beginnen", schlug er spontan vor. „Das Alles-Rad wird dir helfen."
    Sie sah ihn überrascht an.
    „Seit wann glaubst du daran, daß das Alles-Rad Wunder vollbringen kann?"
    „Ich habe Die Berufung erhalten!" Nun war es heraus. Plondfair hatte zunächst gezögert, es seiner Nährmutter mitzuteilen, denn er wußte nicht, ob die damit verbundene Aufregung ihr schaden konnte. „Am Tag des Blumenwindes muß ich ins Torgnisch-System reisen."
    Sie entspannte sich und schloß die Augen.
    „Ich wußte, daß du eines Tages zu den Auserwählten gehören würdest.
    Was für eine Ehre: Plondfair, mein Pflegesohn, erhält Die Berufung. Das ist der schönste Augenblick in meinem Leben."
    Plondfair wurde von einem Gefühl der Zuneigung überwältigt. Da lag diese todkranke Frau und dachte an nichts anderes als an das Glück ihres Pflegesohns.
    „Das Alles-Rad wird dir helfen", wiederholte Plondfair drängend. „Du mußt mit dem Großen Flehen beginnen."
    Sie sah ihn traurig an.
    „Ich habe es bereits versucht", gestand sie. „Aber es will mir nicht gelingen, mich mit Hilfe von Meditationen in Trance zu versetzen. Ich habe nicht die richtige innere Einstellung dazu."
    Plondfair schluckte. Er fühlte sich schuldbewußt, denn schließlich hatte er in endlos langen Diskussionen Koßjarta davon überzeugt, daß es besser war, den Lehren des Alles-Rads mit einer gewissen Skepsis zu begegnen.
    „Wirst du trotzdem noch einen Versuch machen?" drängte er.
    „Ja", sagte sie ohne Überzeugung.
    Plondfair fühlte sich zunehmend verzweifelt. Koßjarta hatte sich aufgegeben. Sie wollte nicht um ihr Leben kämpfen. Der junge Wynger war jedoch entschlossen, sie unter allen Umständen zu retten.
    „Ich werde Kschur nicht verlassen, solange es dir nicht besser geht", kündigte er an.
    „Nötigenfalls werde ich bei den Kryn einen Aufschub erwirken."
    Die Kryn waren die Priester, die alle verwaltungstechnischen Arbeiten in Zusammenhang mit Der Berufung ausführten. Sie kümmerten sich darum, daß alle Wynger, die Die Berufung erhalten hatten, ins Torgnisch-System gebracht und dort bis zu ihrer Reise nach Välgerspäre betreut wurden. Plondfair wußte, daß die Kryn fanatische Anhänger des Alles-Rads waren.
    „Du willst Die Berufung aufs Spiel setzen?" stieß seine Nährmutter entsetzt hervor.
    „Plondfair, das darfst du mir nicht antun. Ich wäre todunglücklich, wenn du Die Berufung meinetwegen verlieren würdest."
    „Warum reisen wir nicht zusammen?" Die Idee war Plondfair plötzlich in den Sinn gekommen. „Koßjarta, wenn jemand so krank ist wie du, hat er das Recht, über das Rad zu gehen."
    „Ich glaube nicht, daß ich das Recht dazu habe", erwiderte sie. „Ich habe nicht einmal das Große Flehen durchgeführt. Wie könnte ich da für mich in Anspruch nehmen, über das Rad zu gehen?"
    Plondfair hörte kaum zu. Er war geradezu begeistert von seinem
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